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Geognoſtiſche Skizzen.
Geugnostische Skizen
Sächsischen Schweiz
und ihrer Umgebung.
Von
A. von Gutbier.
Mit 123 in den Text gedruckten Abbildungen.
—D E — —AU—ä—
Teipeig
Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber.
1858.
5 DEC.1899
orwork.
7
Die Geognoſtiſchen Skizzen find in der Illuſtrirten Zeitung
zuerſt erſchienen; nur durch dieſe Vermittelung wurde es
möglich, ihnen ſo viele Zeichnungen beizugeben. Dennoch
ſind mehrere bekannte Anſichten weggeblieben, die überall
leicht zu erlangen ſind, während die Beilage einzelner an⸗
ſcheinend geringfügiger Figuren durch das Beſtreben, all—
gemein verſtändlich zu werden, ihre Erklärung finden möge.
Der Text hat im Separatabdruck mehrere Erweiterun—
gen und Verbeſſerungen erfahren. In den vier Abſchnitten
iſt das ſcheinbar Gleichartige geſammelt, dabei aber mög—
lichſt auf die verſchiedenen Zeiten aufmerkſam gemacht wor—
VI Vorwork.
den, in welchen die mehrmals ſich durchkreuzenden geolo—
giſchen Begebenheiten ſich ereigneten.
Vielleicht iſt Einiges anders aufgefaßt, als man früher
gewohnt war, vielleicht iſt auch Veranlaſſung zu neuen
Unterſuchungen und Erörterungen gegeben.
Inhaltsverzeichniss.
Seite
PS ß, , EINE GEREE 3
Erſter Abſchnitt.
Verbreitung, Beſchaffenheit und Schichtung des Geſteinnnn ss. 5
Erſte Ueberſicht. — Grenzen der Unterſuchung. — Sandſtein, Pläner und
Plänerkalkſtein.— Schräge Schichten zwiſchen wagrechten Bänken. — Einftiger
Uferrand, größte Mächtigkeit. — Verſteinerungen. — Linie des Elblaufs. —
Flachgeneigte Schichten in N. — Senkrechter Abſturz gegen SO. — Steil—
geneigte Schichten in SO. — Erzgebirgiſche Hebung.
| Zweiter Abſchnitt.
Serklüftung. Baſalt und deſſen Einwirkung. Granitüberſchiebunn g...
Quaderform. — Sphäroidiſche Formen. — Abſonderung, nachgewieſen am
Goriſchſtein. — Längenabſonderung, faſt mit der Elblinie zuſammenfallend. —
Querabſonderung und Baſalt. — Schräge Zerklüftung. — Baſalte: auf dem
Rücken des Erzgebirges, im Quaderſandſteingebiete, im Granitgebiete. —
Einwirkung des Baſaltes auf die nächſte Umgebung; Urſache der erzgebir—
giſchen Hebung. — Ueberſchiebung des Lauſitzgranites. — Juraſchichten und
Verſteinerungen. — Einwirkung beider Bewegungen auf das Elbthal, auf
den Lilienſtein, auf die Gebirgsgruppe um den Winterberg. — Thäler zu—
nächſt dem Granit. >
Dritter Abſchnitt.
Eroſion in der Diluvialzeit. Auswaſchung der obern Etage des Sand-
P , kn.
Gipfelflächen. — Seitenflächen. — Aelteſte Schluchten. — Diluvialmeer. —
Nebelbild des einſtigen Fiordes. — Terraſſenbildung. — Meeresgrund. — Lehm.
— Gerölle. — Sand. — Blöcke a. d. Nähe. — Erratiſches Diluvium. — Süß—
27
VIII Inhaltsverzeichniß.
f Seite
waſſerquarz. — Schliffflächen der Blöcke-und Geſchiebe. — Thierreite. — Aus⸗—
waſchung des tiefen Elbgrundes. — Löſung der böhmiſchen Seebecken. — Aus⸗
waſchung der Nebenthäler. — Waſſerfälle und Rieſentopfbildung. — Gottleube⸗
thal. — Nebenthäler der rechten Elbſeite. — Wolkenbrüche. — Kalktuff. —
Waſſerführung. — Sumpfige Hochflächen. — Schwitzwaſſer. — Quellen:
des obern Bielagrundes, der Plänerregion, des untern Bielagrundes, des
Elbgehänges. — Hauptbäche und Waſſerarmuth der rechten Elbſeite. —
Kamnitzgrund. — Vegetation.
vierter Abſchnitt.
Verwitterung , c
Formen der Gipfel. — Auflockerung der Schichten. — Glatte Flächen. —
Zerſtörung zunächſt dem Boden. — Ausfreſſungen. — Höhlenbildungen. —
Felſenüberhänge. — Nebelzone. — Flechten. — Tyſſaer Wände. — Felſen⸗
ſtürze. — Schluß.
Zur
Titeratur und Kartographie der särhs.-böhmischen Schweiz,
Benutzte oder nachzuleſende Werke.
Cotta, B., Der innere Bau der Gebirge. 1851.
5 Erläuterungen zu Sektion VI der geogn. Karte von Sachſen. 1839.
f . See 8 1 = net)
„Geognoſtiſche Wanderungen. II. 1838. (Hohnſtein.)
„Geologiſche Bilder. 1856.
Geinitz, Charakteriſtik der Schichten und Petrefakten des ſächſiſch-böhmiſchen
Kreidegebirges. 1839 — 43.
„Quaderſandſteingebirge u. ſ. w. in Deutſchland. 1849 — 50.
Götzinger, Geſchichte und Beſchreibung des Amtes Hohnſtein. 1786.
— „ Schandau u. ſ. w. oder Beſchreibung der ſächſiſchen Schweiz. 1804.
Gumprecht, Beiträge z. geognoſtiſchen Kenntniß Sachſens u. Böhmens. 1835.
Jenzſch, Ueber Amygdalophyr und deſſen Altersverhältniß zum Quaderſandſtein.
Leonh. Jahrb. 1854. Heft IV.
Naumann und Cotta, Erläuterungen zu Sektion X der geognoſtiſchen Karte
von Sachſen. 1845.
Odeleben, v., Kommentar zur Karte der ſächſiſchen Schweiz. 1830.
Otto, v., Additamente zur Flora des Quadergebirges. I. 1852. II. 1854.
Reuß, Geognoſtiſche Skizzen aus Böhmen, 1840, nach einer Anführung von
Cotta.
Schiffner und Naumann in Gäa von Sachſen.
Beſchreibung der ſächſiſch-böhmiſchen Schweiz.
Weiß, Ueber einige geognoſtiſche Punkte bei Meißen und Hohnſtein. 1827.
(Karſt. Arch. B. XVI. S. 3.)
7
vorzüglichſte Karten.
Geognoſtiſche Karte von Sachſen. Sektionen: VI. ee VII. Zittau.
X. Dresden. XI. Freiberg-Teplitz.
Karte des Elbſtromes innerhalb des Königreichs Sachſen. 1850 — 55.
Sektionen: XII. Pirna. XIII. Königſtein. XIV. Schandau. XV. Hernis⸗
kretſchen.
Reiſekarte zur Beſchreibung der ſächſiſch-böhmiſchen Schweiz von Albert
Schiffner.
Spezialkarte der ſächſiſch-böhmiſchen Schweiz; nach der vorigen benrkeiit von
Fort, mit Hinzufügung böhmiſcher Gegenden.
Topographiſcher Atlas des Königreichs Sachſen, bearbeitet von De
Sektionen: Dresden, Stolpen, Sürplüs, Roſenthal.
Topographiſche Karte der Umgegend von Hohnſtein und Schandau, v. Ode—
leben 1830, revidirt 1856.
Geognoſtiſche
Skizzen aus der ſächſiſchen Schweiz.
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Einleitung.
Die ſogenannte ſächſiſche Schweiz und das ihr angrenzende Böh—
men ſind ſeit einer Reihe von Jahren ſo vielfach beſchrieben, in Karten
und Landſchaftsbildern dargeſtellt worden, daß man glauben könnte,
es ſei dieſer Stoff für das größere Publikum vollſtändig erſchöpft.
Noch iſt aber die geognoſtiſche Seite übrig, welche den innern Bau
des Felſenlandes betrachtet, damit das Gebirgsäußere vergleicht und
zu intereſſanten Schlüſſen auf die einſtige Entſtehung des Bodens,
auf ſeine allmälige Umformung und die Ausbildung des jetzigen
Gebirgscharakters führt. Wi
Deſſen bald erhabene, bald groteske Natur gewährt eben den
eigenthümlichen Reiz, welcher jährlich Tauſende von Reiſenden aus
weiter Ferne, Schaaren von Beſuchern aus der Nähe herbeizieht.
Dieſe außerordentliche Frequenz wird durch Dampfſchifffahrt und
Eiſenbahn bewirkt. Die Stationen dieſer Verkehrsmittel, die Zeiten
der Ankunft und Abfahrt beſchränken aber auch viele der Reiſenden
auf gewiſſe Haupttouren, welche mit den Führern in größter Eile
durchzogen werden, um nur zur rechten Zeit wieder im Elbthale zur
Weiterreiſe oder Rückfahrt einzutreffen. Hierdurch geht manche ſchöne
Partie verloren und die meiſten für den Gebirgsbau wichtigen Punkte
läßt man unbeachtet zur Seite liegen.
Solche Punkte in landſchaftlichen Skizzen vorzulegen, die Auf—
merkſamkeit der ſpäteren Beſucher des Sandſteingebirges auf inter—
eſſante geologiſche Fakta zu lenken, zugleich auch manchem frühern
Reiſenden ergänzend den Felsbau der Gegenden, wohin er nicht kam,
darzuſtellen, iſt der Hauptzweck dieſe Schrift.
4 X Einleitung.
Die werthvollen, ſtreng wiſſenſchaftlichen Unterfuchungen der
vaterländiſchen Gebirgsforſcher, der Profeſſoren Naumann, Cotta und
Geinitz, ſind hierbei vielfach benutzt worden; aber auch die Zeich—
nungen in dieſen Blättern und deren Erläuterung werden als Belege
für die dort aufgeſtellten Sätze dienen.
Die Entſtehung des hier zu behandelnden Quadekſund
fällt in die geologiſche Epoche der jüngſten ſekundären Formation,
in die der Kreidebildung, und wenn ſchon eigentliche weiße Kreide
hier in Mitteldeutſchland nicht gefunden wurde, jo iſt doch beſtimmt
nachgewieſen, daß die Schichten derſelben inmitten derer des Quader—
ſandſteins einzureihen fein würden ).
) Vgl. Geinitz, „Quaderſandſteingebirge oder Kreidegebirge in Deutſch—
land“, 1849 — 50.
rler O bſchnitt
Verbreitung, Beſchaffenheit und Schichtung des Geſteins.
Schon aus der Gegend von Dresden erblickt man gegen Süd
oſten die Felſen des Quaderſandſteingebirges, der ſogenannten Säch—
ſiſchen Schweiz. Will man in größerer Nähe ſich einige Ueberſicht
verſchaffen, ſo iſt der Porsberg bei Pillnitz zu empfehlen. Man
ſieht von ihm den aus dem weitern Elbthale unterhalb Pirna bis
zur Grenze Böhmens allmälig anſteigenden Boden als eine nord—
öſtliche Fortſetzung der aus Gneis und Schiefer zuſammengeſetzten
Höhen des Erzgebirges; aber die in verſchiedenen Gruppen meiſt als
abgeſtumpfte Kegel von jenem Boden aufſtrebenden Felsberge, der
tief eingeſchnittene Elbgrund, die langgeſtreckten Wände der rechten
Elbſeite, endlich das großartige Felſengewirr nördlich und öſtlich des
großen Winterbergs zeigen, daß man es mit einer andern Gebirgs—
natur zu thun hat, mit der des Quaderſandſteins.
Das nachſtehende Schema legt dar, wie die Hauptpunkte von
Nordweſt nach Südoſt ſich erheben.
Baſtei. Brand. Hohe Liebe. Kl. Winterberg.
* = * *
939. 973. 1247. 1530.
Pirna. Bärenſtein. Lilienſtein. Schrammſtein. Gr. Winterberg.
* * * * *
350. 1011. 1257. 1249. 1721 Baſalt.
1550 Sandſtein.
Königſtein. Pabſtſtein. Roſenberg.
1115. Goriſchſtein. Sandſtein.
1395. 1200.
Kegelſtein. . Kasitein. Gr. Zſchirnſtein.
1205. 1440. 1721.
Von Pirna bis Winterberg, *
Elbrichtung: Weit 22° Nord. SAU
Don Schneeberg über Grund,
Srzgebirgss Richtung: Oſt 19° Nord.
Von Schneeberg nach Goriſchſtein.
Hohe Schneeberg Tetſchen.
Nordlinie. )
2209 400,
6 Erſter Abſchnitt.
Abermals andere Bergformen tauchen auf, wenn wir vom hohen
Schneeberge nach Böhmen hineinblicken. Es ſind die Kegel des
Phonolithes und Baſaltes im Mittelgebirge. Wo ſie bei Tetſchen
dem Sandſtein ſich nähern, iſt die Grenze für dieſe Skizzen gezogen.
Oeſtlich konnte das Sandſteingebiet nur bis Böhmiſch-Dittersbach
betrachtet werden ). ?
In Sachſen tritt von Nordoſten das lauſitzer Granitgebirge
beſchränkend heran. Die Linie iſt über Hinterhermsdorf, Hohenſtein
nach Dittersbach zu ziehen, ſodaß der Ausſichtspunkt „Schönhöhe“
bei letzterm Orte noch auf Sandſtein ſteht. Weſtlich haben wir das
Zuſammentreffen mit dem Erzgebirge ſchon angedeutet. Eine Linie
von Pirna gegen Gießhübel und Hellendorf begrenzt die Hauptmaſſen
der Sandſteinbildung. Verwandte Geſteine bilden jedoch die Gehänge
des Elbthales auf der linken Seite bis faft in die Gegend von Meißen,
wo ſie auf das rechte Ufer übergehen und zuletzt bei Weinböhla und
im Tunnel der leipzig-dresdner Eiſenbahn angetroffen werden. Spo—
radiſche Reſte des Quaderſandſteins treffen wir bei Jungferndorf un-
fern Nollendorf auf dem Rücken des Erzgebirges, ferner hoch an
deſſen nördlichem Abhange, als den Fuß des ſchönwalder Spitzber—
ges oder Sattelberges, ſodann in der dippoldiswalder und pauls—
dorfer Haide, endlich im tharandter Walde. Eine ähnliche Inſel
von Sandſtein findet ſich auf der Höhe des rechten Elbufers bei
Weißig unfern Pillnitz.
*) Der Quaderſandſtein und die ihm zugehörigen Geſteine erſtrecken ſich näm—
lich von der ſächſiſchen Grenze in ſüdöſtlicher Richtung noch 30 Meilen weit nach
Böhmen hinein bei einer ungefähren Breite von 10 bis 12 Meilen, ſodaß ſie einen
Flächenraum von weit über 200 OMeilen, größtentheils im nördlichen Gebiete
der Oberelbe, einnehmen. Die Umgebungen des Oybin an der ſächſiſchen Grenze
unfern Zittau, die adersbacher Steine, die Heuſcheuer im Glaziſchen, der Paß
der Eiſenbahn von Prag nach Brünn in Mähren, im Thale der Zwittawa, der
Sandſtein von Kaden an der Eger liegen an den Rändern dieſer Fläche. Die
einſtige Verbindung des hier nach ſeinen Grenzen bezeichneten, der Hauptſache
nach böhmiſchen Beckens, mit dem Quaderſandſtein und Pläner der Gegend zwi—
ſchen Görlitz, Bunzlau und Löwenberg in Schleſien, ſowie ferner mit dem nord—
deutſchen Kreidegebirge, deſſen Feuerſteine erratiſch bis in unſere Gegenden zer—
ſtreut ſind, konnte hier nicht nachgewieſen werden. Wohl aber iſt auffällig, daß,
wenn dieſe Verbindung in großer Breite vorhanden war, an dem Nordrande des
Bergzuges ſüdlich Bautzen, oder in dem gewiß uralten Längenthale von Neukirch
über Putzkau nach Biſchoffswerda, jetzt etwa 1000 Fuß über dem Meere, nicht
Reſte des Quaderſandſteins oder Pläners ſich erhalten haben. — Darum iſt auch
Erſter Abſchnitt. 7
Der Sandſtein beſteht gewöhnlich aus den feinſten, ſeltener
— und zwar meiſt in den oberſten Lagen der Felsmaſſen — aus
gröberen Quarzkörnchen, durch ein thoniges, bisweilen durch ein kie—
ſeliges Bindemittel zuſammengehalten; er iſt geſchichtet, d. h. die
Sandkörner ſind in dünnern und ſtärkern Lagen aufeinander gehäuft,
oft treten auch thonig-kalkige Lagen ein; zwiſchen Pirna und Mei—
ßen herrſchen ſogar dünngeſchichtete thonig-kalkige Geſteine vor. Sie
werden gewöhnlich Pläner, und wo in den oberſten Lagen der Kalk
vorherrſcht, Plänerkalkſtein genannt.
Eiſenocker kommt im Sandſtein theils in feſten Partien, ſoge⸗
nannten Eiſenſchlieren vor, theils färbt er den urſprünglich weißen
Sandſtein gelb und bräunlich.
g. 1. Serpula gordialis.
v. Schloͤtheim. Bannewitz.
ö 9 ‚Turritella
- 5 granulata.
Fig. 2. Peclen (Stein⸗ . Sowerby.
kern). Königſtein. Fig. 3. Asterias Schulzii. Cotta und Reich. Königſtein. Tyſſa.
Betrachten wir in den Steinbrüchen ) die Schichtungsflächen
auf den rieſenhaften durch Unterarbeiten herabgeſtürzten Blöcken, ſo
werden uns jedenfalls die Eindrücke und Steinkerne großer Muſcheln
und anderer niederen Thiere, wie ſolche ähnlich noch in unſeren
die Annahme eines bis bei Meißen ſich erſtreckenden Meerbuſens im Nachſtehen—
den beibehalten worden. —
.) Die techniſche Wichtigkeit des Quaderſandſteins iſt bekannt. Die in den
Steinbrüchen gewonnenen Werkſtücke werden beſonders auf der Elbe verführt und
ſind in Berlin, Hamburg und Kopenhagen ein geſuchtes Baumaterial.
8 Erſter Abſchnitt.
Meeren leben, auffallen. Eine kleine Auswahl iſt abgebildet: Der
Seeſtern (F. 3) kommt am ſeltenſten vor. Deſto zahlreicher findet
man in allen Schichten den (F. 5) abgebildeten Seeigel. Von
dieſer Art kennt man jedoch die Stacheln, — welche das Geſchöpf
als „Igel“ charakteriſiren ſollen — nicht, und die Exemplare im
Sandſtein ſind ſo mangelhaft erhalten, daß man auch die Warzen
für die Stacheln nicht bemerkt und nur die Fühlergänge ausgeprägt
findet. Die kleine Wurmröhre (F. 1) Serpula gordialis, — s.
plexus. Sowerby — erlangt beſondere Wichtigkeit durch ihre große
Verbreitung; denn ſie kommt ſchon in bedeutenden Anhäufungen im
untern Pläner des Tunnels — ſ. weiter unten — vor, ſodann ſetzt
ſie, mit Sand, wenigen Korallentrümmern und Muſchelſchaalen ver⸗
miſcht, in Millionen von Exemplaren, eine Schicht über dem untern
Quaderſandſtein des Horkenberges “) allein zuſammen. Endlich ſieht
man an den Hohldrücken vieler Muſcheln im obern Quaderſand⸗
ſtein der ſächſiſchen Schweiz, wie die Serpeln jenen Körpern aufgeheftet
waren. — Von Thurmſchnecken (F. 4) ſieht man faſt nur bei Tyſſa
gut erhaltene Exemplare. — Die Steinkerne der Kammmuſcheln (F. 2)
ſind bei Königſtein nicht häufig. Deſto häufiger ſieht man die einer
andern Species im Quaderſandſtein der Dippoldiswalder Haide.
Protocardia Hillana (F. 6) findet ſich im untern Quaderſandſtein
bei Tyſſa, im obern Quaderſandſtein bei Königſtein, zugleich im
verſteinerungsreichen Kalkſchiefer des Libanon, in 6000“ Höhe über
dem Mittelmeer. Der eigenthümliche Bau mit Querſtreifen und zu⸗
gleich mit radialen Rippen an der Seite zeichnet ſie vor andern
Herzmuſcheln (Cardium) aus. — Die Steckmuſchel iſt ſehr gemein
in der ſächſiſchen Schweiz und wird von den Steinbrechern gewöhn—
lich für den Abdruck eines Fiſches gehalten. Die Außenſeite von
P. diluviana (F. 8) iſt nie ſo regelmäßig gefunden worden, als ſolche
der Künſtler dargeſtellt hat. Die Längsrippen der Steinkerne ſind
nur vielfach durch unregelmäßige Querfalten unterbrochen — Pinna
Cottai iſt glatt mit leichten Querfalten. — Die Terebratel (F. 7)
mit durchbohrter Rückenſchaale kommt oft vor, z. B. zuſammengehäuft
im Innern der Steckmuſcheln und Nautiliten. Sie mögen in den
leeren Schaalen gelebt haben.
) Bei Bannewitz ſüdlich Dresden.
Erſter Abſchnitt. 609
Fig. 5. Spatangus cor anguı-
num. Lamark. Seeigel.)
.
; = : Fig. 7. Terebra-
Fig. 6. Protocardia Hillana. tula plicatilis. So— . Sa 8
Sowerby. Tyſſa. Königſtein. werby. Königſtein. Fig.8.Pinna diluviana. v. Schlotheim. Königſtein.
Sodann finden ſich zwiſchen ſchwachen Lagen von Letten oder
Thon mannigfache gewundene, verzweigte und verſchlungene, walzige
oder plattgedrückte Körper, zum Theil von Seegewächſen, ſogenannten
Algen (F. 12), zum Theil von Seeſchwämmen herrührend; biswei—
len auch die Spuren von Würmern, welche auf dem einſt weichen
Meeresſchlamme einherkrochen.
Sehr häufig kommen Höhlungen vor, mit bröcklicher Steinkohle
erfüllt. Ihre Wände zeigen Abdrücke von Holzſtruktur zugleich mit
meiſt linſenförmigen Körpern von feinem Sandſtein: Ausfüllungen
von Bohrlöchern einſtiger Thiere (F. 9 — 11). Es wurden auch,
durch umſchließenden Thon vor der Zerdrückung geſchützt, feſte Kohlen—
ſtücke mit Bohrlöchern in der normalen Birnenform gefunden, ſodaß
man überall nur an Fragmente von Treibholz denken kann, welche
von Bohrwürmern bearbeitet wurden, im Meere zu Boden ſanken,
in den Sandſtein oder Thon eingeſchloſſen wurden und zuletzt der
Verkohlung unterlagen *).
) Oft liegt eine mit dieſer bröcklichen Kohle erfüllte Höhlung in der Länge
eines Fußes ſchräg in feſtem Sandſtein und verdirbt vielleicht den Boden eines
10 Erſter Abfchnitt.
Fig: 10. Sandſteinfragment, worin eine
Höhlung mit Kohlenpulver. Bohrlochaus—
füllungen zuſammengedrückt.
Fig. 9. Sandſtein mit Abdruck
von Treibholz, worauf zuſam⸗ Fig. 11. Treibholzfragment, verkohlt,
mengedrückte Bohrlochausfüllun— mit Bohrlöchern von Pholas Scle—
gen. Königſtein. rodites. Geinitz. Naundorf.
Fig. 12. Alge von einer Schichtungsfläche des Sandſteins. Königſtein.
Dieſe Vorbetrachtungen waren nothwendig, um beim Leſer die
Ueberzeugung zu begründen, daß das Sandſteingebirge einſt als
ſteinernen Troges, der 30 Kubikfuß halten ſollte, man entdeckt den Schaden aber
nicht eher, als bis die Arbeit faſt vollendet iſt. — Die in den thonigen Lagen
bei Naundorf, Pirna u. ſ. w. vorkommenden Kohlenſtückchen haben wiederholt
Veranlaſſung zu koſtſpieligen und nutzloſen Verſuchsbauen auf Steinkohle gegeben.
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Erſter Abſchnitt.
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12 Erſter Aſchnitt.
Meeresſand ſich abſetzte und ſodann erhärtete. Es iſt dies aber auf
höchſt regelmäßige Weiſe geſchehen, denn wir treffen gleich beim Ein—
tritte zwiſchen die anfangs niedrigen Wände des Elbthales bei Pirna
nur wagrechte Schichtungsklüfte, welche die Geſteinbänke trennen.
Ebenſo ſind die vorſtehenden Nähte, welche den Wechſel feſterer und
weicherer Schichten bezeichnen, horizontal.
So hoch auch die Felſen übereinander gebaut ſein mögen, die,
verwittert und mit Flechten überzogen, noch ihr altergraues Anſehen
bewahren, oder die in Steinbrüchen entblößt mit gelblich weißem
Schimmer faſt das Auge blenden: immer erkennt man deutlich die
Fig. 14. Die kleine Ochel im Sebnitzthale. (Wagrechte Bänke.)
ſich wiederholenden wagerechten Linien. Von Pirna bis zu den Baſtei—
felſen und dem gegenüberliegenden Rauenſteine (F. 13) bei Schan⸗
dau, bei Obergrund unfern Tetſchen gewahren wir an den tieferen
Terraſſen und höheren Wänden dasſelbe Prinzip. Mögen wir in die
Thäler der Polenz bis gegen Hohnſtein oder der Sebnitz zwiſchen die
Ochelwände (F. 14) vordringen, mögen wir die Umgebungen des
großen Winterberges (F. 15) unterſuchen, von den Schrammſteinen
bis zu den Thorwalder Wänden oder von da bis zum Prebiſchthore:
wir werden kaum Sandſteinbänke in anderer Lagerung erblicken.
Erſter Abſchnitt. i 13
Fig. 15. Aus Weber's Schlüchten, zwiſchen dem großen Zſchand und dem großen
Winterberg. (Wagrechte Bänke.)
*
Bisweilen trifft man in einer Bank zwiſchen zwei wagrechten
Schichtungsklüften an der Außenſeite ſchräge Stellung der härteren,
weniger abgewitterten Sandlamellen, den Neigungswinkel derſelben
ſchwankend zwiſchen 20 und 30°. Wenn, während der Bildung,
Stürme die Meereswellen aufregten und dieſe den abgelagerten Sand
von Neuem fortſchoben, legte er ſich ſchräg an die feſt gebliebenen
Partien. Nach eingetretener Ruhe bildete aber die regelmäßige Be—
wegung des Meeres wieder wagerechte Abſätze.
Die Felſen bei Herniskretſchen, zu beiden Seiten des Haupt—
gebäudes (Zollamt und Gaſthaus), beſonders am Eingange in den
Kamnitzgrund ), laſſen dieſe ſchräge Schichtung im Kleinen ſehr
ſchön erkennen, wie ſolche mit wagerechten Lagen abwechſelt. Am
Kuhſtall zunächſt der auf die Felſen führenden Kluft geht dieſe ſchräge
Schichtung in wellenförmige über.
Es iſt jetzt die Mächtigkeit — Geſammtſtärke — der Sandſtein—
bildung in Betracht zu ziehen. Schreiten wir dabei von Nordweſt
gegen Südoſt vor.
) Das an den Felſen eingehauene Kreuz bedeutet eine Grenzmarke.
14 Erſter Abſchnitt.
Fig. 16 Bei Herniskretſchen (Schräge Schichten in den wagrechten Bänken.)
Das Weſtende des Tunnels bei Oberau (F. 17) können wir füg⸗
lich als einſtigen Uferrand der Meeresbildung anſehen. Dort lagert
zum Quaderſandſtein gehöriger Grünſandſtein als unterſte Schicht über
den das Grundgebirge bildenden Gneisklippen; darauf liegt unterer
Pläner. In Dresden, 2½ geogr. Meilen vom Tunnel, ergeben die
arteſiſchen Brunnen für die Mächtigkeit des untern Pläners und
mit ihm verbundenen Quaderſandſteins 800 Fuß. (Das Grund⸗
gebirge iſt Rothliegendes.) Die ganze Stärke des Pläners war aber
hier noch nicht gemeſſen, da der höher im Niveau beim Dorfe Streh—
len lagernde Plänerkalk noch in Anfchlag zu bringen iſt. Schon hier
mögen wir daher 900 Fuß als Stärke der von den Gewäſſern des
Meerbuſens abgeſetzten Schichten annehmen.
Erſter Abſchnitt. 15
An den Uferrändern und auf dem Grunde lebten zahlreiche Ko—
rallen und Mollusken. Von letzteren führe ich aus dem Tunnel eine
kleine Muſchel (F. 18); von dem untern Pläner auf Syenit bei
Plauen die prachtvolle Auſterſchaale (F. 19) und die ſie begleitende
Hornſchnecke (F. 20) an.
gr. Grünſand mit einer
Gn. Gneis.
p. Unterer Pläner — frei nach Geinitz.
Einſtiger Meeresgrund am Weſtende des Tunnels bei Oberau.
Geröllſchicht aus Gneis und Granit,
Fig. 17.
Die Stachelmuſchel (F. 23) findet ſich in Strehlen und Wein—
böhla; an erſterem Orte unter den Reſten von mindeſtens 200 ver—
ſchiedenen Meeresgeſchöpfen.
In den Fluthen gaukelten damals rieſenhafte Ammoniten (F. 22)
16 | Erſter Abſchnitt.
und Nautiliten (F. 24) *), tummelten ſich zahlreiche Haifiſche, deren
Zähne (F. 21) man vollkommen erhalten findet.
Fig. 18. Terebratula nerviensis. Fig. 19. Ostrea diluviana. Linné. Untere Schaale. Un-
d' Archigc. Grünſand. Tunnel. terer Pläner. Plauen.
Fig. 20. Geritbium Bircki. Fig. 21. Oxyrhina mantellii. Fig. 22. Ammonites peramplus.
(Fragment.) Geinitz. Un⸗ Aggaſſiz. (Haifiſchzahn.) Sowerby. Plänerkalk. Strehlen.
terer Pläner. Plauen. Plänerkalk. Strehlen.
Fig. 23. Spondylus spinosus. Fig. 24. Nautilus simplex. Sowerby.
Sowerby. Plänerkalk. Strehlen. N Plänerkalk. Strehlen.
) Denn beide wurden ſchon bis zu 3 Fuß Durchmeſſer gefunden.
Erſter Abſchnitt. 17
Nach weiteren I geogr. Meilen gelangen wir wieder inmitten
der Sandſteinwände in die Gegend der Winterberge.
Die Höhe des kleinen Winterbergs iſt zu 1533 Fuß gefunden
worden. Die Höhe des großen Winterbergs, ohne den Baſaltkamm,
wird zu 1550 Fuß anzunehmen fein. Da nun für das Niveau der
Elbe am Fuße 350 Fuß gelten kann, ſo bleiben 1200 Fuß für die Stärke
des Sandſteins, die man ſogar auf 1500 Fuß ſteigern kann, da man
nicht weiß, wie tief derſelbe noch unter die Thalſohle niederſetzt ).
Dieſe Mächtigkeit von 1500 Fuß hat mithin der Quaderſand—
ſtein da erreicht, wo der einſtige Meerbuſen ſich zum freien Meere
erweiterte **), und es iſt leicht möglich, daß die darin gebildeten Schich—
ten ſich in derſelben Stärke auch nach dem innern Böhmen fortſetzen.
Welch langer Zeitraum gehörte dazu, bis das Material unter
der Waſſerbedeckung zu dieſer Höhe ſich anhäufte! — Wie viele
Generationen von Exogyra *) columba (F. 25 — 28), Lima 9)
multicostata (F. 29 u. 30), Inoceramus 49) striatus (F. 31 u. 32)
u. ſ. w., deren Modelle wir in den unterſten wie in den oberſten
Schichten unſeres Gebirges antreffen, mögen während dieſes Zeit—
raumes gelebt haben! f
Fig. 25. Exogyra columba. Sowerby. Steinkern im Fig. 26. Id. Steinkern mit der flachen
Geſtein, mit der Höhlung für den Wirbel. Königſtein Klappe oben, und den Reliefs der Muskel⸗
und überall. eindrücke. Königſtein und überall.
) Zunächſt des im Elbthale bei Mittelgrund vorſtoßenden Granits find die
Sandſteinbänke überall wagerecht gefunden worden.
*) Er war hier 4—5 geogr. Meilen breit.
) Schnörkelauſter.
7) Schiefmuſchel.
+7) Faſermuſchel.
v. Gutbier, geognoſt. Skizzen. 1 2
Erſter Abſchnitt.
Te 5
mit der Schaale. Po—
Id. Steinkern
ſtelberg. Böhmen.
Im
N
N
N
N
Fig. 29. 30. Lima multicostata. Geinitz. Königſtein.
8
8
Fig. 31. 32. Inoceramus striatus. Mantell. ed überall.
Der bisher beſchriebene Sandſtein mit wagerechten Bänken
liegt nordöſtlich einer Linie, die man ſich aus Nordweſt in Südoſt
von Pirna über Schandau bis Schmilka am Fuße des Winterbergs
Sie wird größtentheils durch den Elblauf bezeichnet.
denken kann.
Nur der Bogen, welchen der Fluß um den Lilienſtein herum beſchreibt,
Die Stein⸗
ſchneidet über jene Linie in das ſüdweſtliche Terrain ein.
brüche (F. 33), welche man an dieſem Bogen längs beider Elbufer
Erſter Abſchnitt. 39
in der Richtung von Südweſt nach Nordoſt antrifft, zeigen ein
deutliches Fallen nach Nordoſt ).
Wendet man ſich vom Städtchen Königſtein im Thale der Biela
aufwärts, ſo gelangt man nach einer Meile zwiſchen die Wände des
nach Süden aufſteigenden Bielagrundes.
Ein Fallen der Schichten, theils mit der Thalrichtung in Nord,
theils ſchräg über dieſelbe in Nordweſt findet hier ſtatt. Der Nei⸗
gungswinkel ſchwankt zwiſchen 1 und 2°. Die Felſengruppe des
Kreuzbergs (F. 34) unfern der Schweizermühle (F. 35) und unterhalb
derſelben zeigt dieſes Fallen am deutlichſten. Von denſelben Felſen
beginnend und bis zu den ſogenannten Herkulesſäulen, mithin auf
eine Entfernung von faſt 2000 Schritten, kann man an den tiefſten
Fig. 33. Die Schulhahn-Steinbrüche von Südweſt. (Flachgeneigte Bänke.)
Bänken der öſtlichen Thalwand die ſchräge Stellung der einzelnen
Sandlagen beobachten, welche ſchon von Herniskretſchen beſchrieben
wurde. Auch hier ſind die Sandlamellen in Weſt geneigt.
Kehren wir zurück zur allgemeinen Neigung der Sandſteinbänke
) An der obern Kirchleite beträgt das Fallen auf 2400 Fuß Länge der auf—
geſchloſſenen Steinbrüche 48 Fuß oder ½0, mithin etwa 1° 11“. — Die Brüche
liegen wie folgt:
Linkes Ufer Rechtes Ufer.
unter'm Mutzenhübel . .. obere Kirchleite: ſüdöſtlich |... Kiten;
untere Kirch leite... Schulhahn: weſtlich ae en
(oberhalb Strand). (unterhalb Halbeſtadt).
2 *
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URLS)
Erſter Abschnitt
|
3
Erſter Abſchnitt. | 21
in Nord und Nordweſt. Dieſer Neigung entſprechend fand Profeſſor
Naumann die wichtige Plänerſchicht am Fuße des hohen Schneebergs,
dann an den Berghängen zwiſchen Hermsdorf und Langhennersdorf,
zwiſchen Kritzſchwitz und Nothwernsdorf und bis Pirna, wo ſie faſt
in das Niveau des Fluſſes tritt *).
Das Gebirgsäußere entſpricht nun der ne nach der im
Innern gefundenen Schichtung,
und wo wir dieſe nicht unter—
ſuchen konnten, wird wieder die
Außenfläche ergänzend eintreten.
In den weſtlichſten Thei—
len, zwiſchen Pirna, Gießhübel
und den Anfängen des Bielger
Grundes herrſcht nordöſtliche
Neigung, welche von dort un—
term nördlichen Fuße des Schnee—
bergs vorbei bis an den Elb—
grund bei Niedergrund in Nord
und Nordweſt umſetzt. Dieſe
Neigung der Außenfläche findet
ſich ſogar noch in dem Dreieck
des rechten Elbufers zwiſchen
Herniskretſchen, Mittelgrund
und dem Kamnitzthale, wie der
Lauf der Nebenbäche ausweiſt. 3
Die Platten zunächſt der Elben;
von Schöna abwärts bis gegen?
die Steinbrüche vom Mutzen—
hübel bei Königſtein, und die
Fig. 35. Der Bär zunächſt der Schweizermühle im
Pirnaiſche Ebenheit fallen wie- Bilger Grunde. (Schräge Schichten zwiſchen flach—
geneigten Bänken.)
der rechtwinklig gegen den
Stromlauf, mithin in Nordoſt.
Wenn man als Kontrole für die beſchriebene Abdachung die
geneigten Gipfelflächen der Berge auf der linken Elbſeite betrachtet,
) Dieſe Plaͤnerſchicht erſcheint, wie ähnliche Thonlagen bei Naundorf und
Struppen, undurchläſſig für das Waſſer, daher treten auf ihnen die wichtigſten
Quellen der Gegend zu Tage aus.
22 Erſter Abſchnitt.
ſo entſprechen ſie zum Theil vollkommen der allgemeinen Abdachung.
So wurde der Goriſchſtein ſpeziell, — auch ſeiner innern Struktur
nach — unterſucht und die Neigung von deſſen Felsplatten in Nord—
weſt gefunden. Am wichtigſten für uns iſt die gewaltige Maſſe des
hohen Schneebergs, welche ſich von Südweſt in Nordoſt über Y,
geogr. Meile oder ½ Wegſtunde ausdehnt. Dieſe hohe Fläche iſt
ebenfalls gegen Nordweſt geneigt, die auf dieſer Seite begrenzenden
Klippen find etwa 100 Fuß hoch, dann geht der kurze Steilabfall
in die allgemeine Abdachung der Gegend über.
Fig. 36. Abfall von den Tyſſaer Wänden nach Süden.
Auf der Südoſtſeite dagegen beträgt der Abſturz der ſenkrechten
Wände und der nachfolgenden Trümmerhalden mehre 100 Fuß,
und ſo wiederholen ſich in Abſätzen ſteil abſtürzende Felswände, an
denen man ſchon eine Neigung der Schichten um 5° gegen Südoſt
wahrnimmt. Schon auf dem tiefer, weiter nach Weſten gelegenen
Schneeberger Plateau“) und an den Tyſſaer Wänden (F. 36) findet
ein ähnlicher Abbruch der Schichten nach der Südſeite ſtatt. Beim ſüd—
) Das Dorf Schneeberg, deſſen Hochfläche hier gemeint iſt, liegt 1817 Fuß
über dem Meere, mithin 400 Fuß unter dem Gipfelpunkte des Berges.
Erſter Abſchnitt. 23
1
öftlichen Herabſteigen vom Schneeberge treffen wir in einer Buchen—
region flachern Abhang; aber ſchon oberhalb Neudorf beginnen Sand⸗
ſteinfelſen mit von 10 bis 20° in Südoſt geneigten Bänken. Von
Bünauburg bis Tetſchen längs der letzten Abfälle des Schneebergs
Fig. 37. Steinerne Scheune bei Pfaffendorf, 50 Fuß hoch. GGeſtürzte Felsmaſſe.)
treffen wir überall Felswände, deren Schichten unter 25 bis 30°
nach derſelben Gegend fallen. Sie erhalten dadurch ein ganz ver—
ändertes Anſehen, im Vergleich mit den Formen, welche man in
Sachſen am Quaderſandſtein wahrnimmt. Am deutlichſten ſieht man
4
Eriter Abſchnitt.
Fig. 38. Schäferwand, Tetſchen gegenüber.
(Starkgeneigte Bänke.)
Erſter Abſchnitt. 25
dies an der prachtvollen Schäferwand (F. 38) *) bei Bodenbach,
dem Schloſſe von Tetſchen gegenüber, dann an dem Felſen ſelbſt,
worauf das Schloß ſteht.
Die Schäferwand wird durch eine tief eingeriſſene Schlucht vom
nördlich liegenden Sandſteingebirge getrennt. Der Schloßfelſen liegt
nach allen Richtungen frei. Auf 1000 Schritte nordöſtlich von ihm
liegt der Quaderberg **).
Die Bänke des Sandſteins in den Brüchen dieſes Bergs, zu—
nächſt über dem Schießhauſe, ſowie die weiter öſtlich bei Loosdorf,
ſind überall mindeſtens mit 20° in Südoſt geneigt.
Mit dieſem Einfallen nach Süden tritt der Sandſtein an den
Fuß der Baſalte des Pfaffenberges auf dem linken, des Poppen—
berges auf dem rechten Elbufer. Das zwifchenliegende Terrain
bei Tetſchen wird durch ältere Alluvionen verdeckt. Dem Quader—
ſandſtein verwandte Schichten tauchen erſt in der Umgebung von
Leitmeritz wieder auf.
Wir lernten den Quaderſandſtein in wagerechten Bänken auf
dem rechten Elbufer kennen, ferner mit flachem Anſteigen in Süd
auf dem linken Elbufer zwiſchen Königſtein und dem Schneeberge.
Dort waren die Schichten abgebrochen, ſpäter ſteil nach Südoſten
geſenkt von Bünauburg über Tetſchen bis Loosdorf. Wollte man
auch die flache Schichtenſtellung am ſächſiſchen Hange von der Ab—
lagerung auf ähnlich geneigtes Grundgebirge herleiten, ſo würde dies
doch für die Verhältniſſe auf der böhmiſchen Seite nicht anwendbar
ſein. Denn ſo wenig man die rieſenhafte, ſchräg liegende Felsmaſſe
am nördlichen Fuße des Pfaffenſteins, „ſteinerne Scheune“ genannt
(F. 37), als in dieſer Lage entſtanden annehmen kann, ebenſowenig
wird man das ſteile Einfallen der Sandſteinbänke auf der Südſeite
als urſprünglich gelten laſſen.
Da man nun das ganze Erzgebirge und in deſſen Verlängerung
das Quaderſandſteingebirge bis auf das rechte Elbufer in derſelben
Anordnung findet, ſo iſt ſchon längſt eine einſeitige Hebung oder
Aufklappung dieſer 18 bis 20 geogr. Meilen langen, aus Weſtſüd—
weſt nach Oſtnordoſt ſich erſtreckenden Erdſcholle angenommen, wo—
) 276 Fuß über der Elbe — 676 Fuß über dem Meere. Der obere Tunnel
der Eiſenbahn iſt durch dieſe Wand getrieben.
**) 928 Fuß über dem Meere.
26 Erſter Abſchnitt.
durch die ſüdlich der Hebungsachſe liegenden Theile des Quader—
ſandſteins aus dem Zuſammenhange geriſſen und ſteil geſtürzt worden
ſind. Wir ſahen, daß die Elblinie von Pirna bis Schmilka dieſe
Hebung ſchräg ſeitlich begrenzte und zum Theil modelte, müſſen aber
mindeſtens noch das Terrain vom Elbeinſchnitte bei Mittelgrund bis
zur Umgebung des Roſenbergs “) als von der erzgebirgiſchen He—
bungsrichtung ergriffen in Anſpruch nehmen.
Für jetzt wäre nachgewieſen: 1) der Quaderſandſtein und die
mit ihm verwandten Geſteine ſind eine unter Meeresbedeckung wag—
recht abgeſetzte Bildung. 2) Am Schluſſe der Kreideperiode trat eine
andere Vertheilung von Land und Meer ein. Dadurch gelangte der
Quaderſandſtein nicht allein theilweiſe auf's Trockene, ſondern deſſen
in die erzgebirgiſche Richtung fallenden Theile wurden auch von der
Hebung mit ergriffen und hierdurch das jetzige Relief dieſes Land—
ſtriches vorläufig beftimmt. 3) Dieſe Hebung veranlaßte zugleich die
erſten großartigen Unterbrechungen im Zuſammenhange der Sand—
ſteinbildung.
In welcher Art die letztere für künftige Zerſtörungen ſchon vor—
bereitet war, kann erſt im nächſten Abſchnitte gezeigt werden, wo von
der Zerklüftung gehandelt werden ſoll.
*) Vielleicht ſogar bis zum Rudolphſtein, zwiſchen Böhmiſch-Dittersbach und
der Kirnitzſchſchenke.
bſchnitt.
Zerklüftung. Bafalt und deſſen Einwirkung. Granit-
überſchiebung.
Die Zerklüftung iſt für den Bau des Quaderſandſteingebirges
von ebenſo großer Wichtigkeit als die im erſten Abſchnitte behan—
delte Schichtung: die eigenthümliche Trennung der Felsmaſſen in
quaderförmige Bruchſtücke verlieh dem Geſtein ſeinen Namen. Die
wichtigſten Klüfte müſſen daher die nahezu ſenkrecht auf die Schich—
tung niederſetzenden ſein, deren Syſteme ſich wieder rechtwinkelig,
oder in nicht zu ſehr vom rechten Winkel abweichender Richtung
kreuzen. Dieſe Abſonderungen ſollen hauptſächlich betrachtet werden.
Die Grundurſache zu denſelben müſſen wir in der Zuſammenziehung
der als Meeresſand abgelagerten Maſſe während des Feſtwerdens
derſelben ſuchen. Wir werden in dieſer Vermuthung beſtätigt durch
gewiſſe Kern- und Schaalenformen, welche man bisweilen inmitten
großer aufgeſpaltener Sandſteinfelſen gewahrt.
Der dieſen ſphäroidiſchen Formen verwandte muſchelige Bruch,
das Streben der Materie zur Kugelform, findet ſich gewöhnlich nur
an homogenen oder feinerdigen Körpern — Pech, Glas, Feuerſtein,
Thon, Pläner. Im vorliegenden Falle iſt durch Verkitten der fein—
ſten Sandkörner, mittelſt kaum bemerkbaren Thones, eine ähnliche
Beſchaffenheit der Sandſteinmaſſen, als jene Körper bieten, hervor—
gebracht, und wo die Zuſammenziehung am kräftigſten wirkt, war
dann die Möglichkeit zur Bildung der Kerne — der ſogenannten
ſekundären Kugeln — gegeben.
Ausgezeichnete Beiſpiele hierzu liefern die beigegebenen Skizzen.
Zweiter Abſchnitt.
IND
mn
An der hohen Wand in Richter's Schlüchten ) (F. 39) ſehen
wir nach oben eine gewaltige ſphäroidiſche Maſſe entblößt.
Fig. 39. In Richter's Schlüchten, ſphäroidiſche Abſonderung.
N
= 40. Unterm Königſtein, konkave Wand, 20-25 Ellen hoch,
Von der mit der Inſchrift Friedrich's-Halle bezeichneten konkaven
Wand am Abhange ſüdöſtlich vom Königſtein (F. 40) hat ſich die kon—
) Zwiſchen dem großen Winterberge und Zeughauſe, dem Hinabſteigenden
zur Rechten. N
Zweiter Abſchnitt. 29
vere Seite vielleicht ſchon vor Jahrtauſenden abgetrennt. Endlich bietet
die geſpaltene Wand am ſüdlichen Aufwege zum Pfaffenſtein (F. 41)
eine intereſſante Kombination. Die Spaltung wurde einſt durch
Weichen der Unterlage für den öſtlichen Theil hervorgerufen, denn
dieſer erſcheint geneigt. Von oben herein iſt die Trennung in einer
ſenkrechten Ebene erfolgt, im untern Theile tritt die ſphäroidiſche
Abſonderung an deren Stelle und bildet im Zuſammenſtoßen mit
derſelben einen Winkel.
Fig. 41. Geſpaltene Wand am Pfaffenſtein.
Wurde die kugelige Zuſammenziehung der Maſſe durch das An—
hängen an die Schichtungsebenen geſtört, ſo entſtanden die ſenkrecht
auf letztere niederſetzenden und ſich kreuzenden Spalten. Deren Re—
ſultat, der Quader — geognoſtiſche Würfel — muß als das reinſte
Produkt der nur durch Adhäſion beſchränkten Attraktion betrachtet
werden ).
Wenn wir nun ſchon an dem größten Theile der dem erſten
) Ueber das bisher Geſagte iſt zu vergleichen: die Kugelformen im Mineral—
reiche ꝛc. von Dr. J. Roth 1841.
30 Zweiter Abſchnitt.
Abſchnitte beigegebenen Zeichnungen, in der Natur vorzugsweiſe an
den zerſchnittenen Felspartien nördlich hinter der Baſtei, — z. B. am
Ferdinandsſtein (F. 42) — jene Abſonderungen erkennen, fo lag doch
daran, auf hinreichend großem Raum das gegenſeitige Verhalten der—
ſelben zu beobachten, und hierzu war der Goriſchſtein ), welcher gegen
1000 ORuthen Felsoberfläche bietet und nur mit niedrigem Strauch-
werk, Heidelbeergeſtrüpp und Haidekraut bewachſen iſt, am beſten
geeignet.
) Der Goriſchſtein liegt ſüdweſtlich von Krippen (Schandau gegenüber)
und iſt vom Bahnhofe in einer Stunde zu erreichen. — Dieſer Felſen wird, weil
er beſchwerlich zu erſteigen iſt, ſehr wenig beſucht und verdient doch beſondere
Beachtung wegen der Wildheit, welche ihm die größte Unebenheit ſeiner Platte
und die zahlreichen weiten und tiefen Klüfte verleihen, zugleich wegen der Regel—
mäßigkeit, welche dennoch in deſſen Abſonderungen herrſcht. Der ſüdliche höchſte
Theil bietet eine ebenſo umfaſſende Ausſicht als der öſtlich neben ihm liegende
Papſtſtein, mit welchem er von gleicher Meereshöhe — circa 1400 Fuß —
(vergl. Schiffner S. Schweiz S. 6) anzunehmen iſt. Die durch oben angeführte
Beſchaffenheit weſentlich erſchwerte Aufnahme dieſes Felſens wurde mit Meßtiſch und
Kette in großem Maßſtabe ausgeführt und dann reduzirt.
Zweiter Abſchnitt. 31
Die eine Abſonderung ſtreicht aus NW in SO, die andere aus
NO in SW. Die größten Abweichungen von einer mittlern Haupt—
richtung betragen circa 15°, und der Uebergang ſcheint allmälig
ſtattzufinden ).
Hier auf dem Goriſch (F. 43) erſcheinen die Klüfte aus NO in SW
als die häufigſten, und doch find die von SO nach NW wichtiger,
400 geosm. —
Fig. 43. Grundriß der Felsplatte des Goriſchſteins: 2 Zugang. G6 Gipfel.
B vorſtehende Blöcke. L. Längenabſonderung, auf den Königſtein treffend.
Q Qüuerabſonderung. F Fallrichtung der Schichten. ½odo d. nat. Größe.
denn in dieſer Richtung iſt der Felſen in zwei Theile getrennt,
und hat in eben derſelben ſeine längſte Erſtreckung.
Bevor wir jedoch den Einfluß der Abſonderungsrichtungen auf
das Ganze verfolgen, iſt deren Auftreten im Einzelnen an einigen
Felswänden zu ſtudiren. Die Nordoſtſeite des Goriſch (F. 44) ent—
) In entfernter von einander gelegenen Gegenden dürfte ebenfalls die größte
Differenz 30° nicht überſteigen.
) Es bewährt ſich hierbei wieder die alte Regel der das Gebirge am beſten
kennenden Forſtmänner: Die Klüfte, welche an einer Seite der Felſen den Auf—
weg möglich machen, geſtatten gewöhnlich auf der andern Seite das Herabſteigen.
32 Zweiter Abſchnitt. 3
fpricht genau der auf deſſen Plateau wahrgenommenen Theilung.
Die Nordweſtſeite des Pfaffenſteins (F. 45) zeigt mehre rechtwinkelig
durch dieſelbe ausmündende Schluchten, deren innere Wände wieder
durch die Nordoſtabſonderung vielfach zerſchnitten ſind. Die Nordoſt—
ſeite des Quirl (F. 46) gleicht der Mauerbefeſtigung einer alten Stadt
————
Fig. 45. Der Pfaffenſtein von der Nordweſtſeite.
mit viereckigen Vorſprüngen, deren Linien ſich nach beiden Abſon—
derungen modeln.
Die Richtung Weſtſüdweſt-Oſtnordoſt (parallel der erzgebir—
giſchen Hebung) ſchneidet ſchräg die der Abſonderungen. Wir be—
Zweiter Abſchnitt. 33
merken daher an den Wänden des Teufelsloches ), des Spank⸗
horns bei Nickelsdorf, beſonders aber an der, gegen den Bielagrund
tung einhalten, die Felſen im Zickzack vertreten (F. 48), dadurch aber
beiden Kluftrichtungen entſprechen, während die Nordoſtſeite des
Königſteins wieder mit dem in Südoſt liegenden Goriſchſtein allignirt
iſt, von deſſen Betrachtung wir ausgingen.
*) Einer 1000 Schritte langen Schlucht mit niedrigen Felſen in geringer Ent—
fernung weſtlich der Feſtung Königſtein.
v. Gutbier, geognoft. Skizzen. 3
34 Zweiter Abſchnitt.
Die letztgenannte Richtung iſt gleichlaufend mit der „des Lilien—
ſteins, der Bärenſteine, der Felſenwände bei Rathen, der Gründchen
bei Hohenſtein, der felſigen Ufer bei Schandau, der langen Wände
der Schrammſteine“ und wurde ſchon längſt von Oberſt von Ode—
leben ) als „Richtungsprinzip dieſes Flötzgebirges“ aufgeſtellt. Wir
werden dafür den Namen Längenabſonderung anwenden. Die Linie
von Pirna über den Bärenſtein, am Lilienſtein vorbei, und von da
im Elbthale, Schandau berührend, bei Schmilka, am Fuße des
großen Winterberges, welche im erſten Abſchnitte für die Trennung
des wagrecht gelagerten Sandſteins von dem gehobenen der Süd—
weſtſeite angenommen wurde, fällt hiermit faſt zuſammen und ver—
leiht dieſer Richtung doppelte Wichtigkeit.
W. S. W
Fig. 48.
Die Abſonderung aus Südweſt nach Nordoſt wird durch manche
nicht minder wichtige Linien bezeichnet, von denen nur die Elbrich—
tung aufwärts am Herniskretſchen bis Niedergrund, das Thal von
Schmilka, die Schlucht der dürren Biela bei Herniskretſchen in Böh—
men und die Klüfte am Prebiſchthore hervorgehoben werden ſollen.
Zwiſchen dem Thale von Schmilka und dem der dürren Biela
iſt aber auch der Baſaltkamm des großen Winterberges in der
Südweſt-Nordoſt-Richtung geſtreckt, worauf ebenfalls ſchon Ode—
leben aufmerkſam macht und dabei aufſtellt, daß die Lage der Baſalt—
kuppen durchaus der des großen Winterberges folge. Nach dieſen
Wahrnehmungen auf dem rechten Elbufer iſt es gewiß recht auffällig,
daß auch auf dem linken die weit ſichtbaren Baſaltberge, der im
Quaderſandſteingebiet lagernde Cottaer Spitzberg und der hoch am
Erzgebirge aus einer iſolirten Sandſteinſcholle aufſtrebende ſchönwal—
der Spitzberg oder Sattelberg ebenfalls genau jene Richtung ihrer
langgezogenen Kämme einhalten.
Bei Tetſchen, wo die Geſteinbänke ſüdlich fallen, ſtehen die
Abſonderungen rechtwinkelig auf der Schichtungsebene; ſie waren
mithin ſchon vorhanden, als die Hebung erfolgte.
*) Odeleben, Kommentar zur Karte der ſächſiſchen Schweiz. — Die Be—
trachtung dieſer Karte oder des top. Atlas v. Sachſen v. Oberreit, Sekt. Stol—
pen wird dringend empfohlen.
Zweiter Abſchnitt. 35
=
Eine eigenthümliche ſchräge Zerklüftung findet am beften ihre
Stellung nach Darlegung der Abſonderungen, in welche ſie auf
merkwürdige Art eingreift. Sie iſt vorzüglich ausgebildet an den
beiden gegenüberliegenden Wänden der Bärenſteine und man kann
ſolche daher von dem ſüdlichen — kleinen oder thürmsdorfer —
Bärenſteine, auf dem die Wirthſchaft ſich befindet“), ſowie von der
zwiſchen beiden Felſen liegenden Thalebene am beſten beobachten (F. 49).
Die Längen- und Querabſonderungen durchziehen hier die Fel—
ſen in der normalen Richtung. Die ſchrägen Klüfte ſtreichen durch
en 0
die Mitte beider Felsmaſſen mit 30 bis 50° in Oſten geneigt. Da,
wo ſie vorhanden, treten ftatt der ſenkrechten Wände ſteil und un—
regelmäßig abfallende Felsflächen hervor, und man kann aus der
Ferne die Schichtung gar nicht, die Abſonderungen nur theilweiſe
wahrnehmen; man geräth um ſo mehr in Zweifel über die Bedeu—
tung der Linien, als die Schrägen durch Querklüfte ebenfalls wieder
quaderförmig getheilt ſind. Bei genauerer Unterſuchung zeigt ſich,
daß die wagrechte Schichtung des Sandſteins in keiner Art, auch
) Schon wegen der hier geſchilderten Zerklüftung iſt es der Mühe werth,
den thürmsdorfer Bärenſtein zu beſteigen. Außerdem genießt man hier bei 1011
Fuß Höhe über dem Meere eine ſehr vollſtändige panoramatiſche Ueberſicht unſers
Berglandes, und befindet ſich in der wichtigen Linie zwiſchen Pirna, Schandau
und dem Winterberghauſe, denn man ſieht in dieſer Richtung den Thurm und
mehre Häuſer von Schandau ſeitwärts des, uns die ſchmale Nordweſtſpitze bie—
tenden Lilienſteins.
3*
36 Zweiter Abſchnitt.
nicht durch Verſchiebung oder Verwerfung der Maſſen, geſtört iſt,
daß die ſchrägen Klüfte nach oben mit ſenkrechten Abſonderungen ſich
verbinden, daß ſie an einer andern Stelle die ſenkrechten durchſchnei—
den, daß fie endlich unter einer Hauptſchichtungskluft nahe dem Thal-
boden nicht mehr bemerkt werden ), vielmehr oberhalb derſelben ſich
theilweiſe vereinigen und der Schichtung anſchmiegen. Wir können
daher die Entſtehung des ſchrägen Kluftſyſtems kaum etwas ſpäter
als die der ſenkrechten Abſonderungen datiren. Aehnliche ſchräge Klüfte,
flach gegen Süden einfallend, aber ſehr vereinzelt, gewahrt man an
den Felſen im Bielaer Grunde unfern der Einmündung der von
Roſenthal herabkommenden Nebenſchlucht, und ſo mögen ſie auch
noch an anderen Orten auftreten.
Das Gitterwerk der Abſonderungen im Quaderſandſtein war
verbreitet, als gewaltige plutoniſche Regungen in feinem Gebiete
und an deſſen Grenzen begannen: einerſeits die langandauernde He—
bung des Erzgebirges von Weſtſüdweſt nach Oſtnordoſt, andererſeits
die Erhebung und zum Theil Ueberſchiebung des lauſitzer und Elb—
granites von Nord und Nordoſt her gegen die Elblinie, gegen Pläner
und Quaderſandſtein, wodurch die hercyniſch-ſudetiſche Richtung der
Längenabſonderung gleichlaufend zur Geltung kam).
Beide Richtungen kreuzen ſich in unſerm Gebiete unter einem
ſpitzen Winkel. Da nun die neuere Geognoſie mit Beſtimmt—
heit annimmt, daß die aus dem Erdinnern vordringenden Baſalt—
maſſen ***), deren Kegel zum größten Theile das Mittelgebirge zu—
) Der unterſte Theil des gegen Süden gewendeten Abhanges iſt aus weißen
Sandmaſſen gebildet, welche durch Regengüſſe und Schneewaſſer aus den Klüften
herabgeführt werden und bei der faſt ganz fehlenden Vegetation einen eigenthüm—
lichen Anblick gewähren.
**) Die letztgenannte Richtung war derſelben Gegend in früherer geologiſcher
Zeit ſchon mehrmals eingeprägt worden, anfänglich bei der Aufrichtung der Schich—
ten des Schiefergebirges von Maren, welche nun in NO. fallen, dann bei der
Entſtehung der jetzt mit Steinkohlen und Rothliegenden erfüllten Wanne deſſelben
Schiefergebirges zwiſchen Maren und Wilsdruff, und wol wäre es möglich, daß
auch in der Kreideperiode Vibrationen in dieſem Sinne ſtattfanden, welche die
Richtung der Längenabſonderungen im Quaderſandſtein beſtimmten.
) Das Baſaltgeſtein iſt meiſt graulichſchwarz, dicht und ſcheinbar gleichartig,
im Bruche matt, muſchelig oder eben, — ſchwer zerſprengbar — gewöhnlich mit
Körnern von Olivin, Augit, Magneteiſenerz. Die häufig vorkommende Abſon—
derung in Säulen von wechſelnder Seitenzahl und wiederum die Trennung der
Säulen in konzentriſchſchalige Kugeln ſind allgemein bekannt.
—
Zweiter Abfchnitt. 37
ſammenſetzen, auch die Erhebung und einfeitige Aufklappung des
Erzgebirges verurſacht haben, ſo wird unſere Aufgabe ſein, nachzu—
weiſen, wie der Baſalt im Quaderſandſtein auftritt und wie er auf
denſelben einſt einwirkte, theils in unmittelbarer Nähe, theils durch
Vermittelung der auch ſchon zu Ende des erſten Abſchnittes an—
gedeuteten gewaltigen Hebungserſcheinungen ).
Auf dem Rücken des Erzgebirges treffen wir mehre, weit im Lande
erkennbare Baſaltberge und heben für unſere Zwecke hervor:
Höhe über dem Meere — des Baſaltgipfels: — der Baſis:
Erbner Höhe bei Seiffen unfern Platten 3172“ circa 3000)
Bärenſtein . e 00.
Pöhlberg bei Annaberg 49140 0
Scheibenberg (d. Städtchen 20235) .. 2443“ „ 21500
welche ſämmtlich nicht unmittelbar dem Grundgebirge, Granit, Gneis,
Glimmerſchiefer aufliegen, ſondern auf den von Werner mehrfach an—
geführten, von Naumann ſpeziell beſchriebenen Schichten von Geröll
und plaſtiſchem Thon baſirt ſind. Hierdurch wird der Beginn der
Hebung des Erzgebirges nach dem Vordringen der Baſalte und der
Ueberdeckung jener Maſſen, welche einſt in der Ebene abgelagert
waren, in der Tertiärzeit verwieſen, und wir müſſen dieſe Zeitannahme
auch für die in unſerm Bereich liegenden Bafaltberge anwenden. Der
Baſaltgipfel des Geiſingberges bei Altenberg, 2535“ über dem Meere
und faſt überall in der ſächſiſchen Schweiz ſichtbar, verknüpft auf
paſſende Weiſe die erzgebirgiſchen Kuppen mit denen im Quaderſand—
ſteingebiet.
Von ihnen ſind zu erwähnen:
1) Drei Baſaltpartien weſtlich des hohen Schneeberges, eine auf
dem Plateau des gleichnamigen Dorfes (1817), zwei auf den Ge—
hängen zu beiden Seiten.
2) Der Baſaltkamm des Schönwalder Spitz- oder Sattelberges
(23350 (F. 50). Schon früher genannt, weil er eine Scholle des
Quaderfandſteins in der Richtung der Querabſonderung durchſetzt.
Das rings um dieſe Scholle anſtehende Geſtein iſt Gneis. Die
*) Im Verein mit dem Baſalt und denſelben im Mittelgebirge oft durch—
dringend, bildet Phonolith, ein jenem verwandtes grünlichgraues Geſtein, die
höchſten glockenförmigen Berge, z. B. der Milleſchauer oder Donnersberg 2575“
und die Lauſche bei Zittau 2469“ hoch; der Phonolith tritt aber nirgends in der
ſächſiſchen Schweiz auf.
38 Zweiter Abſchnitt. g
nicht ſehr ſtarken Baſaltſäulen fallen in der Umgebung des ſüdlichen
Hauptgipfels ſteil in Oſten, auf dem nördlichern Vorſprung dagegen
eben ſo ſteil in Weſt. Das Fußgeſtell von Quaderſandſtein bietet
gegen Oſten niedrige ſenkrechte Wände, in jeder Hinſicht vom ge
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Fig. 50. Der Schönwalder Spitzberg von Norden geſehen.
wöhnlichen Charakter. Auf den übrigen Seiten dacht ſich der zum
Theil ſehr zerſetzte Sandſtein ziemlich ſteil nach dem Grundgebirge ab.
3) Der von Cotta wiederholt beſchriebene Aſcherhübel bei Spechts⸗
hauſen im Tharander Walde. Der Baſalt hat hier Porphyrſtücke
des Grundgebirges umhüllt, zum Theil verändert und durch den
Quaderſandſtein hindurchgeführt.
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Sig. 51. Der Cottaer Spigberg von Oſten geſehen.
4) Die ſehr ausgedehnte Baſaltplatte des Landberges, ebenfalls
im Tharander Walde. Nordöſtlich von derſelben iſt der Quaderſand—
ſtein, welcher außerdem horizontal liegt, 20» in Nordoſt geneigt,
mithin vom Baſalte auf die Seite gedrängt. Der Steinbruch un-
Zweiter Abſchnitt. f 39
*
fern Porsdorf, welcher dieſes Verhältniß bietet, iſt jetzt verlaſſen, da—
her die Kontaktfläche ohne bedeutende Schurfarbeiten nicht unterſucht
werden kann.
5) Der Cottaer Spitzberg (F. 51), 1195“ hoch, ebenfalls in der Rich—
tung der Querabſonderung liegend; ſein Kamm, von der Seite geſehen,
hat die größte Aehnlichkeit mit demjenigen des Schönwalder Spitz—
berges. Ein ſchwacher Reſt von Pläner umgibt ſeinen ſüdlichen Fuß;
die Sandſteinplatte, durch welche er vordrang, iſt flach in Nordoſt
geneigt. I
6) Der Bafaltbruch*) (F. 52) am öftlichen Fuße des Goriſchſteins,
1150 Fuß Höhe. Er erſcheint als der wichtigſte der ganzen Gegend. Im
Jahre 1856 wurde von Oſten her ein Einſchnitt in den umgebenden
Sandſtein gemacht. In demſelben wird das Geſtein, je näher dem
Fig. 52. Durchſchnitt des Baſaltausbruchs am Goriſchſtein: S. S. Sandſtein, zum Theil ſäulen—
förmig. Th. Thoneiſenſtein. St. Steinmark. a. a. a. Aufgelöſter Baſalt. B. Feſter Baſalt.
R. K. Reibungskonglomerat von Steinmark mit Ballen von Sandſtein. w. Weg. u. Unge—
ſtörte Felsmaſſe.
Baſalt, immer zerreiblicher gefunden. Statt der wagrechten Schichten
treten wellenförmige Schweife mit prismatiſcher Abſonderung auf.
Die kleinen Säulen find von ½ bis 2 Zoll ſtark, von ungleicher
Länge, bisweilen gebogen und in den verſchiedenſten Richtungen und
Neigungswinkeln anzutreffen, meiſt etwas härter als der umgebende
Sandſtein, gleichſam gefrittet.
Weſtlich wird der letztere durch eine, 45° im Weſten einfallende,
4 bis 5 Zoll ſtarke, doch etwas unregelmäßige Platte — Kontakt—
gang — von fchaligem Thoneiſenſtein mit vielen Rutſchflächen abge—
ſchnitten. Sodann tritt röthlich-graues Steinmark, oft ſehr unrein
) Das Geſtein wird ſeit mehren Jahren als Material zum Straßenbau benutzt.
40 Zweiter Abſchnitt.
durch gröbere Theile, in einer ſtockförmigen Maſſe auf, welches nach
der Oberfläche mehre Fuß ſtark iſt. Der Keſſel des Steinbruchs hat
einen Durchmeſſer von 60 bis 80 Fuß. Baſalt in den verſchiedenſten
Verwitterungsgraden umgibt die in der Mitte anſtehenden, unregel—
mäßigen, ſehr ſchwer zerfprengbaren Säulen. Auf der Nordweſtſeite
findet man wieder eine Steinmarkmaſſe mit kleineren Brocken und
größeren Ballen von Sandſtein, welche in unregelmäßigen Prismen
zerklüftet und mit einer Schale von knolligem Thoneiſenſtein über-
zogen ſind. Iſt auch der Durchſchnitt nur bis hierher entblößt, ſo
bietet er doch deutlich einen Ausbruchspunkt des Baſaltes, wobei das
Steinmarf und der Thoneiſenſtein als Kontaktprodukte, die Ballen
des Sandſteins als zu einem Reibungskonglomerat gehörig erſcheinen.
In einem unfern nördlich getriebenen Stolln ſieht man mit Stein⸗
mark ausgefüllte Spalten des auch hier in zierlichen Säulen abge—
ſonderten, mithin jedenfalls durch Hitze gefritteten Sandſteins.
Die früher beſchriebene Schichtung des Goriſchſteins und die der
ſüdweſtlich gelegenen kleinern Felsmaſſe, Bremmerſtall genannt, ſind
durch die Eruption, deren Symptome wir hier deutlich erkennen, nicht
im Geringſten geſtört.
7) Auf der Mitte der großen Zſchirnſteinsk) Haufwerke von
Blöcken, keine eigentliche Kuppe bildend. Das Geſtein iſt durch kör—
niges Vortreten der Beſtandtheile doleritiſch. Hierzu am nordöſtlichen
Fuße deſſelben Berges ein ähnliches Haufwerk.
8) Der große Winterberg, ein 1000 Schritt langer, kuppiger
Baſaltrücken, in der Querabſonderung geſtreckt, auf einem 1550“ hohen
Sandſteinplateau die Gegend beherrſchend.
Die mit dem Kamme eine Höhe von 1710“ erreichende Säulen-
gruppe nördlich des Hauſes iſt bekannt. Von derſelben führt v.
Odeleben die bedeutende Ablenkung der Magnetnadel — um 37° an.
Granitbruchſtücke von aufwärts gedrungenem Baſalt, einſt dem Grund—
gebirge entführt, wurden vor einigen Jahren beim Grundgraben für
das ſüdliche Haus im Geſtein eingehüllt angetroffen.
Ebenfalls v. Odeleben bemerkt ſehr richtig, daß dieſer Berg als
eine Stütze für ſeine ganze Umgebung erſcheine. Man gewahrt keine
Schlucht, die bis an den Baſalt eingeſchnitten wäre; an den nächſten
Sandſteinwänden findet man im Allgemeinen wagerechte Schichtung.
) Der ſübliche Vorſprung von Sandſtein, das Rabenbad genannt, iſt 1734“ hoch.
N Zweiter Abſchnitt. 41
9) Der kleine Winterberg, eine unbedeutende Baſaltkuppe, 1520“
hoch, aus der Mitte des nördlichen Sandſteinvorſprungs hervortre—
tend. Das Geſtein iſt zum Theil porös, führt Zeolith- und Kalk—
ſpathmandeln, auch Baſaltkonglomerat. |
In der nordöſtlich und öſtlich vom Winterberge gelegenen, in
jedem Sinne zerriſſenen Gegend, treten außer einigen kleinen Kup—
pen auf:
10) Der Heilenberg, 1187“ hoch, kegelförmig, Geſtein ſchön
ſäulenförmig, die Säulen ſtark klingend. Er enthält u. a. Magnet-
eiſen, ſodaß man in einem, am Fuß der Kuppe liegenden Stolln
wahrſcheinlich auf dieſes Erz gebaut hat“).
11) Der Raumberg zwiſchen der Kirnitzſch und dem großen Zſchand,
ebenfalls ein prachtvoll aufſtrebender Baſaltkegel, der ſich gleich dem
Winterberge durch den herrlichſten Buchenwald auszeichnet“ ).
12) Der Rauſchenberg bei Rainwieſe auf böhmiſchem Gebiet.
Der Baſalt tritt hier hoch auf der Südſeite eines bedeutenden Sand—
ſteinrückens hervor und wird von einem höhern Sandſteinrücken nörd—
lich umlagert.
13) Der Roſenberg, ein großer regelmäßiger Kegel, gegen 10007
über ſeine Umgebungen, 1900“ über die Meeresfläche aufragend.
Weſtlich von ihm liegen auf der wellenförmigen Platte, die vom Elb—
grunde abgeſchnitten wird, mehre kleine Baſaltkuppen. Gegen Oſten
werden dieſelben im Sandſtein immer häufiger.
Von den Baſalten im Gebiete des Lauſitzgranites iſt nur die
Gruppe nördlich von Schandau anzuführen.
Zuerſt der Schloßberg von Stolpen, 1070“ über dem Meere, durch
hochaufragende Thürme gekrönt. — Deſſen prachtvolle Säulengruppen
an der Weſtſeite lieferten ſeit Jahrhunderten vielfaches Material zu
Eckpfeilern in den benachbarten Städten, zu Monumenten u. ſ. w. In
) Das Vorkommen des magnetiſchen Eiſenſandes im Seufzergründel bei dem
unfern liegenden Hinterhermsdorf erwähnt ſchon Götzinger.
) Vielfältige, in den meiſten Baſaltgegenden gemachte Erfahrungen ſtimmen
darin überein, daß dieſes Geſtein die Vegetation ſeltener Pflanzen, beſonders aber der
Laubhölzer und namentlich der Buchen weſentlich begünſtigt. — Durch die letzteren
gekrönte Bergkuppen wird man meiſt als Baſalttiſche ſchon aus der Ferne an—
ſprechen können. — Dagegen ſind die Platten und Sommerſeiten der Sandſtein—
berge meiſt mit Kiefern, die tieferen ſchattigen Schluchten mit Fichten und Tannen
bewaldet.
42 Zweiter Abſchnitt.
dem 287 Fuß tief in das Innere des Berges abgeteuften Brunnen hat
man die Säulen ohne Unterbrechung verfolgen können), während an
der Oberfläche der Baſaltberg nur unbedeutend über die Granithöhe
hervorſteht. — Sodann zeichnet ſich der Kegel des Gickelberges, 1341“
hoch, aus. Niedriger iſt der Hankenhübel bei Goßdorf.
Endlich iſt der Pinzenberg (F. 53) durch den vollſtändigen Aufſchluß,
welchen er bietet, von hoher Wichtigkeit. Er liegt 1000 Schritte nördlich
von Altendorf am ſteilen Gehänge des Sebnitzbaches, jedoch mit ſeiner
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37
Fig. 53. Baſaltbruch am Pinzenberge. B. Säulen am Gipfel. S. Säulenbaſalt. b. Plattenbaſalt.
i K. Baſaltkonglomerat. SS. Losgebrochene Säulen. G. Granit.
etwa 830“ hohen Kuppe die ſtark wellenförmig ausgeprägten Hügelfor—
men des Granitterrains nicht überragend. Auf der Weſtſeite dieſer Kuppe
finden ſich mehre Varietäten des Lauſitzgranites, auf dem höchſten
Punkte eine feinkörnige und vielfach, faſt prismatiſch zerklüftete. Oeſtlich
daneben ſteht der Baſalt in kleinen, anfangs ſenkrechten, dann fächer—
förmig nach Süden geneigten Säulen an. Steigt man von da in
Oſt herab, fo gelangt man in den Hauptbruch. Die hier aufge—
) Charpentier, min. Geogr. S. 36 u. 37.
Zweiter Abſchnitt. 43
ſchloſſene Baſaltmaſſe zeigt in ihrer Mitte eine ähnliche fächerförmige
Dispoſition der Säulen, wie oben auf dem Berge. Die Säulen
ſind aber ſo eng mit einander verbunden, daß man in einiger Ent—
fernung nur geradflächige Abſonderung erkennt, und erſt durch die
Steinbruchsarbeit wird die zierliche Anordnung dieſer mehrſeitigen,
oft ſehr dünnen, oft gebogenen Säulen erſichtlich. Die geradflächige
Abſonderung der Hauptmaſſe, zwiſchen welcher die Säulenbildung
wie eingezwängt erſcheint, iſt der Vorläufer der ſüdöſtlich davon ſich
entwickelnden, dünn plattenförmigen Abſonderung, welche unter einer
am Eingange des Bruches noch anftehenden Granitzunge hinwegſetzt,
ſodaß man am Wege von Süden herein die ſteil in Süd geneigten
Platten wahrnimmt. Deren Kontakt gegen den Granit findet in
zwei ſich begegnenden Bögen ſtatt, und iſt durch gebogene dünne
Platten, welche eine Geſammtſtärke von 2 bis 3 Zoll bieten, be—
zeichnet“). An derſelben Granitwand erkennt man ſodann noch einen
gangartigen Ausläufer des Baſaltes, rechtwinkelig umgebrochen, zu—
letzt Baſaltkonglomerat, deſſen Grundmaſſe wackenartig und halb auf—
gelöſt iſt; ſowie ein ähnliches mit Granitfragmenten reichlich gemengtes
Geſtein auch nördlich im Bruche gegen den Granit anſteht und dort
die verſchiedenſten Biegungen ſeiner Platten bietet.
Wir mögen uns ſo das Geſammtvorkommen des Baſalts als ſtock—
förmig inmitten des Pinzenbergs aufſteigend, mit von der Achſe un—
regelmäßig ausſtrahlenden Säulen denken, ſodaß der jüngere eruptive
Kern noch meiſt von einer Granitſchaale umgeben iſt, durch welche
wieder baſaltiſche Ausläufer in den verſchiedenſten Formen ſich Bahn
gebrochen haben. Die Bruchſtücke des Granits ſind mehr oder we—
niger verändert, beſonders wenn ſie in der auffallend ſchweren und
dichten graulich ſchwarzen Hauptmaſſe der Baſaltſäulen angetroffen
werden. Eine Einwirkung auf den zunächſt anſtehenden Gebirgs—
granit hat nicht bemerkt werden können). |
*) Diefe Anordnung erinnert an ein ähnliches Vorkommen, welches Cotta aus
dem Sandſteingebiet zwiſchen Schemel und Dittersbach in Böhmen anführt und
abbildet.
**) Bei Weißig, an der Straße von Dresden nach Bautzen, finden ſich mehre
Kuppen von Amygdalophyr, einem dem Baſalt und Phonolith verwandten Ge:
ſtein; in deren Nähe iſt der Quaderſandſtein gefrittet und eiſenreich. Am Buſch—
berge wurden Sandſteinbruchſtücke im Amygdalophyr eingewachſen gefunden. —
Dr. Jenzſch.
44 Zweiter Abſchnitt.
*
Hieraus ergeben ſich die nachſtehenden zum Theil längſt aner-
kannten Sätze:
Der Baſalt drang durch den Granit, aus dem Erdinnern hervor,
und ſcheint im Sandftein vorzugsweiſe auf Klüften der Duerabfon-
derung aufgeſtiegen zu ſein. Die Baſaltausbrüche haben nur auf die
nächſte Umgebung wirklich umbildend eingewirkt; es entſtanden Rei—
bungskonglomerate und Kontaktprodukte, wohin auch die Säulen—
bildung im Sandſtein — die Frittung deſſelben — zu rechnen iſt. Das
plutoniſche Geſtein hat in mehren Fällen feine Umgebung befeſtigt; hier—
zu geben der Schönwalder Spitzberg und der große Winterberg die auf—
fallendſten Belege. Dadurch wird die Vermuthung ſehr nahe gelegt,
daß in der Tiefe zurückgebliebene heiße Baſaltmaſſen durch Härtung des
ſcheitelrecht über ihnen liegenden Sandſteins zum Theil die Konſer—
vation der einzelnen Felſen der obern Etage vom Hohen Schneeberge
an bis hinab zu den Bärenſteinen verurfacht haben, während das
dazwiſchen aufgeſchichtete Material von geringerem Zuſammenhalt
durch Fluthen und Auswitterung weggeführt wurde.
Nur in einem Falle, am Landberge, fanden wir den Quaderſand—
ſtein durch die bedeutende Maſſe des benachbarten Baſalts ſeitlich in
ſchräge Stellung gedrängt, und dies möge den Uebergang bilden zu
nochmaliger Erörterung der großen Hebungsphänomene, welche
ſchon am Schluſſe des erſten Abſchnittes angeführt werden mußten.
Vom Tyſſa beginnend, am Schneeberger Plateau und am Hohen
Schneeberge hatten wir einen obern Bruchrand mit ſenkrechten Wän—
den beobachtet. Von hier bis jenſeit des Roſenberges trug der Baſalt
den Sandſtein ſammt dem unterliegenden Grundgebirge in einem eine
Meile breiten Buckel empor, und dieſer wird zu beiden Seiten deut—
lich begrenzt“); ſüdlich durch die früher beſchriebenen, mehr oder min-
der ſteil geſtürzten Schichten, die man von Bünauburg über Tetſchen
mindeſtens bis Loosdorf verfolgen kann, während die Fortſetzung
dieſer Linie noch im Thaleinſchnitte von Ner-Oliſch kenntlich iſt. Dieſe
geſtürzten Schichten ſind von Bodenbach an durch tief und ſteil ein—
geſchnittene Schluchten von der Hauptmaſſe des Sandſteingebirges
nördlich Joſephsbad (Spitzhütchen) und nördlich Laube (Roſenwände)
getrennt, und das Elbthal zwiſchen beiden Orten verfolgt genau die—
ſelbe Richtung von Weſtſüdweſt nach Oſtnordoſt. Die in dieſer
) Die nördliche Begrenzung wird ſpäter geſchildert.
Zweiter Abſchnitt. 45
Bruchrichtung liegenden Felspartien ſind von großem Intereſſe. Durch
eine derſelben führt zwiſchen Bodenbach und Joſephsbad der nörd—
liche Tunnel der Eiſenbahn. An deſſen Südeingange erkennt man
deutlich die wagrechte Schichtung des Sandſteins, was um ſo weniger
zu vermuthen war, als Cotta mit Recht hier „eine auffallende Zer—
trümmerung der urſprünglichen Strukturverhältniſſe“ andeutet. Um
den Weg unfern der Kettenbrücke zu verbreitern, iſt die Wand theil—
weiſe abgeſprengt; ſie hat aber durchaus nicht das glatte Anſehen
anderer Sandſteinwände, ſondern erinnert vielmehr an eine vielfach
zerklüftete Granitpartie. Dieſe
Zerklüftung iſt von ganz an—
derer Natur als die bisher ge—
ſchilderte. Die unregelmäßigſten
Riſſe, meiſt ſchräg aufſteigend,
bisweilen auf kurze Strecken
parallel, oft unter ſpitzen Win-
keln ſich kreuzend, durchziehen
das Geſtein, im Ganzen wieder
die vorhin bezeichnete Richtung | Dr -
einhaltend, ſodaß zwiſchen den Sia, 5. feen enge be ebend. am nö
Riſſen vielfache Felskanten vor⸗ | |
ftehen. Der ganze Berg bis an die Schlucht bei Joſephsbad er—
ſcheint nach den aus dem Gebüſch vorſtehenden Steinzacken von
ähnlicher Beſchaffenheit.
Zur Steigerung des Intereſſes trifft man an den Wänden von
mehren dieſer Riſſe Kriſtalle von tafelförmigem Schwerſpath ohne
Beſteg unmittelbar aufgewachſen (Breith. Hdb. d. Min. Fig. 197),
welche in der Morgenbeleuchtung durch prachtvollen Glasglanz von
Weitem zu erkennen jind*). Ein fo ſeltenes Vorkommen im jüngern
Flötzgebirge, wie das des Schwerſpathes in den unregelmäßigen Klüften
des Sandſteins, läßt die Frage aufwerfen, ob ſchon bald nach der
Aufreißung jener Klüfte oder ob in viel ſpäterer Zeit der Baryt aus
dem Erdinnern herbeigeführt worden ſei.
Zur Verfolgung der großartigen Aufſpaltung fahren wir über die
) Schwerſpath ſoll auch noch öfter unter ähnlichen Verhältniſſen bei Joſephs—
bad vorkommen. — Eine genaue Analyſe dieſer Eiſenquelle habe ich nicht erlan—
gen können.
46 Zweiter Abſchnitt. 8
Elbe nach Laube am rechten Ufer, und klettern von dort in der Schlucht
längs des Loosdorfer Baches hinauf. Es iſt dies jedenfalls eine der
wildeſten Partien des ganzen Berglandes, indem auch noch an der
Nordſeite zerriſſene Felsmaſſen mit ftarfem Fallen in Südoſt ſtehen
geblieben find*). Der Quaderberg iſt durch dieſe Schlucht faſt ganz
iſolirt, denn er hängt nur noch durch einen ſchmalen Rücken bei den
Loosdorfer Steinbrüchen mit dem höher anſteigenden Lande zuſammen.
In dieſen Brüchen nun und in denen des Quaderberges über dem
Schießhauſe von Tetſchen ſieht man neben der geneigten Schichtung
vielfache Zerrüttungen: Rutſchklüfte, an welchen ein Theil der Fels—
maſſe ſich im Herabſinken gerieben hat; andere Klüfte, über einen
Fuß mächtig, mit fcharffantigen Bruchſtücken des Sandſteins, mit
Grus und Sand erfüllt, kommen häufig vor. Das Geſtein iſt oft
dunkelgelb und braun durch Eiſenocker. In Loosdorf ſelbſt endlich
tritt zwiſchen dem Gaſthofe und dem Dorfbache als Fortſetzung des
Quaderberges ein Felſenriff auf, deſſen Durchar⸗
beitung für die Straße nach Biensdorf und für
den Anbau eines Schuppens wieder ähnliche Ver—
hältniſſe wie am nördlichen Tunnel bloßgelegt
hat (F. 55). Die daſelbſt zahlreich vorkommen—
den Riſſe durchziehen die Felswand wieder ſchräg
im verſchiedenſten Sinne. Nur an der ebenfalls
bearbeiteten Nordweſtſeite kann man die wellen—
förmigen Schichten dadurch erkennen, daß überall
Sandſeins un Lonsdork. in denſelben ein zarter Streifen von Moos ſich
angeſiedelt hat.
Ueberſchreitet man von Loosdorf gen Nord die wellenförmige Hoch-
fläche“), fo gelangt man ſchon beim Schloſſe von Biensdorf (1150
Fuß über dem Meere) auf die partielle Scheide — R! der Karte —,
von welcher die Bäche in nordweſtlicher Richtung der Elbe zufließen.
Man ſieht von da weit in die Gegend hinein, wo die flach geneigten
Platten des Quaderſandſteins an die Elblinie grenzen. Iſt auch die
Spalte des Kamnitzgrundes hier dem Blicke verdeckt, ſo zeigt doch ein
Blick auf die Karte, daß derſelbe von Herniskretſchen an die etwas
unregelmäßige — den Fuß des Großen Winterberges umgehende —
) Eine Skizze aus dieſer Gegend folgt im IV. Abſchnitte.
) Deren Baſaltkuppen find ſchon früher angedeutet.
Zweiter Abſchnitt. 47
Fortſetzung der Elblinie bildet, bis er öſtlich des Roſenberges, bei
Windiſch-Kamnitz, in eine nordſüdliche Bruchlinie übergeht. Jenſeit
des Grundes bei Stimmersdorf ſetzt die nordweſtliche Abdachung fort
bis Rainwieſe und bis an die von dort nach Herniskretſchen füh—
rende Straße.
Auf der Fläche von Biensdorf nach Roſendorf tritt uns deſto
impoſanter eine Felſenmauer vor die Augen, welche, nördlich an das
Fußgeſtell des Großen Winterberges gelehnt, und faſt eben ſo hoch
als dieſes, — 1300 bis 1400 Fuß — die ſüdliche Gegend weit
überragt.
Eine Linie von Herniskretſchen nach Oſtnordoſt gezogen, berührt
die prachtvollen Gruppen des Pröbiſchthors, Pröbiſchhorns, Ziegen—
rückens, keuligten Horns, Kirnitzſch-Horns, welche jene weit ſichtbare
Felſenmauer zuſammenſetzen“), und ſpricht ſich noch jenſeit der Kir—
nitzſchſchenke in der Richtung des Kirnitzſchgrundes und des dahin
einmündenden rothen Floſſes aus. — R III der Karte. —
Hierher, in dieſe deutlich ausgeprägte, und von mehren parallelen
Einſchnitten begleitete Fortſetzung der erzgebirgiſchen Richtung haben
wir die nördliche Begrenzung des eben überſchrittenen Bergbuckels zu
verlegen). Immer mehr wird uns nun der Große Winterberg als
ein Knotenpunkt erſcheinen, der ſeine Integrität bewahrt, trotzdem in
deſſen Nähe die verſchiedenſten Linien und Gebirgsrichtungen ſich
begegnen.
Wenden wir uns jetzt zu der bisher nur angedeuteten Ueberſchie—
bung des Lauſitz-Granites über den Pläner und Quaderſandſtein.
Seit dem Jahre 1826, wo die Aufmerkſamkeit der Geognoſten
auf dieſe merkwürdige Erſcheinung gelenkt wurde, haben zahlreiche
Schriften dieſelbe behandelt und außer allen Zweifel geſtellt.
Beginnen wir bei Meißen. .
Bei Oberau, unfern des Tunnels, liegt Granit, bei Weinböhla
Syenit auf dem dort nach Nordoſt geneigten Pläner und Pläner—
kalkſtein (F. 56).
Am Fuße der Syenitberge beim Letzten Heller ſind die Schichten
des untern Pläners unter ſteilem Winkel aufgerichtet und ſtark zerklüftet.
) Und die in ſich wieder durch die normalen Abſonderungen gegliedert ſind.
) Die mehr durchſchnittenen Partien dieſes Buckels liegen öſtlich der Kam—
nitzbach, in der Umgebung des mindeſtens 4506 Fuß hohen Rudolphſteins.
48 Zweiter Abſchnitt. :
Während die vereinzelte Sandſteinſcholle bei Weißig eine Meile
nördlich von Pillnitz, 900 Fuß über dem Meere ſich befindet, iſt ſüd—
öſtlich davon der nächſte Quaderſandſtein bei Dittersbach nur etwa
bis 700 Fuß hoch anzutreffen, ſeine Berge bilden aber zu beiden
Seiten der Weſenitz mehre ſteile Rücken und im engen Thale gegen
Eſchdorf find die Schichten über 30» aufgerichtet und vom Granit
abwärts fallend.
Am wichtigſten iſt die Umgebung von Hohnſtein. Auf beiden
Fig. 56. Steinbruch bei Weinböhla, frei nach Caru: Sy. Syenit. T. Thon⸗ und Mergelſchicht.
P. Plänerkalkſtein. Sch. Schutt.
Gehängen des Polenzthales, in der Stadt Hohnſtein und von da öſt—
lich bis jenſeit der Kalkſteingrube, ferner an dem Abhange zum Tiefen
Grunde liegt der Granit, wie viele bergmänniſche Arbeiten beſtätigen,
deutlich, jedoch nicht unmittelbar über dem Quaderſandſtein, denn es
findet ſich noch ein Zwiſchenglied, dichter, grauer Kalkſtein der Jura—
formation, wie 30 bis 40 Arten früher hier vorkommender Ver⸗
ſteinerungen beweiſen n). Zwei charakteriſtiſche Spezien, eine Tere—
) Ende Juni 1826, wo der Verfaſſer dieſen Punkt zuerſt ſah, lagen Ammo—
niten von 1 Fuß Durchmeſſer auf den Klaftern des Stockholzes, damit der Wind
die einzelnen ſchwächeren Stücke nicht entführe, und in den nächſtfolgenden Jahren
Zweiter Abſchnitt. 49
bratel (F. 57 a, b, o, d), ein Ammonit (F. 58) und eine erſt neuer⸗
lich beſtimmte Bohrmuſchel ſind abgebildet, letztere in drei verſchie—
denen Exemplaren (F. 59, 60 u. 61).
1
.
* V 6055 d
ffir
Fig. 57. Juraverſteinerungen von Hohnſtein und Zeſchnig. Terebratula lacunosa. Colonng.
Fig. 58. Ammonites polyplocus. Reinecke.
Wenn nun der Quaderſandſtein ein jüngeres Gebilde iſt, als die
Glieder der Jura-Gruppe, wenn ferner im Bereich Sachſens und des
benachbarten Böhmens Jurageſteine nirgends ſich vorfinden“), ſo
wird hierdurch das abnorme Verhältniß noch verwickelter und erſcheint
als eine vollkommene Umſtürzung der Reihenfolge der drei Geſteine.
Da dies nun nicht wörtlich angenommen werden kann, ſo iſt nur
an eine Ueberſchiebung des feſten Granites ſchräg aus der Tiefe zu
denken, wobei der Kalkſtein ſelbſt mit hervorgetrieben wurde, und die
Beſchaffenheit des letztern beſtätigt dies vollkommen.
wurden die Sammlungen in Freiberg, Tharand und Baireuth (Gr. Münſter) durch
jene Schätze bereichert. — Gegenwärtig kommen nur zwei Arten Terebrateln und
die Pholade, letztere bei Zeſchnig, häufig vor.
) Wol aber ſüdlich des Fichtelgebirges und von da durch die Rauhe Alp bis
zum Juragebirge, nördlich und weſtlich des Harzes und öſtlich der Oder.
v. Gutbier, geognoſt. Skizzen. 4
50 Zweiter Abſchnitt. 5
Wo er am vollſtändigſten vorhanden war, in der Hohnſteiner Kalk—
grube ſüdöſtlich der Stadt (F. 62), ſtanden einſt Kalkſchichten zu Tage
aus; es iſt aber zur Gewinnung des ſchräg im Mittel etwa mit
40° nach Oſten unter den Granit einfallenden Kalkſteins ſchon längſt
ein Schacht abgeteuft worden, welcher nach den vor 30 Jahren ge—
machten Angaben des Steigers Starke?) damals folgendes Profil
ergab:
1) rothe Lage aus buntem, meiſt rothen Thon beſtehend, 40 bis
60 Fuß;
2) ſchwarze Lage, aus ſchwarzem, bituminöſen Thon beſtehend, oft
mit Pechkohle und vielen Verſteinerungen 2 bis 24 Fuß;
3) Mergel mit feſten Kalkſteinknollen 2 bis 28 Fuß;
Ost = :
— u 55 Kalkgrabe
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Fig. 62. Ideales Profil der Grenzverhältniſſe bei Hohnſtein, nach Cotta.
4) feſter, dunkelgrauer Kalkſtein, Talkerde enthaltend, aus lauter
unzuſammenhängenden Maſſen beſtehend, mit vielen Verſtei—
nerungen, 2 bis 32 Fuß;
5) Sandſteinkonglomerat mit einzelnen Kalkknollen, den Schichten
der ſogenannten Sandwand über Tage entſprechend.
Weſtlich davon über den Abhängen gegen den Bärengarten
und ſüdlich unfern des Weges nach dem Brand findet man ſehr bald
wieder den nothwendig darunterliegenden Quaderſandſtein, der überall
unverändert mit ſenkrechten Abſonderungen und wagrechten Klüften
auftritt.
Aehnliche Konglomerate, wie hier die Sandwand enthielt, wurden
) Starke verſieht noch denſelben Poſten.
Zweiter Abſchnitt. 51
auch in mehren Schürfen am Wartenberge unter dem Granit ange
troffen, und der ſeit einigen Jahren zu Gewinnung von Kalfftein
unfern der Ziegelſcheune und des Gaſthofes von Zeſchnig niederge—
brachte Schacht bietet ganz daſſelbe Geſtein, ein ſandiges Konglo—
merat mit vielen Kalkknollen ).
Da nun der unterliegende Sandſtein im Polenzthale am wei—
teſten in Nordoſten bei der hohnſteiner Mühle angetroffen wird,
während deſſen Begrenzung durch den Granit in einem Winkel ſtatt—
findet, deſſen weſtlicher Schenkel in der Kohlige“ ) aufſteigt, ſich aber
zuletzt in Nordweſten wendet, der ſüdliche Schenkel dagegen über die
Kalkgrube ſtreift, ſo iſt berechnet worden, daß hier einſt vor der Thal—
bildung eine Ueberſchiebung des Granits über den Sandſtein auf
mehr als 900 Fuß ftattgefunden haben muß, und wir erlangen ſchon
hierdurch einen Begriff von der Großartigkeit dieſer Dislokation, bei
welcher der Jurakalk nur als verſchieden modifizirtes Reibungskon—
glomerat mit hervorgeſchoben wurde und jetzt den einzigen Zeugen
abgibt, daß zur Periode der Jurabildung auch in dieſen Gegenden
ein Meer wogte, welches in ſeinen kalkigen Niederſchlägen die Reſte
zahlreicher Geſchöpfe jener Periode begrub.
Wenn nun auch in dem neueſten Schacht am oberſten Ende der
Kohlige, nach Angabe des Arbeiters, die Schichten des Kalkkonglo—
merats gegen den Granit anfteigen ſollen, fo ändert dies doch nichts
an den früher gewonnenen Reſultaten, ſondern beweiſt nur, daß bei
dem Heranſchieben der feſten Granitmaſſe gegen den ſtarren Sand—
ſtein die Grenze beider den verſchiedenſten Verlauf nehmen konnte.
Die einſtigen Schürfe am Gehänge gegen den tiefen Grund öſtlich
von Hohnſtein zeigten den Granit wieder deutlich übergeſchoben über
den Sandſtein mit mergeligen und thonigen Zwiſchengliedern und
einer Neigung der Grenzfläche unter dem Granit von 20 bis 25
) Die durch Profeſſor Stöckhardt veröffentlichte Analyſe gibt als Beſtand—
heile des Kalkſteins:
tohlenfanren Kalk 52.5
4 D Kanal
lösliches Eiſen und Thon 5,9
unlöslichen Thon und Quarz. 10,5
100,7
*) Die Kohlige, eine Schlucht, die unterhalb der Straße von Zeſchnig nach
Hohnſtein, zugleich unterhalb der Granitgrenze in das Polenzthal herabläuft.
4 *
52 Zweiter Abſchnitt.
Grad. Weiterhin mag die Grenze beider Hauptgebirgsarten vertikal
durch das Thal der Sebnitz bei Altendorf ſetzen n) und tritt auch,
nach der Lage der Blöcke, ähnlich in's Thal der Kirnitzſch unterhalb
der oſtrauer Mühle ein. An der mächtigen Bergmaſſe der hohen
Liebe hoch am linken Gehänge liegt der Granit wieder unter ſteilem
Winkel über dem Sandſtein der Grenzfläche, während doch die höch—
ſten Felſen auf dem Gipfel aus Sandſtein beſtehen. Ebenſo heben
Fig. 63. Felswand am . — Senkrecht abblätternder Sandſtein.
ſich ſchon am Fuße des Gellchenſteins im Thale unfern Oſtrau und
noch viel deutlicher am Kirnitzſchberge (F. 63) und den gegenüberliegen—
den Felſen am Eingange des Naſſen Grundes die Bänke des Quader—
ſandſteins gegen den Granit, ſodaß fie hier mit 15 Grad in Oſten
einfallen, und es iſt ſehr leicht ein Verhältniß zu denken, unter wel—
chem von Norden her die Maſſe des Granits über den Sandſtein
wegſchiebt, während die zunächſt weſtlich und öſtlich anſtehenden
) Ein Blick vom Pinzenberge gegen die Felswände in weſtlicher Richtung,
welche auch Kohlige heißen, läßt die Bänke derſelben flach geneigt gegen den Gra—
nit bei Goßdorf erſcheinen.
Zweiter Abſchnitt. 53
Sandſteinbänke zur Seite weichen mußten, daher in die Höhe gehoben
wurden.
Zahlreiche Klüfte, mit Eiſenocker erfüllt, welche fortwährend kleine
hohle Räume (Geoden) bildet, durchziehen hier an mehren Stellen den
Sandſtein und rührt die Eröffnung dieſer Spalten jedenfalls von den Er—
ſchütterungen her, welche den Einbruch des Granits begleiteten (F. 64).
Fig. 64. Felſen im Kirnitzſchthale rechts am Eingange in den Höllengrund mit
Brauneiſenſteingängen.
Ausgezeichnete Reibungsflächen, oft an einer Stelle glatt polirt,
au der andern mit Friktionsſtreifen, kommen an einzelnen faſt glas—
harten Sandſteinblöcken zwiſchen dem Vorſprunge des Kirnitzſchberges
und dem in ſcharfkantigen Trümmern hier die Abhänge bedeckenden
Granit vor. Profeſſor Cotta hat dieſen Sandſtein mit Reibungs—
flächen ſehr oft und immer nur längs der Granitgrenze bemerkt. Sie
beſtätigen auf andere Art die Kraft und den Druck, welchen die ſich
reibenden Gebirgsklötze gegeneinander ausübten.
Für unſere Zwecke iſt nur noch in gedrängter Kürze zu erwähnen,
daß von hier öſtlich an mehren Punkten Granit über den Sandſtein
ſchräg hinwegliegend angetroffen wurde; daß bei Saupsdorf ebenfalls
54 Zweiter Abſchnitt. N
ein Kalklager vorhanden iſt, welches in einem Schachte und dazu ge—
hörigen Querſchlage regelmäßig mit 30 Grad unter dem Granit ein-
fallend gefunden wurde; daß endlich bei Hinterhermsdorf noch ein Mal
auf ſächſiſchem Boden Kalkſtein im Sandſteingebiete getroffen wird,
deſſen Verhältniſſe hier nicht zu erörtern find. Endlich find die hori—
zontal liegenden Sandſteinpartien auf dem Granit des Benediktſteins
bei Hinterhermsdorf anzuführen.
Die große, in die Höhe drängende und überſchiebende Bewegung
des nördlichen Granits, welche von Oberau bei Meißen bis in die
Gegend von Saupsdorf bei Sebnitz, mithin auf eine Erſtreckung von
9 Meilen nachgewieſen wurde, welche man auf weitere 8 Meilen bis
Liebenau in Böhmen, vielleicht ſogar auf 33 Meilen, bis zum Rothen
Berge bei Glatz, verfolgen kann, und welche immer die Hauptrichtung
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4 DER 100 Schritte. ww 1
Fig. 65. Schichtung des Pläners bei Niederwartha, ideal nach Naumann.
von Weſtnordweſt nach Oſtſüdoſt einhält“), traf mit der Hebung
oder einſeitigen Aufklappung des Erzgebirges zuſammen, ſodaß letztere
nicht weiter nördlich einwirken konnte.
Daher rührt nun zuerſt die Spalte für ſpätere Ausbildung des
Elbthals im Granit unterhalb Meißen, die Abtrennung des Spaar⸗
gebirges oberhalb Meißen von der jetzigen linken Elbſeite, die Steilauf—
richtung und Faltung der Plänerſchichten bei Niederwartha (F. 65),
welche Profeſſor Naumann nachgewieſen hat, endlich die Elblinie von
Pirna über den Bärenſtein, den Lilienſtein, zum großen Winterberge
und von da durch die Kamnitzbach bis in die Höhe des Roſenbergs
verlängert. Nordweſtlich dieſer Linie hatten wir den Sandſtein
größtentheils wagrecht gelagert, ſüdweſtlich mit flach in Nord geneigten
Bänken angetroffen.
) Im Einzelnen macht jedoch das Granitgebirge an der Grenze mehre ſonder—
bare Haken und Ecken, wobei beſonders eine oſtweſtliche Richtung influirt, ſo von
Sternberg in Böhmen (unfern Hinterhermsdorf) bis Altendorf, von Dittersbach
bis Graupa bei Pillnitz, doch hier etwas gebogen, endlich von Klotzſcha bei Dres—
den bis Wackerbarthsruhe im Weingebirge—
Zweiter Abſchnitt.
Nehmen wir nun die Höhe, in
welcher der Quaderſandſtein unfern
ſeines nördlichen Randes gefunden
wird (z. B. der Brand bei Hohn—
ſtein 970 Fuß, der Bärenſtein
1011 Fuß), tragen dieſelbe in die
Elblinie ſelbſt und legen von hier
eine geneigte Ebene (F. 66) über
die meiſten einzelnen Sandſtein—
gipfel bis zum Hohen Schnee—
berge, ſo werden ſie von dieſer
Ebene ziemlich gleichmäßig berührt.
— Nur der Lilienſtein mit 1257
Fuß ſteht um 250 Fuß darüber
hinaus und man wird die Ver—
muthung geftatten, daß bei der
Aufklappung des Erzgebirges und
dem Widerſtande der nördlichen
Steinmaſſen bis zur Bruchlinie,
der Lilienſtein und deſſen einſtige
Umgebung aus dem ihm zukom—
menden Niveau höher emporge—
drängt worden ſei, wie wir eine
Faltung oder Runzelung der Plä—
nerſchichten im Kleinen bei Nie—
derwartha eben dargelegt haben.
Durch ähnliche Bedrängniß, nur
noch in weit größerm Maßfſtabe,
müſſen wir den jetzigen Zuſtand
des wildeſten Theils der Säch—
ſiſchen Schweiz zwiſchen Schandau
und der Kirnitzſchſchenke, zwiſchen
Herniskretſchen und Ottendorf vor—
bereitet denken (F. 67).
Hier wirkten von Norden her
der überſchiebende Granit, von
Südoſten die auf dem jetzigen rech—
ten Elbufer buckelförmig fortſetzende
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56 Zweiter Abſchnitt. 4
erzgebirgifche Hebung, deren untere
Begrenzung wir an die Felſenmauer
8 „ des Prebiſchthores verlegten, von
| Zihtenkam. I Südweſten der Bruchrand der Elb⸗
i Br u linie, endlich direkt aus der Tiefe
. der hebende und zugleich befeſtigende
e Baſalt, welcher die Winterbergplatte
! und deren Ausläufer emportrug,
| 5 ſelbſt aber in einem gewaltigen
„ 3 Rücken dazwiſchen hervortrat.
i Diefer von unten eingedrängte
architektonische Schluß überragt noch
jetzt den ganzen Gebirgsbau und
läßt von ſeinem Gipfel den Blick
nach allen Seiten in die empor⸗
ſtarrenden Felswände, in die tiefen
Schluchten dazwiſchen, beſonders
aber in das den Bruch- und Ab⸗
ſonderungsrichtungen folgende Elb—
thal ſchweifen.
Betrachten wir auf einer Karte
Hale inen N
FRI? 8
Lröbischtkor I
er noch einmal die Nachbarſchaft der
1 Granitgrenze im Sandſteingebiet
n a es und wir werden finden, daß die
009° > Hauptbäche des Gebirges mehrfach
S 8 8 \ dieſer Grenze parallel eingeſchnitten
0 2 ieh 4 ſind. Dies iſt der Fall bei der
Sa N Weſenitz von Dittersbach bis zur
D' Ji A 7 5
3 8 Brauſenitz bei Lohmen, dann wen⸗
5 RAM det fie fich mehr in der Richtung
u der Längenabſonderung durch den
7 Liebethaler Grund und fließt ſpäter
ayundvgg gun Bro uoaıaday 3199 ane 199 Bungee en eee 199 eee ara ech e ac "29 618
BZoosdir$ , 8 durch das Schuttland der Elbe zu.
. . 5 Aehnlich verhält ſich die Polenzbach,
vn / N 3 welche vom Hockſtein unterhalb
b e Hohnſtein bis zu ihrer Begegnung
1 8 er mit der Sebnitz, in der Richtung
der Längenabſonderung aus Nord—
—
Zweiter Abſchnitt. 37
weit nach Südoſt, mithin in entgegengeſetzter Richtung als die
Elbe, derſelben parallel läuft. Die Sebnitz ſtrömt zwiſchen den
Ochelwänden hervor, jener entgegen, bis beide, als Lachsbach vereint,
zur Elbe gelangen. Dieſer ſo ſonderbar eingeſchnittene Waſſerlauf
der Polenz wird auch noch von dem zuletzt parallel laufenden tiefen
Grunde, der den Frinzberg abſchneidet, begleitet. Das Thal der Kir—
nitzſch hält, obwol unregelmäßiger, und ſogar, wie wir ſehen, den
Granit ſelbſt berührend, doch eine ähnliche Richtung ein, welche die
meiſten Ausbiegungen des Granitterrains umgibt. Genug, wir müſſen
annehmen, daß bei dem gewaltſamen Andrängen des Granites Zonen
von Kiffen und Sprüngen im benachbarten Sandſtein entſtanden,
welche, in Verbindung mit den Abſonderungen, die erſte Veranlaſſung
zu der jetzigen Richtung der beſchriebenen Thäler gaben. Daß der
nächſte Granit dabei ſelbſt mit berührt wurde, darf bei den vielfachen
Komplikationen der hier wirkenden Kräfte nicht verwundern.
Betrachten wir noch einige andere Thalrichtungen: Das waſſer—
(ofe Thal des großen Zſchand, öſtlich des großen Winterberges, wel—
ches in die Kirnitzſch mündet, bildet an ſeinem obern Ende eine Ein—
ſattelung in der Felſenkette zwiſchen dem Prebiſchthor und der Kir—
nitzſchſchenke; es ſteht rechtwinkelig auf der Richtung dieſer Felſenreihe,
iſt mithin ein Querbruch in Beziehung zur erzgebirgiſchen Richtung.
Als einen ſolchen Querbruch müſſen wir auch die Linie betrach—
ten, welche auf der linken Elbſeite durch den obern Theil des Bie—
laer Grundes bis in die Gegend von Brauſenſtein, dann durch die
nördlich Langhennersdorf hinlaufenden Höhen, endlich durch die Ab—
fälle der pirnaiſchen Ebenheit zur Gottleuba von Nauendorf bis
Pirna gebildet wird.
Die Ausnagung der im Vorhergehenden dargelegten Abſonderun—
gen, Klüfte und Riſſe des Sandſteingebirges durch das fließende
Waſſer, wodurch die Schluchten und Thäler entftanden, ſowie der
wiederholte Eintritt ſtehender Waſſerbedeckungen mit ihrem Wellen—
ſchlage zwiſchen die Fels- und Bergmaſſen ſoll im III. Abſchnitte
gezeigt werden.
bſchnikt.
ritter 3
Erofion in der Diluvialzeit. Auswaſchung der obern Etage
des Sandſteins, Eintritt des Meeres.
Nach den bisherigen Darſtellungen finden wir die Oberfläche des
Quaderſandſteins vielfach zerſchnitten, durch Hebungen aufs Trockne
geſetzt und ungleich emporgetrieben. Auf dieſe nackten Felsplatten
wirkten nun in langen Zeiträumen die Atmoſphärilien zerſtörend ein.
Die Feuchtigkeit drang ungleich in das Geſtein, der hinzukommende
Froſt ſprengte Theilchen ab, Regengüſſe und Schneewaſſer führten
den Sand mit fort.
Als Folgen dieſer Einwirkungen ſehen wir die Platten verſchie—
den gemodelt. Wo ſie ſich im Ganzen wagrecht erhalten haben, ſind
ſie mit 6—12 Zoll hohen, unregelmäßigen Kegeln und Pyramiden
beſetzt. Einzelne gröbere Quarzkörnchen, welche der Zerſtörung wider—
ſtanden, bedingten die kleinen Gipfel. Auf den ſchmalen Felsrücken,
nordweſtlich vom Prebiſchthor, ſieht man dieſe Warzen oder Höcker
ſehr häufig (F. 68).
Die oberen Kanten der größeren oder kleineren Felsprismen blie—
ben aber ſelten rechtwinkelig. Beſonders an der Wetter-(Weſt-⸗)
Seite wurden ſie ſtark angegriffen und die Gipfel nahmen runde,
heuſchoberähnliche Formen an. Zugleich grub ſich das Waſſer gerad—
linige oder ſchlängelnde Rinnen, die flache Rücken, auch wol un—
regelmäßige Höcker zwiſchen ſich ſtehen ließen. Wir treffen ein großes
Terrain dieſer Art öſtlich am Wege zwiſchen dem großen Winterberge
und dem Prebiſchthore (F. 69).
Die Haferſäcke, eine Gruppe Felspfeiler nördlich vom Brand bei
Dritter Abſchnitt. 59
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Fig. 68. Felsplatten mit Höckern nordweſtlich des Prebiſchthores.
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Fig. 69. Abgerundete Felsgipfel, am Wege zwiſchen dem großen Winterberge und dem Prebiſch—
thore, Blick nach NO.
60 Dritter Abſchnitt.
Hohnftein, am Rande des tiefen Grundes, gehören ebenfalls hierher .
Die unregelmäßigſten Formen dieſer Art bietet die Weſtſeite des
Goriſchſteins.
Wenn man mit dieſen Rinnen und Höckern die aus dem Kalk—
gebirge der Schweiz bekannten Karren- und Schrattenfelder ver—
gleicht, ſo wird man eine große Aehnlichkeit nicht verkennen.
Das in den Rinnen abfließende Waſſer hat nun auch an den
ſenkrechten Seitenwänden der Felsmaſſen Kanäle und Schlotten eigen—
thümlicher Art eingefurcht, die man beſonders auf den Wetterſeiten
häufig antrifft (F. 70). An den Seiten eines Felspfeilers auf dem
wi 1 a 11 ſieht man viele, einige Zoll
. weite, bis über einen Fuß
lange Rinnen ohne alle
Verbindung unter einander.
Hier muß von Ablaufpunk⸗
ten, welche längſt zerſtört
ſind, tropfendes Waſſer
während einer langen Zeit
immer dieſelben Stellen ge—
troffen haben *) (F. 71).
\ Fand eine in die Spal—
une bb An
maſſe das Geſtein fo vor—
bereitet, wie die Skizze (F. 72) **) zeigt, wo wahrſcheinlich die
Seite b an der feſtſtehenden a herabglitt, dadurch aber die Schich—
tung gänzlich zertrümmert wurde, ſo mußte nach der Auswaſchung
auf der feſten Seite a eine glatte Fläche, auf der zerſtörten Seite b
dagegen eine ganz unebene Wand entſtehen, wie man dies bisweilen
findet (F. 73). Gewöhnlich ſind jedoch die vorſtehenden Kanten auf
beiden Seiten der engeren Spalten correſpondirend, da die härteren
Schichten gleichmäßig fortſetzten, als die Maſſe noch zuſammenhing
(F. 74). Die weiteren Schluchten kommen da vor, wo flach wan—
) Sie erhielten dieſen Namen, weil die oben beſchriebenen Waſſerrinnen ihnen
eine entfernte Aehnlichkeit mit faltig zuſammengeſchnürten Säcken verleihen.
) Hier könnte ſich die Darſtellung ſogenannter Rieſentöpfe anſchließen, je—
doch nach der Zeit ihrer Entſtehung ſollen ſie erſt ſpäter an die Reihe kommen.
) Dieſer Durchſchnitt wurde beim Grundgraben für ein Gebäude erlangt,
wo vorher eine dichte Raſendecke den Zutritt des Waſſers verhinderte.
Dritter Abſchnitt. 61
nenförmige Bildung der Oberfläche mit der allgemeinen Neigung
— — a — = 2 8 = 5
ER ä Ze — gs \ 2
Fig. 71. Felsmaſſe mit eingetropften Rinnen; auf der Elbſeite der Schrammſteine.
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Fig. 72. Spalte mit Bruchſtücken unter Fig. 73. Spalte einſeitig Fig. 74. Spalte gleichmäßig
Raſendecke. ausgewaſchen. ausgewaſchen.
ten und arbeitete ſich in den Klüften und Spalten weiter, wodurch
um
die eigenthümlichen Gabelformen des Grundriſſes entſtanden, welche
62 Dritter Abſchnitt. .
man am Katzſtein, Lamprechtſtein und an den Nickelsdorfer Wänden
bemerkt, und die in der Umgebung des großen Winterberges zu einem
vielſtrahligen Syſtem ausgebildet ſind ). a
Während langer Zeiträume mochte die beſchriebene Auswaſchung
ftattfinden; doch unmöglich können wir glauben, daß dieſes Zer—
ſtörungswerk, welches im Bereich mehrerer Quadratmeilen nur ein⸗
zelne Felskuppen ſtehen ließ, allein durch das atmoſphäriſche Waſſer
vollbracht worden ſei. Vielmehr nimmt man den Hinzutritt des Meeres
an, in deſſen Niveau die Klippen des Sandſteingebirges eingetaucht
geweſen ſein müſſen. Wurde daher in den vorſtehenden Abſchnitten
eine Hebung des Landes nachgewieſen, welche unſere Gegenden
außerhalb der Gewäſſer ſetzte, in deren Schooße die Braunkohlen
aus zuſammengeſchwemmten Wäldern ſich bildeten — Tertiärzeit —,
fo müſſen wir dann wieder bei Eintritt der nachfolgenden ſogenann⸗
ten Diluvialzeit continentale Senkungen ſtatuiren, durch welche die
Inundation ſtattfand. Waren nun große Strecken des aufgehäuften
Sandes nur von lockerem Zuſammenhang, wie man dergleichen
Sandſchichten im Quadergebirge des nordweſtlichen Deutſchland
kennt, während auf anderen Punkten feſterer, vielleicht ſogar durch
Einwirkung des Baſaltes erhärteter Sandſtein vorlag **), fanden
durch Schaukelbewegungen ſtürmiſche Meereseinbrüche und Rückzüge
ſtatt, ſo waren dieſe vollſtändig geeignet, das Material zu zerklei—
nern und weiter nördlich auf den Seegrund der jetzigen Tiefländer
zu führen.
Zuletzt, in verhältnißmäßig ruhigeren Zeiten, erſtreckte ſich ein
Meeresarm mit dem Niveau von 1000 bis 1100 Fuß zwiſchen den
an das Lauſitzer Gebirge und Erzgebirge ſich anſtützenden Sand—
ſteinwänden. Deren mehr und minder hoch aufragende Klippen
mußten einen Anblick ähnlich dem der Scheeren in der Umgebung
von Skandinavien gewähren.
Wenn der Morgennebel mit faſt wagrechten Schichten die Gegend
bis auf 1000 Fuß über den Meere erfüllt, ſo hat man von den
) Siehe den Atlas von Oberreit und die Karte von Odeleben.
) Wie die Vermuthung ſchon früher aufgeſtellt wurde.
Dritter Abſchnitt. 63
höheren Punkten ein ſehr anſchauliches Bild des einſtigen Fiordes
mit ſeiner Felſenumgebung.
Der Lilienſtein und alle ähnliche iſolirte „Steine“ ſtarren Helgo—
—— — ——
—̃
WM
dig. = eilienſtein, Südweſtſeite. Gikpegennebel)
land gleich aus den ruhig gelagerten oder wallenden Maſſen des
Dunſtmeeres empor *) (F. 75).
ll
) Treten wir an den Rand des Abgrundes. Ueber uns das heitere Himmels—
gewölbe, unter uns den blendenden Nebelſchleier, erblicken wir nur in den gleich
hohen oder höheren Bergen noch Etwas von der Erde. Wir könnten uns ihrem
Treiben völlig entrückt wähnen, ſchallte nicht das Läuten der Glocken, oder das
Schrillen der Sägemühlen, oder der gellende Pfiff der Locomotive aus der Tiefe
herauf, und erinnerten uns an die Intereſſen der Zeit und des Lebens. — Wirft
die ſenkrechte Wand, auf der wir ſtehen, ihren Schlagſchatten auf die Dunſt—
maſſen, fo genießen wir das herrliche Schauſpiel, welches Zſchokke vom Rigi u. ſ. w.
unter dem Namen Apotheoſe oder Verklärung ſchildert und welches mit der Er—
ſcheinung ident ſein dürfte, die man am Harz das Brockengeſpenſt nennt.
Durch die directe Zurückbrechung der Sonnenſtrahlen ſieht jeder Beſchauer nur
um den Schatten ſeines Kopfes eine Strahlenglorie, die bald näher und kleiner,
bald ferner und größer, bisweilen in den Farben des Prisma ſchimmernd, den
prachtvollſten Anblick gewährt.
»Der leuchtende Kreis begleitet uns, wohin wir am Schattenrande gehen;
64 Dritter Abſchnitt. 0 -
Betrachten wir an einigen Stellen der linken Thalſeite die um⸗
gebenden Felſen. An den Rändern der nicht ſehr hohen Nickelsdorfer
Wände und des Labyrinths, einer ebenfalls niedrigen, vielfach von
den Abſonderungen durchfurchten Felspartie zwiſchen Nickelsdorf und
dem Kegelſtein, finden wir an vielen Stellen ſchräg nach außen ge-
Bild unterwaſchener Klippen an einem flachen Meeresſtrande, wie
ſolche z. B. de la Beche abbildet, gewähren (F. 76 u. 77).
wenden wir uns in andere Richtungen, ſo verſchwimmt er im Nebel. Auf der
Sonnenſeite iſt die Nebelmaſſe oft ſo blendend, daß man nur auf Momente hin—
einblicken kann. Regt ſich endlich ein leichter Morgenwind und verdünnt der
Nebel zum halbdurchſichtigen Schleier, ſo ſtrahlt uns wol die Sonnenſcheibe in
matter Verſilberung vom Strome abgeſpiegelt entgegen, bis die Dunſtgebilde voll—
ſtändig zerflattern und die herrliche Gebirgsgegend, den glänzenden Strom in ihrer
Mitte, vor uns ausgebreitet liegt. — Dieſe kurze Erwähnung der Nebelbilder
möge durch die Pracht der Erſcheinungen, die man noch gar nicht genug würdigt,
entſchuldigt werden. Sie ſei zugleich ein Troſt für die in den Thälern unter der
feuchten, grauen Decke Wandernden. Hat man im rüſtigen Steigen erſt eine freie
Höhe erreicht, dann wird auch der Naturgenuß ein deſto größerer ſein.
Dritter Abſchnitt. 65
Großartiger ſind die Erſcheinungen auf der rechten Thalſeite.
Beſonders ſtellen ſich an den langen Felſenreihen, von der Baſtei
beginnend, häufig Terraſſenbildungen ein, ſo an den Ochelwänden,
an den Schrammſteinen (guten Bierwänden), am Fußgeſtell des
Fig. 77. Nickelsdorfer Wände. ee geſtürzte und zerbrochene Sandſteinmaſſen.
großen Winterberges, dann vereinzelt am Teichſtein (F. 78), Kahn—
ſtein und den Thorwalder Wänden, auf welche ſämmtlich ſchon
Odeleben aufmerkſam macht. Ich füge noch hinzu die Terraſſen vom
keuligten Horn und bis zum Prebiſchhorn (F. 79), welche an der
früher beſchriebenen ſüdöſtlichen Fronte der vom Winterberge abhän—
gigen hohen Partie liegen, endlich die großartigen Abſätze bei Dit—
tersbach in Böhmen, beſonders an der ſogenannten Wilhelmine—
wand ).
) Lyell (Reiſen in Nordamerika S. 229 d. Ueberſetzung von Dr. Wolf)
nimmt an, daß die Wogen des Meeres das Geſtein an den Seiten einiger Thäler
in den Kalkſteindiſtricten Siciliens und anderer Länder, die das mittelländiſche
Meer umgrenzen, zerſtört und fortgeführt haben. Er erwähnt dieſe (Terraſſen-)
Bildung bei Gelegenheit der kleinen Stufen, die im Schlammufer des Ohio durch
die von den Dampfſchiffen aufgeregten Wogen eingeſchnitten ſind.
. Gutbier, geognoſt. Skizzen. - 5
66 Dritter Abſchnitt. “
eichſteins, aus dem großen Zihand geſehen.
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ſſen, nordöſtlich vom Prebiſchthore.
Dritter Abſchnitt. 67
Die hohe Stufe, welche auf der Nord- und Oſtſeite den Felſen
des Königſteins umgibt, gehört auch hierher und man kann ſich denken,
daß ähnliche Stufen am Pfaffenſtein und Lilienſtein durch in ſpä—
teren Zeiten herabgeſtürzte Maſſen wieder verlarvt ſind.
Zu den Auswaſchungen an den Küſten dieſes einſtigen Meeres
könnten wir auch noch das bekannte Prebiſchthor rechnen, wenigſtens
iſt die größte Aehnlichkeit mit den ſogenannten Gats an der Süd—
weſtküſte von Helgoland, z. B. dem Mörmersgat, nicht zu verken—
nen *) (F. 80); deshalb iſt es auch als aus dem Nebelmeere auf—
ragend dargeſtellt worden.
Diluvialſchichten.
Der Grund des Meeresarmes kommt nun an die Reihe.
Auf den Hochebenen von Pirna bis Reinhardsdorf und Schönau
und von Waltersdorf unfern des Lilienſteines bis zur Oſtrauer
) Das Prebiſchthor wird von Schiffner unten nahe an 100 Fuß breit, 66 Fuß
hoch angegeben; die Deckplatte 48 Fuß lang, 10 Fuß ſtark.
**
68 Dritter Abſchnitt.
Scheibe iſt in 600 Fuß, bis anſteigend auf 900 Fuß über dem Meere,
eine Lehmbildung verbreitet, die bei Oſtrau ſogar über 20 Fuß ſtark
gefunden wurde und welche dieſem Landſtriche mitten im Sandſtein—
gebiet eine beſondere Fruchtbarkeit verleiht. Da der Grund der Oſtſee
an mehreren Punkten aus Lehm beſteht, ſo iſt dieſe Ablagerung zu—
gleich eine Beſtätigung unſerer Annahme.
Der Lehm iſt aus dem verwitterten und zerriebenen Feldſpath
des benachbarten Granitgebirges und aus den thonigen Lagen des
zerſtörten Quaderſandſteins hervorgegangen, daher trifft man auch
ganze Striche aus ſandigem Lehm beſtehend, vorzüglich gegen die
Ränder des einſtigen Meeresarmes.
Unter der Lehmſchicht finden ſich faſt allgemein Lagen von
Geröll — abgerollte Stücke von Quarz und Hornſtein in allen Far-
ben, beim Straßenbau Kies genannt, welche in Sand übergehen. —
Sie ſetzen auch größere Theile der Oberfläche zuſammen, z. B. die
Höhe weſtlich der Feſtung Königſtein, wo der mit Kieſeln vermiſchte
Sand zwar dünn, aber unregelmäßig geſchichtet ift, die Höhen nörd⸗
lich von Struppen und die Hügel weſtlich des Dorfes Wehlen.
Man trifft auch noch andere, reinere Sandablagerungen. Eine
dergleichen liegt auf der Weſtſeite unter dem Goriſchſtein. Das
Material derſelben iſt rein gewaſchen und dünn geſchichtet, wie nur
unter Waſſerbedeckung und Wellenſchlag geſchehen konnte. Dieſe
alten Sandſchichten unterſcheiden ſich genau von dem durch Humus
verunreinigten Sande, welcher noch gegenwärtig vom Felſen herab—
geführt wird und zwiſchen den Felsblöcken aufgehäuft liegt. Die
hier geſchilderten Lager von Lehm, Geröll und Sand, welche das
Meer abſetzt, werden gewöhnlich mit dem Namen Diluvium bezeichnet.
Als jüngſte Glieder ſchließen ſich in unſerer Gegend Zuſammen—
häufungen von Geröllen und Blöcken an, welche den nächſten älte—
ren Gebirgen entſtammen und durch fließende Gewäſſer herbeigeführt
wurden. Eine ſolche Ablagerung findet ſich am Berghange öſtlich
von Klein-Cotta in etwa 700 Fuß Höhe über dem Meere. Die
Gerölle von Quarz, Gneis, Glimmerſchiefer und Porphyr ſtammen
aus dem benachbarten Erzgebirge, aus der Gegend von Altenberg.
Blöcke von ähnlichen Felsarten liegen auf den Plateaus zu beiden
Seiten von Wehlen herum und es geſellen ſich dort noch Baſalt
und Phonolith hinzu, wodurch der Urſprung dieſer Steine aus
Böhmen nachgewieſen iſt.
Dritter Abſchnitt. 69
Erratiſches Diluvium.
Von den bisher beſchriebenen Diluvialſchichten iſt nun eine Klaſſe
ganz zu trennen, welche man unter obigem Namen zuſammenfaßt; die
einzelnen Steine werden erratiſche Blöcke oder Findlinge genannt. Die
vollkommene Uebereinſtimmung dieſer Blöcke, welche man bekanntlich
über ganz Norddeutſchland verbreitet findet, mit dem in Skandinavien
anſtehenden Granit, Gneis, Porphyr und Kalkſtein iſt längſt an—
erkannt. ?
Außerdem finden ſich noch Knollen und Fragmente von Feuer:
ſtein, und dieſer kommt bekanntlich in den Kreidefelſen vor, wo ſeine
rundlichen Maſſen weit ſichtbare dunkle Lagen zwiſchen den weißen
Bänken bilden. Die Feuerſteine blieben mithin als die feſteſten
Theile übrig, als einſt die Verbindung zwiſchen den noch ſtehenden
Kreidewänden von Rügen, Moen und Seeland zerſtört wurde.
Endlich trifft man, überall verbreitet, merkwürdig abgenutzte Blöcke,
Knollen und Geſchiebe von Süßwaſſerquarz oder tertiärem Sandſtein.
Unſern Gegenden zunächſt finden wir den Süßwaſſerquarz, wel—
cher oft die Braunkohlenbildungen begleitet, in zuſammenhängenden
Partien nur weſtlich von Okrylla und Jeſſen bei Meißen und in
den Kmehlener Bergen bei Ortrand. Das Geſtein iſt äußerſt feſt,
das vorwaltende Bindemittel der einzelnen abgerundeten Quarzkörner
ein Thonſilikat (Cotta). Bisweilen ſind einzelne Geſchiebe von
Quarz und Kieſelſchiefer darin aufgenommen.
Aller dieſer Ueberreſte aus verſchiedenen Bildungszeiten hatte ſich
das Diluvialmeer, welches, wie wir oben ſahen, in dieſe Gegenden
eingedrungen war, bemächtigt. Es trug in Eisſchollen eingeſchloſſen
die nordiſchen Blöcke und die Feuerſteine. Dies geſchah zu der von
der neuern Geologie als Eiszeit bezeichneten Epoche. Die Eismaſſen
löſten ſich von nordiſchen Gletſchern an den Küſten ab und trieben
nach Süden), wie noch jetzt ähnliche Flotten zum Theil mit Blöcken
befrachtet im atlantiſchen Meere angetroffen werden *). Sie waren
wol im Stande, in der niedrigen Temperatur an der damaligen
) D. h. gegen die Ränder des Erzgebirges u. ſ. w., wo man ſie bis in 1000
Fuß Höhe abgelagert findet.
) Man ſchreibt ihrem Aufthauen auf dem Meere die Wolkenmaſſen zu, welche,
wenn ſie durch den Weſtwind über Europa geführt werden, uns naßkalte Som—
mer bereiten.
70 Dritter Abſchnitt.
Südküſte des nordiſchen Meeres lange Zeit zu lagern ), fie fro-
ren am flachen Geſtade feſt, nahmen beim theilweiſen Wiederauf-
thauen außer den ſchon aus Skandinavien mitgebrachten Blöcken
und den Feuerſteinen auch noch die Geſchiebe und Blöcke der hier
in der Zerſtörung begriffenen Süßwaſſerquarzbildung an ihren un-
teren Seiten, und ſonſt, in ihre Maſſe auf. — Geſchiebe und Blöcke
müſſen beſonders betrachtet werden und zwar die Geſchiebe zuerſt.
Sie haben zweierlei Abnutzung unterlegen: Einer erſten oder Abrol—
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I S 75
NV
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Fig. 81. Erratiſche Geſchiebe mit flacher Aushöhlung. Fig. 82. Erratiſche Geſchiebe mit tiefer Rinne.
lung im Waſſer an der Küſte; einer zweiten oder Abreibung, wo
ein Theil derſelben im Eiſe eingefroren, gleichſam gefaßt **) war,
mit den Schollen der Schaukelbewegung des Wellenſchlages folgte,
und jedenfalls während langer Zeit gegen andere am Grunde feſt—
liegende Blöcke oder angefrorene Geſchiebe gerieben wurde.
Die erſte Abrollung brachte meiſt linſenförmige oder etwas lang—
gezogene Körper hervor (F. 81 u. 82). Die einfachſte Abſchleifung
) Charpentier (Essai sur les glaciers) verlangt nur 700 bis 800 kalte und
regneriſche Jahre, um die Schweiz vom Rhonegletſcher bis zum Jura von Neuem
mit einem Gletſcher zu überziehen, wie er einſt zu derſelben Eiszeit dort exiſtirt
haben muß. *
Der Steinſchneider kann einen Edelſtein nur dann bearbeiten, wenn er ihn faßt.
Dritter Abſchnitt. 71
auf ebener Fläche konnte auch nur eine ebene Fläche an dem Ge—
ſchiebe hervorbringen (F. 83). Ein flach converer Körper ſchliff mit
feiner breiten Seite (F. 81 c) in einen andern (F. 81 a u. b) eine
flache Höhlung ein (F. 81 d). Die ſchärfere Kante eines linſen—
förmigen Körpers (F. 82 c) ſchliff in ein anderes Geſchiebe eine tiefe
Fig. 83. Geſchiebe, auf einer Seite abgeſchliffen. N
Rinne ein. In beiden Fällen mußten der reibende und der abge-
riebene Körper gefaßt ſein.
Manche Steine unterlagen einem mehrſeitigen Schliffe, einer
Facettirung mit mehr oder minder ſcharfen Kanten. Dies konnte
nur geſchehen, wenn ſie im Eiſe ſich wendeten und wieder feſtfro—
ren (F. 84 u. 85).
Fig. 84. Geſchiebe, dreiſeitig abgeſchliffen. Fig. 85. Geſchiebe, vierſeitig abgeſchliffen.
Die Oberfläche der größeren, zerſtreut umherliegenden Blöcke)
beſchreibt Cotta als außerordentlich glatt und „von wunderbar un—
ebener Geſtalt, theils wellenförmig, theils knotig“. Ich möchte noch
hinzufügen, daß es oft das Anſehen hat, als wenn aus einer wei—
) Die größten Blöcke dieſer Art in der Gegend von Dresden ſind die ſo—
genannten Olter-(Altar-?) Steine unfern des Gaſthofes zum Heller nördlich der
Neuſtadt. Sie bildeten, wie die Bruchfläche ausweiſt, einſt nur einen großen
Block, der durch ein gewaltfames Ereigniß (Herabfallen vom ſchwimmenden Eife?)
zerbrochen iſt (F. 86). 4
€
72 Dritter Abſchnitt.
chen Maſſe Stücke mit einem Meſſer herausgenommen worden wä⸗
ren, bisweilen auch, als wenn der Ausſchnitt oder Eindruck in einer
Fig. 86. Die Olter-Steine (ſind auseinander gebrochen) beim Heller, nördlich Dresden.
Richtung nicht hätte vollendet werden können (F. 87). Dieſe Aus⸗
hohlungen, welche denen auf den kleinen Geſchieben ganz ähnlich
2 i * > > i I =
3 Zuls.
Fig. 87. Erratiſcher Block weitlic der Meridianſäule bei Rähnitz.
ſind, müſſen auch auf dieſelbe Art hervorgebracht worden ſein. Die
kleinen, im Eiſe gefaßten Geſchiebe wurden auf den großen Blöcken
Reibung
Fig. 88. Erläuterung.
lange Zeit hin- und hergeſchoben. So ſchliffen ſich beide Theile in
einander ein und glätteten ſich vollſtändig ab (F. 88). Die gleiche
Dritter Abſchnitt. 73
Härte des gegenſeitig reibenden Materials producirte das feinſte
Schleifpulver, und daher rührt jedenfalls, daß die ſonſt häufigen
zarten Ritzen oder Frictionsſtreifen hier nicht bemerkt werden.
Bei einzelnen auffällig geformten Knollen mag auch die beſchriebene
Reibung nicht ausgereicht haben und wir müſſen eine langdauernde
Austropfung, wozu auch die Möglichkeit vorhanden war, noch hin—
zunehmen ).
Die Begebenheiten der Diluvialepoche laſſen ſich für unſere Ge—
genden in Nachfolgendem zuſammenfaſſen.
1) Auswaſchung der Felsoberflächen, der erſten Schluchten und
Beginn der Thäler in der obern Etage.
| 2) Senkung des Landes, ſo daß das Meer weit eingreifen konnte
und die Felſen in Ueberfluthungen und Rückzügen, ſpäter durch re—
gelmäßigen Wellenſchlag bearbeitete.
3) Hierbei mochte längere Zeit ein Meeresniveau von etwa 1000
Fuß über dem jetzigen herrſchen. Während dem fand die Ablage—
rung der Gerölle, des Sandes und der mächtigen Lehmbildung ſtatt.
Endlich Herbeiführung der erratiſchen Blöcke und Geſchiebe durch
Flotten von Eisſchollen, und theilweiſe Ab- und Ausſchleifung der
eingefrorenen Geſteine.
Während dieſer langdauernden Diluvialperiode waren die benach—
barten Feſtländer durch zahlreiche Heerden vierfüßiger Thiere belebt.
Dies können wir mit Beſtimmtheit aus den Reſten derſelben ſchließen,
welche unter der ſchützenden Lehmdecke und zum Theil in wieder zu—
geſchlämmten Felſenſpalten bis jetzt ſich erhielten.
Beſonders häufig fand man in hieſiger Gegend die Knochen und
Zähne vom Rhinozeros (Rh. tichorhinus Cuvier). Man kennt der—
gleichen aus der Sandterraſſe der Hoflößnitz unterhalb Dresden; im
Lehme bei Graſſi's Villa unfern der Mündung des Plauenſchen
) A. v. Morlat machte 1850 Beobachtungen über erratiſchen Diluvialſchutt
im Gebirge ſüdlich von Wien bekannt; in der Beſchreibung der Herzogthümer
Schleswig und Holſtein wird nordiſcher Diluvialſchutt von Torsbüll bei Huſum
erwähnt; — ich ſelbſt fand dort zerbrochene und wieder verkittete Geſchiebe von
Gottlandkalk — Die Blöcke und Gerölle des Süßwaſſerſandſteines im errati—
ſchen Diluvium hat wol noch Niemand in Bezug auf ihre gegenſeitige Abreibung
betrachtet, darum wurden ſie von hier, wo ſo ſchöne Belegſtücke vorhanden ſind,
beſchrieben. — Einige ſehr deutlich facettirte Geſchiebe dieſer Art aus dem Schutt—
lande der Oberlauſitz unterhalb Bautzen beſitzt Herr Oberſtleutnant Raabe in Dresden.
74 Dritter Abſchnitt.
Grundes; in der Gegend von Wehlen, endlich fand ich ſelbſt unfern
Königſtein einen hierher gehörigen Backenzahn. Eine erſt neuerdings
bekannt gewordene Lokalität bewahrt aber auch die Knochen und
Zähne anderer Thiere. Bei der Arbeit in den Sandſteinbrüchen von
Oberpoſta, deren Klüfte und Gehänge mit ſandigem und etwas kal—
kigem Lehm (Löß?) erfüllt ſind, gruben frühere Beſitzer große Ele—
phantenknochen aus (weshalb die Gegend der Rieſe heißt), zertrüm⸗
merten dieſelben und verwendeten ſie als Düngung im Weinberge. Vor
kurzer Zeit fand nun Herr Schullehrer Hennig in Poſta unter den Kno—
= N a chentrümmern zwei prachtvoll er—
haltene Backenzähne aus dem Un-
terkiefer des Mammuth (Elephas
primigenius Blumenbach) (F. 89),
und ſeitdem wurden dieſe thieri—
ſchen Reſte etwas mehr beachtet.
Es fand ſich ein dritter großer
Backenzahn aus dem Oberkiefer
nebſt Splittern der Stoßzähne und
Kopfknochen vom Elephanten;
ferner Zähne und Knochen vom
Pferde, Bruchſtücke der Stangen
und Knochen des Rehes mit dem
Fig. 89. Backenzähne aus dem Unterkiefer des Rennthiergeweih (Cervus Guet-
Rhinoceros tichorhinus. tar di Kaup), eine Kinnlade vom
Fuchs u. ſ. w. Man kann hiernach ſchließen, daß bei ſorgfältiger
Ausbeutung noch manches für die Wiſſenſchaft intereſſante Beleg—
ſtück zu Tage gefördert werden wird.
von inmen. D. arojsei.
Auswaſchung des tiefen Elbgrundes und der Nebenthäler in der altern
Alluvialzeit. 5
Sowie ſich noch während der Diluvialzeit das Land allmälig
wieder hob, mußten auch die höheren Ablagerungen mit aufs Trockne
gelangen. Es mußte ſich in dem vom Meere verlaſſenen Boden
unſerer Gegend ein Strombett, das der Elbe, bilden. Sie floß auf
den Ebenheiten zwiſchen flachen Ufern aus Böhmen ab, und wurde
von einem bei Tetſchen geſpannten See, wie deren damals ſehr viele
in Böhmen vorhanden ſein mochten, geſpeiſt.
Dritter Abſchnitt. 75
Das Rinnſal wurde ihr durch die große Bruchſpalte bei Tet—
ſchen, dann durch die Abſonderungen vorgeſchrieben, wie man bei
aufmerkſamer Betrachtung der hohen Felswände von Ober- bis
Niedergrund ſehr deutlich ſieht. Vom Fuße des Winterberges an
wurde ſie durch die gehobene linke Gebirgsſeite in die ſchon mehr
Rauenſtein. Gr. Winterberg. Roſenberg. Lilienſtein.
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erwähnte Elblinie eingewieſen, und wenn fie vom Lilienſtein bis jen-
ſeit der Bärenſteine davon abwich, ſo möchte wol in der früher
angeführten Empordrängung des Lilienſteins und ſeiner Umgebungen
die Veranlaſſung zu den ausweichenden Bögen gegeben ſein ). Die
Skizze (F. 90) gibt ein ziemlich deutliches Bild der einſtigen Thal—
) Gleichwie aber die Elbe unfern Meißen bei hohen Fluthen jetzt noch einen
Weg nördlich um das Spaargebirge einſchlägt, ſo mag die Urelbe, wenn bei
Hochwaſſer das gewöhnliche Bett nicht ausreichte, direct hinter dem Lilienſteine
weggefloſſen ſein, worauf eine, über 1000 Schritte breite, ſandige Eintiefung in
jener Gegend hindeutet; vielleicht fand ein gleiches Bett für das Hochwaſſer auch
aus der Gegend von Weißig gegen Wehlen ſtatt; endlich diente wol auch das
Thal der alten Poſte zwiſchen Dorf Wehlen und Zatſchke eine Zeit lang als
Flußarm.
76 Dritter Abſchnitt.
ebene auf den Hochflächen. Der tiefe Elbgrund, mit Nebel ausge—
füllt, bezeichnet das frühere flache Bett des Stromes.
Der letzte Theil des Laufes gegen Pirna fällt wieder mit der
Linie zuſammen und trennt den gehobenen vom wagrecht gebliebenen
Sandſtein. Die Einwaſchung des jetzigen tiefen Elbgrundes konnte
aber nur, von den Felſen am Sonnenſtein rückwärts, durch Waſſer—
fälle und Stromſchnellen erfolgen, auf dieſelbe Art, wie man all—
gemein annimmt, daß die Waſſerfälle des Niagara allmälig von
Queenstown bis zu ihrer jetzigen Stelle zurückgewichen ſind und nach
einer Reihe von Jahrtauſenden den Erieſee entwäſſern werden ). Die
Geſteinsverhältniſſe der Gegend ſind einer ſolchen Annahme ſehr günſtig.
Der Bruch der Sandſteinbänke war, wenn auch nur als Haar—
ſpalte, vorhanden; der viel leichter zerſtörbare Pläner tritt gerade an
dieſer Stelle in die Thalſohle. Sowie mithin die Gewäſſer des ein—
ſtigen Meerbuſens ſo weit geſunken waren, daß ſie nur noch einen
von Meißen bis gegen Pirna ſich erſtreckenden See darſtellten, mußte
auch die Wirkung des Waſſerſturzes über die Sandſteinwand herab
und in der Spalte beginnen. Die Wogen zerſchlugen durch mit—
gebrachte Eisblöcke und Baumſtämme den Pläner, der Sandſtein
verlor die Baſis und mußte nothwendig nachbrechen.
So wurde in einer langen Reihe von Jahren der tiefe Elbgrund
immer dem Strome entgegen eingewaſchen. Die frühere Richtung
des flachen Bettes mußte auch die des tief ausgefurchten beſtimmen.
Endlich erreichte die Zerſtörung auch die geognoſtiſche Schwelle
Böhmens bei Mittelgrund, die am Adalbertfelſen vorſtoßende Granit-
partie und den darauffolgenden Thonſchiefer. Trotzdem, daß die
Sprengarbeiten für die Eiſenbahn hier den Zuſammenhang der
Granitmaſſe unterbrochen haben, ſieht man doch noch, welch bedeu—
tendes Hinderniß letztere einſt dem Strome entgegenſtellte. Auf dem
Granit erkennt man die unmittelbare Auflagerung des Sandſteins
(F. 91). Endlich erreichte die Durchwaſchung die zerrütteten Sand—
ſteinpartien von Laube bis Tetſchen und löſte das partielle Seebecken.
Zieht man in Betracht, wie in den Alpen die Seen, welche durch
vorgeſchobenes Gletſchereis entſtanden waren und nur wenige Mo—
nate in den Thälern exiſtirten, bei Vernichtung ihres Dammes die
größten Blöcke fortwälzten, Wälder umbrachen und wegführten, ſo
) Man vergl. auch den Vietoriafall des Zambeſi in Afrika. Illuſt. Ztg. Nr. 760.
Dritter Abſchnitt. *
wird man den letzten Ausbruch einer Waſſeranſammlung, die wir in
der Gegend, wo jetzt Tetſchen liegt, annahmen, von der größten
Wichtigkeit halten für Ausarbeitung des Elbgrundes. Man wird
aber ſehr viele dergleichen partielle Fluthen annehmen müſſen, in
dem Zeitraume, in welchem nach und nach die einzelnen Seebecken
ſich löſten. Als das Reſultat dieſer Fluthen und der bis in die Jetzt—
zeit fortgeſetzten Hochwaſſer und Eisgänge des Elbſtromes werden
wir die dermalige Form des Thales von Tetſchen bis Pirna zu be—
trachten haben.
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Adalberts-Felſen bei Niedergrund. Durchwaſchung des Elbthales durch den
Granit; die Höhen beſtehen aus Sandſtein.
Baſalt- und Phonolithblöcke, welche die Fluthen einſt mitbrach—
ten, finden ſich noch in der Thalebene unterhalb Dresden; einer der
letzteren liegt nördlich der Stadt am Wege zwiſchen den Scheunen—
höfen und Hechts Weinberge.
Fig. 91. St.
Auswaſchung der Nebenthäler.
Im zweiten Abſchnitte iſt ſchon nachgewieſen, in welcher Art die
Richtungen für die in das Elbufer mündenden Bäche durch Sprünge
und Riſſe vorgezeichnet waren. Dieſe konnte ſich jedoch während der
MS Dritter Abſchnitt.
Diluvialperiode nur bis in das Niveau der Ebenheiten einwaſchen.
Deren tiefere Ausarbeitung mußte vom Rückwärtsſchreiten des Elb—
thales abhängig ſein und konnte auch ſelbſt nur dem Laufe des
Baches entgegen erfolgen.
Das Thal des Thürmsdorfer oder Behnebaches an ſeiner Mün⸗
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dung in den tiefen Elbgrund gibt hierzu einen treffenden Beleg. Es
iſt in den erſten 500 Schritten von der Elbe her ſehr tief eingewa—
ſchen; ſodann wird es an der obern Mühle durch Felſen geſchloſſen,
über welche der Bach in mehreren Abſätzen 40 bis 60 Fuß tief herab—
ſtürzt und einen ſehr ſchönen — kaum gekannten — Waſſerfall bil—
det (F. 92). Wenig unterhalb deſſelben kommt von Süden her der
Dritter Abſchnitt. 79
Waldbach in kleinen Katarakten herab, und zur Zeit des Schnee—
ſchmelzens hört man das Toſen der Waſſermaſſen ſchon von Weitem.
Dieſe ſind aber auch von der verheerendſten Wirkung gegen die ihnen
an der untern Mühle entgegenſtehende Thalwand, welche ſie trotz
aller Kunſtbauten untergraben und den nachbrechenden Schutt der
Elbe zuführen, ſo daß an der Einmündung ein Schuttkegel entſtan—
den iſt, welcher bis weit in den Strom hineinreicht. Dieſer Schutt
iſt bedeutender als der vor der Bielamündung beim Städtchen König—
ſtein. Das * 5 u auch von der Natur längſt weit mehr
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Fig. 93. deu des Waldbaches ie zwiſchen nen Felſen.
ausgearbeitet, als die Seitenwände am Behnebach, welche, wie oben
gezeigt, fortwährend neu angegriffen werden “).
Beide früher erwähnten Bäche, der von Thürmsdorf und der
Waldbach, durchrauſchen oberhalb der Waſſerfälle eine Region mit
vielen Felsblöcken, bis ſie noch weiter oben ſich nur leicht in die
Geröll- und Lehmlager eingewafchen haben und die von der Seite
in flachen Mulden ihnen zufließenden Quellen aufnehmen.
) Bei beiden Mündungen ſieht man übrigens genau, wie der höchſte Theil
der Schuttmaſſen vom Elbſtrome, wenn dieſer angeſchwollen iſt, jedesmal ein
Stück mit fortgeſchoben wird; dadurch aber werden die Bäche bei niedrigem Waſſer
gezwungen, oberhalb des Schuttes einzumünden. Die Kirnitzſchbach hat, an
ihrer Mündung bei Schandau, dieſem Geſetz ganz auffällig folgen müſſen.
80 Dritter Abſchnitt.
Wo die harten Gerölle von den Bächen mit fortgeführt werden
und dann auf Sandſtein treffen, find fie immer von zerſtörender Wir-
kung. So werden vom Waldbache, 300 Schritte oberhalb des Weges
von Königſtein nach Struppen, die Gerölle durch alle Spalten einer
halbzerrütteten Sandſteinpartie gedrängt und müſſen dieſelben im
Laufe der Zeit ſchluchtartig erweitern (F. 93).
Am intereſſanteſten iſt aber die Einwirkung der Gerölle auf die
Sandſteinplatten in den Waſſerfällen. Sie bringen merkwürdige
Keſſelbildungen — die ſogenannten Rieſentöpfe — *) hervor, und
das Teufelsloch, ½ Stunde weſtlich der Feſtung Königſtein, bietet
hierzu die ſchönſten Belege. Nach etwa 1000 Schritten Wanderung
zwiſchen den niedrigen, vielfach angegriffenen Wänden dieſes Gründ—
chens, dem Waſſerlaufe entgegen, treffen wir auf eine 19 Fuß hohe,
abſchließende Wand, über welche das Bächlein in zwei Hauptabſätzen
herabftürzt. Der Oberlauf des aus Sümpfen zuſammenrinnenden
Waſſers iſt ſehr kurz; er trifft jedoch auf die Gerölllager, deren Kie—
ſel, mit Sand vermiſcht, herabgeführt werden (F. 94).
Betrachten wir die Arbeit in dieſer Werkſtätte zuerſt an der
unterſten Stufe des Falles:
Bei trockener Zeit tropft nur wenig Waſſer von der mittlern
Höhe ſenkrecht herab. Da, wo die Tropfen aufſchlagen, iſt ein
Loch a von nur 3 bis 4 Zoll Tiefe entſtanden. Verſtärkt ſich das
Waſſer zum ſchwachen Strahle, ſo bildet das Spiel deſſelben einen
Kreis, welcher ſich denn auch in einem Loche mit vorſtehender Warze b
ausgeprägt hat. Der ſtärkere Strahl ſtürzt im größern Bogen herab
auf die ſchrägliegende Felsplatte und hat einen bis 14 Zoll tiefen
Keſſel eingearbeitet, den die Geſchiebe und der Sand, welche hinein
geführt werden, immer tiefer ausreiben. Klettert man am Falle
gerade in die Höhe, oder umgeht die nächſten Felſen auf der Süd—
) Man verſteht in Skandinavien unter dem Namen Rieſentöpfe (Gjette gry-
der), mehr oder weniger cylinderförmige, nach unten zu ſphäriſche Aushöhlungen
im anſtehenden Felsgeſtein, von denen man annimmt, daß ſie durch Steine ge—
bildet worden ſind, welche vom Waſſer, in einem Strudel, im Kreiſe herum be—
wegt wurden. Dieſe Bedingungen ſind am häufigſten bei Waſſerfällen erfüllt,
wenn ſchon mehrere dieſer Aushöhlungen an Stellen getroffen werden, wo gegen—
wärtig weder ein Waſſerfall, noch überhaupt ſchnell ſtrömendes Waſſer vorhanden
iſt, man die Ausbildung dieſer Töpfe daher zum Theil in eine frühere geologiſche
Periode verſetzen muß. Vergl. Th. Scheerer in Poggendorf's Annalen. Bd. LXVI.
S. 289 ff. a
Dritter Abſchnitt. 81
ſeite, bis man wieder an den Bach gelangt, ſo erblickt man in hal—
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94. Waſſerfall und Rieſentopfbildung im Teufelsloch
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ber Höhe des Falles einen länglichen Keſſel genau von der Form
und Größe einer gewöhnlichen Badewanne. Das Waſſer traf hier
v. Gutbier, geognoſt. Skizzen. 6
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82 Dritter Abſchnitt.
auf eine wagrechte Platte und hat mit Hülfe der reichlich herbei—
geführten Geſchiebe dieſen ſchönen Rieſentopf ausgewaſchen, der auf
der Südſeite e ſich ſogar unter dem Felſen erweitert. An derſelben
höhern Seitenwand ſieht man, wie ſchon viel früher dieſe Keſſel—
bildung k in höherem Niveau begonnen hatte und durch Ausbrechen
der Vorderwand immer wieder zerſtört wurde. Der Kurſus dieſer
Auswaſchungen reicht mithin von der Gegenwart bis zu ſehr alten
Zeiten in der Entſtehung des Grundes.
So findet man auch am Langhennersdorfer Waſſerfalle, bekannt—
lich dem höchſten — von 26 Fuß Fallhöhe —, welchen die Natur
in Sachſen bietet, auf den Felsblöcken unterhalb des Hauptſturzes,
mehrere kleine Keſſel, die der Waſſerwirkung zuzuſchreiben find “).
Der Langhennersdorfer Bach ſtürzt vom großen Falle wol noch
60 Fuß tief über ein Haufwerk der größten Blöcke der Gottleube zu.
Es iſt der Mühe werth, das Gottleubethal ſelbſt in ſeinen Haupt—
abſchnitten kennen zu lernen. Von der Mündung, faſt eine Meile
aufwärts, ſehen wir den Bach in einer 500 bis 700 Schritte brei—
ten Aue, in welcher er bei geringem Gefälle den von oben herab—
geführten Schutt, in der Mitte am höchſten, abſetzte. Er ſelbſt fließt
an dem nicht ſehr hohen, aber ſteil abgeſchnittenen ſüdweſtlichen Thal—
rande, welcher das flache Gehänge von Cotta herein abſchneidet. Nord—
öſtlich ſteigt eine mäßige Böſchung bis zu den Wänden der Pirnai—
ſchen Ebenheit an. Von Naundorf beginnend, verengt ſich das Thal,
indem von beiden Seiten ſteile Böſchungen mit ungeheuren Fels—
blöcken ſich hereinſenken, zwiſchen denen der Bach fortwährend kleine
Fälle und Wirbel bildet **),
Zwiſchen der Grundmühle und Zwieſel ſtößt auf dem linken Ufer
mitten aus den Sandſteingehängen ein ſenkrechter, 80 bis 100 Fuß
hoher Granitfelſen vor, deſſen Geſtein als glatt abgewaſchene Schwelle
ins Flußbett vorſpringt (F. 95).
Dbberhalb des Einfluſſes vom Bahrabache ziehen ſich die Sand—
ſteinwände öſtlich gegen Bahra, weſtlich, als ſteiles Gehänge des
) Ein ähnlicher Keſſel im Ottewalder Grunde, beim Aufwärtsgehen zur
Rechten des Weges, etwa von einem Fuß Durchmeſſer und entſprechender Tiefe,
wird keinem aufmerkſamen Reiſenden entgangen fein.
) Hier finden Landſchaftsmaler reichen Stoff zum Studium einer wilden
Gebirgsnatur. Vergl. Schiffner, S. 314.
Dritter Abſchnitt. 83
Ladenberges, gegen Gersdorf zurück. Der Thonſchiefer — bei Bahra
Granit — tritt überall in der Sohle hervor, und nur einzelne Felſen
des Quaderſandſteins, wie der hohe Stein und der Jagdſtein, weſt—
lich Berggießhübel, ragen mitten im Schiefergebiete auf. Steht man
auf dem hohen Steine oder auf der Wand des Ladenberges, unfern
der von Berggießhübel nach Pirna führenden Chauſſee, ſo über—
ſieht man ein großes Terrain, von welchem einſt der Quaderſand—
ſtein bis auf die Sohle weggeführt wurde, denn ſübdlich, oberhalb
Gottleube, beim Sattelberge und bei Jungferndorf, treffen wir, wie
Fig. 95. Granitfelſen im Gottleubethale.
früher erwähnt, noch die Reſte jener Formation zwiſchen den welligen
Bergformen und tief eingefurchten Schluchten des erzgebirgiſchen
Gneisabhanges.
In den engen Thälern der rechten Elbſeite finden wir an meh—
reren Stellen die Felſen bis hoch über die Thalſohle mit faſt geglät—
teten Seitenwänden und abgerundeten Kanten, während mehr in
der Höhe eine weit rauhere Beſchaffenheit eintritt, und dies können
wir ebenfalls nur dem durchſtrömenden Waſſer bei der allmäligen
Austiefung zuſchreiben.
6 *
84 Dritter Abſchnitt.
Die Wände im Thale von Herniskretſchen aufwärts, namentlich
am Anfange des nach dem Prebiſchthore führenden Bielagrundes,
ſowie im Kirnitzſchgrunde am Fuße des Gellichenſteins unterhalb der
Oſtrauer Mühle, zeigen dies Verhältniß ſehr auffällig. Der hier
auf der rechten Thalſeite hoch über der Straße drohende Felſenüber—
hang rührt urſprünglich auch von einer großartigen Unterwaſchung
Fig. 96. Felſenüberhang = Kirnitzſchgrunde.
und Wegführung der ihn einſt ſtützenden Geſteinbänke her (F. 96).
Wie ſchon weiter oben bei Betrachtung des Thürmsdorfer Tha—
les angedeutet wurde, kommen dieſe Waſſerwirkungen auch noch jetzt
im großen Maßſtabe vor. Außer den Frühjahrsfluthen ſind beſon⸗
ders die ſogenannten Wolkenbrüche verheerend für die Thäler. Ein
Dritter Abſchnitt. F 85
ſolcher ergoß ſich am 1. September 1822 über den Ottewalder Grund.
Er führte große Felsblöcke, Steinſchutt, die Raſendecke der Thal—
ſohle, Geſträuch und Bäume mit fort und verſtopfte ſchon im obern
Theile des Grundes das Ottewalder Felſenthor. Gegen den Aus⸗
gang des Thales, im Städtchen Wehlen, fanden die größten Ver—
wüſtungen ſtatt; mehrere Häuſer wurden halb weggeriſſen, Brücken
zerſtört und eine gewaltige Schutt- und Trümmermaſſe bis in die
Mitte des Elbſtromes vorgeſchoben (F. 97). Das Sammelrevier
für die Gewäſſer des Ottewalder Grundes beträgt noch nicht Y/;
Quadratmeile.
Fig. 97. Schuttmaſſe am Ausfluſſe des Ottewalder Baches in die Elbe bei Wehlen, nach dem
Wolkenbruche vom 1. Sept. 1822.
Eben ſo klein iſt die Fläche, auf welcher am 26. Juli 1854 ein
Wolkenbruch bei Langhennersdorf niederging. Die von den Fel—
dern der linken Thalſeite, in der flachen Telle der Volkersbach,
zwiſchen der Grund- und Hofemühle der Gottleube zuſtürzen—
den Fluthen durchfurchten das wilde Haufewerk von Sandſtein—
blöcken, zerſtörten alle Vegetation, ſo daß viele Bäume geſchält wur—
den, entblößten im Waſſerriſſe den Schiefer des Grundgebirges, der
hier in der Nähe des Granites von Bahra dem dickplattigen und
feſten Hornfels des Harzes ähnelt, und ergoſſen ſich in die Gottleube—
bach, welche nun, unter einer ſteinernen Brücke durchdringend, in
86 Dritter Abſchnitt.
wenig Minuten die Ufermauer der entgegenſtehenden Hofemühle zer—
ſtörte, die nach der Waſſerſeite vorſtehende Hälfte der Mühle wegriß und
die Trümmer weit hinab zwiſchen die Felsblöcke des Flußbettes trieb.
Man wird ſich eine Vorſtellung von der Menge des bei demſel—
ben Wolkenbruche im Langhennersdorfer Thale herabkommenden Waſ—
ſers machen können, wenn man in Betracht zieht, daß der Felſen—
keſſel, welcher den Waſſerfall umgibt, zwei ſehr regelmäßige Ausfluß—
öffnungen zuſammen von 200 Quadratfuß Fläche bot und dennoch
das Waſſer 7 Fuß hoch herausſtürzte, wie man an den Seiten—
wänden der Felsblöcke, deren Moos und Epheu ganz abgerieben
wurde, noch jetzt bemerken kann. Auf ähnliche Art wurde in neue—
rer Zeit auch das Thal von Herniskretſchen heimgeſucht, und wir
werden Tauſende ſolcher partiellen Ergüſſe uns denken können, welche
ſeit den Urzeiten jeder etwas zur jetzigen Geſtaltung der Thäler beitrug.
Konnten bisher faſt nur zerſtörende Wirkungen des Waſſers an—
geführt werden, ſo iſt auch das einzige Kalktuff abſetzende — mit—
hin Geſtein bildende — Bächlein, der „Hemmfloß“, zu erwähnen,
welches ſich zwiſchen Langhennersdorf und Naundorf in die Gottleube
ergießt (F. 98). Deſſen Quellſümpfe liegen in der früher beſchriebenen
Plänerregion, hoch am öſtlichen Gehänge. Unterhalb derſelben iſt
eine große Maſſe erdigen Kalktuffs neben dem Einſchnitte des Baches
abgelagert. Da, wo das Waſſer am ſteilſten hinabſtürzt und zuletzt
neben dem Fahrwege im Grunde kleine Fälle bildet, überzieht er die
in ſeinem Bereiche wachſenden Moospolſter, Stengel und halbzer—
ſtörten Blätter, ſowie die Sandſteine des Grundes, mit einer Kalk—
kruſte, die jedoch keine große Feſtigkeit erlangt. Der Kalkboden begün⸗
ſtigt wie immer eine eigenthümliche Vegetation. Hier wachſen z. B.
mehrere Arten Huflattig, Centaurea scabiosa L., die Flockenblume mit
zertheilten Blättern — von Farrn, Polypodium calcareum (hoch oben
am Gehänge) — von Schachtelhalmen, Equisetum hiemale L., der
echte Schachtelhalm, unfern der Gottleube —; endlich das ſeltene und
ausgezeichnete Equisetum thelmateja, mitunter von 6 Fuß Höhe.
Es iſt am Bache von oben herein bis hinab zu den ſteilſten Stellen
anzutreffen und gewährt in den mittleren Regionen durch die üppige
Gruppirung feiner Schäfte einen fremdartigen Anblick).
) Eine Erinnerung an die baumähnlichen Equiſeten oder Kalamiten der Urzeit.
Dritter Abſchnitt. 87
Eine kurze Betrachtung über die Waſſerführung des Quader—
ſandſteingebirges dürfte ſich am beſten hier anſchließen. Die ſanft
nach Norden abhängigen, bewaldeten Hochflächen um den hohen
Schneeberg herum, zum Theil mit ſumpfigem Untergrunde, begün—
ſtigen ungemein das Anſammeln des atmoſphäriſchen Waſſers, aus
welchem die Zuflüſſe der Biela, des Kunnersdorfer und des Krippen—
r
es
Fig. 98. Fall vom Hemmfloß.
baches, ſowie mehrerer kleinerer Nebenbäche unmittelbar zuſammen—
rinnen. Ein großer Theil des Regen- und Schneewaſſers dringt
aber zwiſchen die geneigten Bänke des Sandſteines ein ), bis zu
) Das ſogenannte Schwitzwaſſer, welches in mehreren iſolirten Felſen, z. B.
dem Pfaffenſtein, Pabſtſtein u. ſ. w. im Herabtropfen zwiſchen den Klüften auf—
88 Dritter Abſchnitt.
undurchläſſigen Thon- oder Plänerſchichten und wird auf denſelben
nach den Quellpunkten geleitet. Dergleichen bieten nun vorzugs-
weiſe das Bielathal und deſſen Gehänge dar.
Zuerſt die prächtigen Quellen, welche in der Umgebung der
Schweizermühle aus den unteren Schichten des Quaderſandſteines
hervortreten und zu Begründung der dortigen Waſſerheilanſtalt Ver—
anlaſſung gaben. Sodann die Quellen in der Umgebung von
Hermsdorf, und diejenigen, welche das verfumpfte Terrain am Dorfe
Leupoldshayn bilden; ſie entſpringen jedenfalls auf den im erſten
Abſchnitte S. 21 erwähnten Plänerlagen. Ganz getrennt hiervon
ſtürzt vom Gehänge des großen Eichberges der Rollborn in das
Thal der Biela herab. Er hat feinen Urſprung hoch oben im Walde,
vielleicht auch auf Schichten des in Sandſtein übergehenden Pläners,
welche unter der Bodendecke verborgen liegen. Anerkannt auf den⸗
ſelben Schichten erſcheinen die reichen Quellen der Waſſerheilanſtalt
Königsbrunn im Hüttenthale. Ein am ſüdlichen Abhange des
Feſtungsberges vorbrechender ſtarker Quell, der für eine Bleiche be—
nutzt wird, läßt hier ähnliche ſchwach wellenförmige Schichtung des
thonig-ſandigen Geſteins — die hier partiell in Süden neigen
würde — vermuthen, wie man am Ausgange des Thürmsdorfer
Thales bemerkt. Auch können wir mit Profeſſor Geinitz annehmen,
daß in dieſe Region das den Königſteiner Feſtungsbrunnen ſpeiſende
Waller gehört *).
Der eifenhaltige Brunnen, welcher im Städtchen Königſtein am
Fuße des Pfaffenberges hervortritt und für eine Badeanſtalt benutzt
wird, beſchließt dieſes die Biela begleitende Quellenſyſtem.
Es find jetzt die Waſſer führenden Thonlagen im Sandſtein hoch
gefangen wird, iſt auf dieſem Wege zu den Thonſchichten begriffen. Dasjenige,
welches am öſtlichen Fuße des Lilienſteins ſich in kleinen Baſſins ſammelt, iſt
wichtig für die Bewohner der Ebenheit, da ſie in mehreren gegrabenen Brunnen
nie Waſſer fanden und bei trockenen Sommern oft mehrere Wochen lang den
Waſſerbedarf aus der Elbe bis hinauf in ihre Höfe ſchaffen müſſen.
) Derſelbe iſt bis zur Waſſerfläche 600 Fuß ſächſiſch — 523 Fuß franz.
tief und hält 60 Fuß Waſſer. Deſſen tiefſter Punkt liegt mithin immer noch
200 Fuß höher als der Elbſpiegel, der hier 342 Fuß franz. über dem Meere
anzunehmen iſt. Da der Brunnenmeiſter dies allen Fremden deutlich erklärt, ſo
iſt zu verwundern, daß auch in neueren Schriften noch immer die größten Ueber—
treibungen in Bezug auf jene Tiefe ſtattfinden.
Dritter Abſchnitt. 89
am Elbgehänge bei Naundorf und nördlich bei Kleinſtruppen zu er—
wähnen). Profeſſor Naumann nimmt dieſelben als in einem viel
höhern Niveau liegend an *), als die Plänereinlagerung jenſeit der
Kehle des Struppener Thales und bis Pirna, wo ebenfalls wieder
ſehr viele Quellen vortreten und für die Waſſerverſorgung der Stadt
gefaßt ſind. Der eine Stunde lange, nur auf kurze Zeit unter—
brochene Abhang von Lehm und Gebirgsſchutt im Elbthale — gegen
deſſen Druck die Eiſenbahn durch bedeutende Kunſtbauten und An—
pflanzungen nordiſcher Erlen geſchützt werden mußte — macht eine
genauere Unterſuchung unmöglich.
Nach demſelben Autor tritt der Pläner auf dem rechten Elbufer
bei Poſta unter die Thalſohle. Da nun aber im vordern Theile des
Thalſchlundes von Nieder-Poſta eine ſtarke Quelle ziemlich hoch am
öſtlichen Gehänge vortritt, zwei andere weiter nördlich näher der
Sohle unter den Bergwänden hervorkommen, ſo müſſen die undurch—
läſſigen Schichten auch noch bis in dieſe Höhe, mindeſtens 50 Fuß
über den Elbſpiegel, angenommen werden, und würden ebenfalls nur
die Verſandung des Pläners, — den Uebergang von deſſen kalkigen
Schichten in ſandig-thonige beweiſen.
Dieſen Quellenreichthum im Bielathale und an den Elbgehängen
hat man mithin dem Wechſel für das Waſſer durchläſſiger und un—
durchläſſiger Schichten und der ſanften Neigung derſelben ſchräg
gegen das Hauptthal zu verdanken. Ganz andere Verhältniſſe finden
ſich auf dem größten Theile der rechten Elbſeite, wo bekanntlich die
Schichten horizontal liegen und vielfach ſenkrecht zerſchnitten ſind.
Wir treffen daher ſchon im Ottewalder Grunde und in deſſen Neben—
ſchluchten die größte Waſſerarmuth, ebenſo in den zerriſſenen Um—
gebungen der Baſtei und in den Einſchnitten von Hohnftein gegen
den Brand. Kaum daß an einzelnen Stellen die Sohle der tiefen
Schluchten, z. B. der ſogenannten Buttermilchlöcher zwiſchen Wal—
) Die Waſſer aus den Quellen beider Localitäten werden zu hydrauliſchen
Maſchinen benutzt. Die Waſſerſäule bei Naundorf treibt die Turbine einer kleinen
Mühle am Fuße des Gehänges; die unfern Kleinſtruppen bewirkt durch ihren
Druck auf das tief am Abhange angebrachte Werk, daß ein großer Theil des
Waſſers wieder in Röhren den Berg hinauf und über denſelben bis in den Wirth—
ſchaftshof des Staatsgutes getrieben wird.
) Auf der Höhe über der Wehlener Ziegelau, mithin auf dem rechten Elb—
ufer, finden wir eine ähnliche, 4 bis 6 Fuß mächtige Thonlage im Sandſteine—
90 Dritter Abſchnitt.
tersdorf und dem Amſelgrunde, verſumpft iſt. Der Bach von Rathe—
walde, welcher den Amſelfall bildet, hat ſeine Quellen im Granit—
gebiet und auf Lehmboden; ein ihm von Norden her zufallendes
Schluchtenſyſtem enthält nur ein leeres Bachbette, „die dürre Bach“.
Die drei Hauptbäche dieſer vordern Gegend, die Weſenitz, Polenz
und Sebnitz, erhalten ihre Zuflüſſe aus dem lehmigen Boden des
Granitgebietes und nur wenige beachtenswerthe Quellen rinnen vom
Sandſteinterrain herbei.
In dem, die höchſten und wildeſten Theile umfaſſenden, Gebirgs—
dreieck zwiſchen Schandau, Herniskretſchen und der Kirnitzſchſchenke
iſt ein ähnlicher Waſſermangel. Nur am Baſaltkamme des großen
Winterberges und in der aus deſſen Verwitterung entftandenen leh—
migen Umgebung treten einige ſtarke Quellen aus; in der Haupt—
ſache find die meiſten Schluchten trocken; vor allen der faſt / Meile
lange große Zſchand. Das aus den wenigen Quellen vortretende
Waſſer verſiegt meiſt, bevor es ſich in den breiteren Sohlen vereinigt
hat und ein Bachbette bilden kann.
Einzelne Einſchnitte, in denen ſich mehr Waſſer ſammelt, ſind
daher durch die Namen: „der naſſe Grund“, „naſſe Schlüchte“
ausgezeichnet. Die Kirnitzſchbach erhält vom linken Ufer in
Sachſen keinen verſtärkenden Bach“). Kaum erheblicher find die
aus den Umgebungen des Rudolphſteins in Böhmen aus mehreren
kleinen Gerinnen zuſammenlaufenden Bächlein. Dagegen kommen
von der rechten Seite aus dem Granitgebiet größere Waſſerzuflüſſe.
So die beiden kleinen Bäche bei Lichtenhayn, welche die Waſſerfälle
im Kirnitzſchgrunde ſpeiſen, ferner der Ottendorfer und der das
Saupsdorfer Räumigt durchſtrömende Bach. Endlich mögen die
mehrgeſchloſſenen Bergflächen bei Daubitz in Böhmen den ſtärkſten
Beitrag liefern. Hier tritt ebenfalls wieder Pläner auf. Der ziem—
lich waſſerreiche Kamnitzbach, welcher bei Herniskretſchen in die Elbe
mündet, ſammelt in dem weiten, mit Baſaltkuppen beſetzten Reviere
zwiſchen Kreibitz und Böhmiſch-Kamnitz.
Wir wenden uns in die Thalabzweigung deſſelben, welche nach
Rainwieſe führt und treffen hier, in einer geringen Erſtreckung, bis
) Die Eiſenquellen des Schandauer Bades, ſowie das Waſſer im naſſen
Grunde, ſtehen jedenfalls in Beziehung zu den durch den Granit der hohen Liebe
veranlaßten Schichtenneigungen.
Dritter Abſchnitt. 91
zum Aufwege nach dem Prebiſchthore, mehrere ſtarke, am Fuße der
Berghänge vorbrechende Quellen, welche bei hohem Gefälle ſofort
mehrere Bretſchneidewerke treiben. Das Auftreten dieſer Quellen
möchte ich der Bruchſpalte in der erzgebirgiſchen Richtung am Fuße
der hohen Wände, in welcher wir uns dort befinden, zuſchreiben.
Endlich würde das im Dorfe Herniskretſchen von der linken
Thalwand an mehreren Stellen herabkommende Quellwaſſer der
ſchwachen Schichtenneigung in Nordweſt zuzuſchreiben ſein, welche
früher für dieſen Gebirgstheil nachgewieſen wurde.
Wenn nun beſonders den dieſe Gegenden beſuchenden Fremden
auffällig iſt, daß, im Gegenſatz zu anderen Sandſteingebirgen, trotz
des Mangels an fließendem Waſſer in dem zerſchnittenſten Theile
unſeres Gebirgslandes eine üppige Entwickelung, ſowol der niedern
Vegetation an Flechten, Mooſen und Farren, als auch der Nadel—
hölzer herrſcht, ſo liegt dies eben an dem verhältnißmäßig engen
Elbgrunde und an den vielen Schluchten mit ſenkrechten Wänden,
in welche die Sonnenſtrahlen und Winde nicht eindringen können,
wo ſich daher die Nebel lange verhalten, deren Feuchtigkeit den Pflan—
zenwuchs kräftigt. Unter den niederen Pflanzen hat aber wol das
Waſſermoos (Sphagnum) die wichtigſte Rolle, da es auf faſt allen
ſchattigen Hängen ſeine Polſter entwickelt und, ohne gerade Torf—
bildung im Großen zu bewirken, eine große Menge Waſſer anſaugt
und zurückhält.
Das Anhängen der Feuchtigkeit an die Felswände ſelbſt und das
Eindringen in das Geſtein bildet aber wieder einen der wichtigen
Momente, welcher im vierten Abſchnitte weiter entwickelt werden ſoll.
bſchnikt.
Verwitterung.
Verſteht man unter Verwitterung die Einwirkung des Wetters,
d. h. der Feuchtigkeit, der Temperatur und des Windes auf die
Außenflächen und auf die Klüfte der Felsmaſſen — wozu noch die
Angriffe der an den meiſten Stellen ſich einſtellenden Vegetation zu
rechnen ſind, ſo leuchtet ein, daß dieſe zerſtörende Einwirkung ſeit
einer unzählbaren Reihe von Jahren ſtattfand, ſeit der Zeit, als
die erſten Quaderſandſteinfelſen aus der Waſſerbedeckung emportauch—
ten. War es daher unvermeidlich, ſchon im vorhergehenden Ab—
ſchnitte die, vom Anbeginn für die Auswaſchung thätige, Verwitte—
rung vorläufig zu berühren, ſo werden doch noch genug intereſſante
Thatſachen übrig ſein, um ſolche zur Darſtellung zu bringen.
Betrachtet man ganz im Allgemeinen hohe Sandſteinwände nach
ihrem Aeußern, ſo findet man von oben herein die Gipfel unter
Annahme der bei der Auswaſchung beſchriebenen Höckerformen ab—
gerundet; von hier beginnt eine Zone, wo die Schichtung theils in
kleinen Abſätzen vorſpringt, theils durch tief eingehende Klüfte gleich—
ſam aufgelockert iſt und ſich dickplattig abheben läßt. Beſonders
wenn Schnee die kleinen Abſätze bedeckt, kann man dieſelben auf
große Entfernungen erkennen. Dann kommen große, ſenkrechte Flächen,
oft ohne alle Unterbrechung, daher mit kaum angedeuteter Schich—
tung, bis endlich nahe am Boden und etwa auf 25 Fuß über dem—
ſelben die eigenthümlichſten Zerſtörungen angetroffen werden. Am
gewöhnlichſten tritt wieder die Schichtung ausgeprägter auf, wie
Vierter Abſchnitt. 93
im Thale bei Herniskretſchen und in einem großen Theile des Bie—
laer Grundes ſo ſchön zu bemerken iſt. (S. Fig. 16, 34 u. 35.)
Hieran ſchließen ſich andere Ausfreſſungen wie Zellen, zwiſchen
denen ein unregelmäßiges Netzwerk ſtehen bleibt. Leicht überhängende
Wände begünſtigen beſonders die Bildung dieſes Netzwerkes, hinter
welchem ſogar zum Theil die Sandmaſſe verſchwunden iſt. Eine
kleine Partie deſſelben iſt in Fig. 99 dargeſtellt. Die hohle Schlucht
N — : SIZEINI—S,, nn
Fig. 100. Aus den Nickelsdorfer Wänden.
— jetzt häufig Wolfsſchlucht genannt —, ſüdlich des Königſteines,
die Umgebung des Diebskellers am Bärenſtein, ſowie mehrere Höh—
.
94 Vierter Abſchnitt.
len, endlich die Felswände am ſteilſten Aufwege zum kleinen Winter—
berge, laſſen daſſelbe vielfach wahrnehmen.
Eine andere Modifikation zeigt kleine vereinzelte Höhlen auf den
Schichtungsklüften, die gewöhnlich, je tiefer an der Felswand, deſto
häufiger und größer werden (F. 100 u. 101). Oft ſieht man auch
dieſe Höhlen nur von der Höhe eines Zolles oder einiger Zolle, und
durch die zierlichſten Pfeiler geſtützt (F. 102). Sie erſcheinen genau
als die Modelle der größeren und größten Sandſteinwölbungen.
Meiſt haben ſie eine wagrechte Sohle und eine in Bogenlinien ſchräg
Vierter Abſchnitt. 95
nach innen abfallende Decke. Die durch Umgreifen der Zerſtörung
und Verbindung der benachbarten Höhlen ſo häufig entſtandenen
Pfeiler erhalten dadurch Sanduhrformen, indem zwei Kegel von
oben und von unten ſich berühren. Härtere Schichten laufen wie
Vorſprünge in einem menſchlichen Bauwerke oft an den Seitenwän—
den und Pfeilern herum (F. 103). Zahlreiche Höhlenbildungen die—
Fe
Fig. 103. Höhlenbildung zwiſchen dem Teufels- und Schlüſſelgrunde.
ſer Art ſind an den Rändern der niedrigen Schluchten öſtlich der
neuen Schenke unterhalb des Königſteins zu beobachten. Eine vor—
züglich ſchöne Gruppirung iſt (F. 104) abgebildet. Man gewahrt
Fig. 104. Höhlenbildung unter der neuen Schenke bei Königſtein.
zugleich an derſelben, wie zwar auf der einen Seite die Aushöhlung
sich auf eine Bank des Sandſteines beſchränkt, wie jedoch auf der
96 Vierter Abſchnitt.
andern die Zerſtörung durch zwei Bänke fortſetzt und an anderen
Orten wieder beginnt. So findet man auch, wenn ſchon ſeltener,
einzelne vollkommen runde, tief eingewitterte Löcher mitten in feſten
Sandſteinbänken.
Eine natürliche Niſche mit Sitzbank an der Nordſeite des Quirl
(F. 105) vermittelt den Uebergang zu den größeren Höhlen, von
a
Fig. 105. Niſche und Ruhebank am Quirl.
denen der Diebskeller *) oder die zunächſt jener Niſche am Quirl
befindliche ſchöne Höhle hervorgehoben zu werden verdient (F. 106).
Fig. 105. Das Diebsloch.
Man kann ſie 120 Fuß weit in den Berg verfolgen. Im vordern
Theile bietet ſie eine durch Pfeiler geſtützte obere Etage. Wenn
*) Nach Schiffner; das Diebsloch in älteren Schriften. — Man gelangt aus
dem Hüttenthale oder vom Städtchen Königſtein in Y% Stunde hinauf.
Vierter Abſchnitt. 1 97
Feuer in derſelben angezündet wird, zieht ſehr oft der Rauch durch
ſeitliche Oeffnungen aus und bekundet ſo die Verzweigung der Aus—
höhlungen.
Als die ſtaunenswertheſte Höhle, nach dem allbekannten Kuhſtall,
führt Schiffner mit Recht die des Kleinſteins (F. 107) an. Er ſagt:
„Die Haupthöhle geſtaltet ſich dadurch, daß die Pfeilerpaare zweier
ungeheuern, ſpitz zulaufenden Thore ſich einander entgegen ſenkten,
doch ſo, daß noch ein ſchmaler Raum den Himmel ſehen läßt.“
ä — —
SE
—
Fig. 107. Die Kleinſteinhöhle.
Dies mag aber daher gekommen ſein, daß mit einem Kreuzpunkte
der beiden Abſonderungsrichtungen die Dispoſition zur Verwitterung
zuſammentraf, deren früher beſchriebene, netzförmige Kruſten wir im
Innern gewahren. Das Felſengehäuſe iſt nur eben groß genug, um
Wände und Decke der 48 Fuß langen und 32 Fuß breiten, nach
der Höhe nicht gut meßbaren Höhle zu bilden.
Der ſenkrechte Abgrund liegt hart vor dem ſüdlichen Thore ).
) Der Kleinſtein liegt öftlich der Kirnitzſch und nördlich des von Saupsdorf
herabkommenden Dorfbaches. — Er ift noch auf der öſtlichen Ecke der Odeleben—
ſchen Karte verzeichnet. Der Beſuch deſſelben ohne Führer iſt nicht anzurathen,
da ein wahres Labyrinth gefährlicher Felfengänge ihn umgibt.
v. Gutbier, geognoſt. Skizzen.
. 5 1
98 P Vierter Abſchnitt.
Von Betrachtung der größeren Höhlen wenden wir uns noch
einmal zurück zu den nur eben angegriffenen Wänden. Oft bilden
ſich nämlich keine einzelnen kleinen Höhlen, ſondern die Verwitte⸗
rung erweitert die Schichtungsklüfte, dringt auf denſelben immer tie⸗
fer ein und bildet endlich die häufig auftretende Form der Felſen⸗
überhänge. Die Wände, welche das Prebiſchthor ſtützen, bieten an
ihrem weſtlichen Fuße einen dergleichen von ziemlicher Größe; der
umfangreichſte iſt aber die große Hickelshöhle in einer Seitenſchlucht
des großen Zſchand (F. 108). Etwa 30 Fuß hoch, 50 Fuß über⸗
hängend, 160 Fuß breit und faſt in der ganzen Breite offen und
ziemlich hufeiſenförmig, bietet fie an ihrer Hinterwand eine — wenn
Fig. 108. Die große Sickelshöhle in einer er Seitenſchlucht des großen sei.
auch an manchen Stellen etwas feuchte — Sitzbank für 100 Per⸗
ſonen, würde aber für 200 bis 300 Menſchen Obdach und noth⸗
dürftigen Lagerraum gewähren.
Noch eine Modifikation der Verwitterungsformen iſt zum Schluſſe
anzuführen. An Stellen, wo an die Einwirkung eines ſtarken flie⸗
ßenden Waſſers nicht wohl gedacht werden kann, z. B. an den nied-
rigen Wänden, welche ſich vom Bielger Grunde gegen Roſenthal
hinaufziehen, iſt auf 10 bis 15 Fuß hoch die Wand ziemlich glatt
zerſtört; darüber ragt das Geſtein ſonderbar zerklüftet vor, wie dies
in Fig. 109 dargeſtellt iſt ).
) Es iſt nicht zu läugnen, daß dergleichen nahe über dem Boden benagte
Felſen einige Aehnlichkeit bieten mit der vom Gletſchereiſe abgearbeiteten Felſen⸗
region der höheren Alpenthäler (roches moutonnees, Charpentier und Aggaſtz);
aber da andere Gletſcherſpuren nicht nachgewieſen werden können und die Höhlen⸗
bildung ganz andere Fingerzeige gibt, ſo werden wir nur dieſe verfolgen.
Vierter Abſchnitt. 0 99
Ziehen wir aus allen dieſen Beiſpielen ein Reſultat, ſo iſt es
das der Intenſität, mit welcher die Felſen an ihrem Fuße benagt
find ). Dieſe Zone iſt unabhängig von der Höhe über dem Meere,
unabhängig von gewiſſen Schichten des Sandſteines, ſie ſteht da—
gegen in genaueſter Beziehung zu den ſogenannten Fichtendickigten,
zu der Höhe, in welcher junge Nadelhölzer am dichteſten zuſammen—
gewachſen ſind, tiefen Schatten verurſachen und jeden Luftzug ver—
hindern **). In dieſer Zone ſchlagen ſich an vielen Tagen im Jahre
— = —
Fig. 109. Wand mit Verwitterung bei Roſenthal.
die Nebel nieder und können nicht entweichen. Die Feuchtigkeit
hängt ſich in Tropfen an das Geſtein und wird zum großen Theile
von demſelben aufgenommen.
Ein kieſelig thoniges Bindemittel, wie in den meiſten feinkörnigen
Sandſteinen vorhanden, widerſteht am beſten der Zerſtörung; waltet
aber der Thon vor, fo nimmt er begierig das Waſſer auf, welches
ihn mechaniſch aufweicht und ausführt; kalkiges Bindemittel wird
) Trifft man aber in der Nähe des Bodens dieſe Zerſtörung der Felswände
nicht an, ſo kann man in den meiſten Fällen annehmen, daß die ausgewitterten
Theile verrollt ſind und unter einem neugebildeten Abhange begraben liegen.
**) Daß aber in allen Gegenden unſeres Gebirgslandes ſeit Jahrtauſenden
viele Generationen der Nadelhölzer heranwuchſen, mithin zeitweilig überall am
Fuße der Felſen Dickigte bildeten, darüber wird Niemand in Zweifel ſein.
7 *
100 j Vierter Abſchnitt.
durch die Kohlenſäure im Waſſer zerſetzt, ebenſo wird der vorhandene
Eiſenocker ausgelaugt und zur Zerſtörung und Umbildung des Ge—
ſteins benutzt. Er überzieht in Kruſten die hohlen Räume und die
ſandigen Wände, durchdringt das früher beſchriebene Netzwerk und
bietet zuletzt jo auffällige Formen als „der gepudelte Felſen“ (nach
Schiffner) am nordweſtlichen Fuße des Rauenſteins, der in Fig. 110
dargeſtellt iſt.
Fig. 110. Der gepudelte Felſen bei Weißig.
Während der Wintermonate verſtärkt der Froſt den Verwitte—
rungsproceß, indem die kleinen Eiskryſtalle der eingedrungenen Feuch—
tigkeit das Geſtein auseinander treiben und zum Zerfallen bringen.
Endlich ſind es beſonders die Anfänge (unterſten Entwickelungs—
formen) der Flechten- und Moosvegetation *), welche, der Feuchtig—
keit folgend, mit ihren Würzelchen zwiſchen die Sandkörner eindrin—
gen, dann zu gewiſſen Zeiten in kleinen Polſtern abfallen und jedes—
*) Sonſt unter den Namen der Iſidien, Pulverarien und Leprarien in den
Syſtemen aufgeführt, — Lepraria aurea und chlorina find die gelben Ueber—
züge der Felswände.
Vierter Abſchnitt. 101
mal Sandkruſten mit losziehen, deren Material ſich unten in den
kleinen Höhlen und am Fuße der Felſen ablagert. Sie ſcheinen
aber auch beizend durch Humusſäure (?) und Phosphorſäure (?) auf
den Sandſtein zu wirken; denn wenn man feſtere Stücke losſchlägt,
welche mit ihnen überzogen ſind, ſo zeigen dieſe eine veränderte
Beſchaffenheit. Das im Innern hellgraue Geſtein hat mehr nach
außen eine linienſtarke, braune — eiſenſchüſſige — Zone, auf
welche im Bereiche der Würzelchen eine Kruſte von halb zerſetztem
Sandſtein folgt. Die durch Abſterben der Flechten in den kleinen
Höhlen gewonnene Dammerde dient dann den ausgebildeten Mooſen,
den Farrenkräutern und andern Pflanzen zur Unterlage.
Ueber dieſe ſtill wirkenden Kräfte in der großen Naturwerkſtatt
konnten nur Andeutungen gegeben werden. t
Wie ſchwer, außerhalb der Nebelzone, die erſten Anfänge der
Verwitterung und der Vegetation auf Felswände mit friſchem Bruch
einwirken und an denſelben haften können, zeigt eine hohe Wand
an der Nordſeite des Pfaffenſteins, welche ſich durch helle Färbung
vor ihren Nachbarn heraushebt. Am 3. October 1838 fand nämlich
auf dem Grundſtücke des Bauergutsbeſitzers Führig ein Felſenſturz
ſtatt“) und die ſeit faſt 20 Jahren bloßgelegte Wand hat ihre Far—
ben bis jetzt noch nicht im Mindeſten verändert. Sie iſt aber auch
der Wirkung aller Stürme bloßgeſtellt. Die architektoniſchen Ver—
zierungen an der Spitze des höckerigen Thurmes zu Meißen, welche
gegen 500 Jahre der Witterung ausgeſetzt waren, haben kaum einen
Zoll Stärke von außen herein eingebüßt. Welche Zeiten werden
nöthig geweſen fein, um die Felſenſäulen des Bielaer Grundes aus
dem Zuſammenhange ihrer Schichten zu bringen, um die Barberine
— einen 80 bis 100 Fuß hoch vereinzelt aufſtrebenden Pfeiler auf
der Südſeite des Pfaffenſteins — (F. 111) oder die Katzenkirche im
Thale von Dittersbach (F. 112) ganz frei hinzuſtellen! — Jemehr
fie aus der urſprünglichen Verbindung heraustraten, deſtomehr wur—
den ſie der Nebelzone (die überall in den Klüften herrſcht) entrückt,
deſto langſamer ging in den letzten Jahrtauſenden ihre Zerſtörung
von Statten.
Sehr wichtige Belege für die von mir im Vorſtehenden ausge—
) In Fig. 116 dargeſtellt.
102 | Vierter Abſchnitt.
ſprochene Anſicht: daß durch die Feuchtigkeit im umgebenden Waldes⸗
dickigt die Verwitterung des Sandſteins beſchleunigt werde, gewähren
die in einer Meereshöhe von 1700 bis 1800 Fuß auf dem Gebirgs⸗
rücken liegenden Tyſſaer Wände. Deren ſüblicher Steilabruch zeigt
eine 60 bis 80 Fuß hohe, faſt 2000 Schritte von Oſt nach Weſt
fortlaufende Felſenmauer. Oeſtlich iſt ſie durch breite Lücken getrennt
— > ug
Fig. 111. Felſenſäule am Pfaffenftein. Fig. 112. Die Katzenkirche im Thale von Dittersbach.
von den noch weiter ſüdlich vortretenden Wänden des Schneeberger
Plateau's, weſtlich, wo ſie frei endigt, durch eine flache bewaldete
Mulde von den nördlich rückwärts gelegenen Raitzaer Wänden.
Jemehr die ſüdliche Fronte als ein Ganzes und kaum von den
ſchräg durchſtreichenden Abſonderungen getheilt erſcheint, deſtomehr
muß es uns auffallen, wenn wir, auf einem der ſchmalen Päſſe in
das Innere gedrungen, dort eine chaotiſche Zerſtörung der Nordſeite
Vierter Abſchnitt. 103
’
des mächtigen Sandſteingebildes antreffen. Nicht allein hat die
Zerklüftung den noch ſtehen gebliebenen breiten Wall — im Innern
etwa von 40 bis 60 Fuß Höhe — tief eingefurcht“), ſondern auf
der fanft in Nordweſt abhängigen Fläche find eine große Anzahl
Felsmaſſen faſt ganz iſolirt, welche durch die vielen Thore und klei—
neren und größeren Höhlen (F. 113 u. 114), die in das Innere
Fig. 113. Thor an den Tyſſaer Wänden.
dringenden Gänge mit rundlichen Fenſterlöchern nach zwei Seiten
an verlaſſene Bauwerke der Menſchen, mindeſtens an eine Höhlen—
ſtadt erinnern, in welcher auch groteske Standbilder und rieſenhafte
Köpfe nicht fehlen. Gehen wir aber wieder in das Einzelne dieſer
) Eine Treppe führt auf die Höhe, von der man eine prachtvolle Ausficht
nach dem Mittelgebirge und nach der Altenberger Gegend genießt.
104 Vierter Abſchnitt.
Zerſtörungen, ſo treffen wir an den ſchattigſten, den Luftſtrömungen
am meiſten entzogenen Stellen auch wieder die kleineren netzartigen
Zerfreſſungen und Auswitterungen, mit welchen nach unſerer Mei—
nung das Zerſtörungswerk beginnt und in welchen es in dieſer Nebel⸗
zone fortwährend thätig iſt. Dagegen ſtehen dieſelben Geſteine auf
der von den Stürmen gefegten, von der Sonne getrockneten Südſeite
faſt unberührt da. Daß auch in den öſtlicher gelegenen Quader—
ſandſteingegenden die Nebelzone dieſelben Wirkungen äußert, dieſelben
Fig. 114. Felſenruinen an den Tyſſaer Wänden.
Formen hervorruft, dafür dienen der (F. 115) abgebildete Kelchſtein
bei Oybin (Zittau) und der ſchon oft dargeſtellte Zuckerhut bei Aders—
bach als die beſten Belege. |
Die tiefe Auswitterung der Felſen am Grunde, wodurch endlich
die Schwere zur Geltung kommt, und die Maſſen abzieht“), das
Einſickern des Waſſers in die Spalten von oben, welches im Win—
ter gefriert und ſprengend wirkt, das Eindrängen ſtarker Baumwur⸗
zeln in die Spalten, wodurch ſie ebenfalls auseinander getrieben
*) In den meiſten Steinbrüchen der Gegend werden, die Natur nachahmend,
die Wände unterarbeitet und ſo viele 1000 Kubikfuß auf einmal zum Herabſtür⸗
zen gebracht.
Vierter Abſchnitt.
werden, ſind die Haupturſachen der Felſenſtürze, durch welche Maſſen
von vielen 1000 Kubikfuß auf einmal abreißen und unter donner
ähnlichem Gekrach am Boden zerſchellen.
105
7
Fig. 115. Der Kelchſtein bei Oybin. =
Un
N
707
67657
10
Fig. 116.
Alter und neuer Felſenſturz am Pfaffenſteine.
Einer der neueren aus der Gegend von Pfaffendorf wurde ſchon
erwähnt und iſt in Fig. 116 dargeſtellt.
Die großen Blöcke ſtammen
106 Vierter Abſchnitt.
von der gerade dahinter ſtehenden Wand. Auf dem ungeheuern
Bruchſtück eines viel ältern Sturzes ſteht eine alte Kiefer. Daſſelbe
iſt blos ſchräg herabgeſunken und ruht nur mit dem untern Theile
an der Böſchung des Berges, während der obere Theil frei iſt.
Fig. 117 ſtellt eine Partie aus der ſchon früher erwähnten wil-
Fig. 117. Zerſtörung in der Schlucht zwiſchen Lauba und Loosdorf.
den Schlucht zwiſchen Lauba und Loosdorf bei Tetſchen dar. Die
Felsgruppen hoch am Abhange, ſowie die zur Rechten, zeigen noch
geneigte Schichten; von ihnen ſind die mächtigen Maſſen herabgeſtürzt,
welche die Mitte der Schlucht erfüllen und derſelben im Verein mit
dem aufſproſſenden Gebüſch den höchſten landſchaftlichen Reiz
verleihen.
Die ſogenannte Wildpretskammer (F. 118) in den Nickelsdorfer
Wänden, vor allen Höhlen durch kubiſche Form ausgezeichnet, läßt
8 Vierter Abſchnitt. 107
aus ihrer Sohle noch die Würfelecke des großen Blockes hervor—
ſtehen, welcher hier einſt nach Zerſtörung der tiefern Baſis herab—
ſank und fo die geräumige Felſenkammer bildete *). Deren Ent—
ſtehung mußte daher bei den Felſenſtürzen aufgeführt werden, ſowie
man überhaupt in jener Gegend die auf verſchiedenſte Art herab—
geſtürzten, zum Theil auseinander gebrochenen Maſſen ſtudiren
kann.
Auch die Felſenſtürze wurden ſonach durch die bei der Verwit—
Fig. 118. Wildpretskammer in den Nickelsdorfer Wänden.
„
terung thätigen Kräfte herbeigeführt. Dieſe iſt als der noch immer
fortdauernde, letzte Akt des geologiſchen Drama's zu betrachten,
der gegenwärtig nur noch ſchwach von der Auswaſchung unterſtützt
wird. Dieſe Wirkungen griffen einſt dergeſtalt in einander, daß leicht
der einen Naturkraft hat zugeſchrieben werden können, was die an—
dere bewirkte. Beiden vereint verdanken die ſächſiſche Schweiz und
die benachbarten böhmiſchen Gegenden die letzte Ausbildung der für
ſie ſo charakteriſtiſchen Formen.
Der Felsgrund der Gegend, welche wir in dieſen Skizzen vorlegten,
entſtand aus Sand und Schlamm im Meere der Kreideperiode.
) Die Sohle der Schlucht iſt durch ſpätere Einſchlämmung erhöht worden.
108 ie en
Er wurde durch Hebungen mehrfach zerbrochen und den Ge—
wäſſern der Tertiärzeit entzogen. Er ſank von Neuem in die Flu⸗
then, nun des Diluvialmeeres, und ſtieg daraus, allmälig die jetzige
Geſtalt annehmend, wieder hervor.
Er wird gegenwärtig nur noch zeitweiſe vom Nebelmeere bedeckt,
welches in blendenden Maſſen die Felſen umwallt und, ohne toſende
Brandung, doch fortwährend thätig, auf Veränderung und Zer⸗
ſtörung feiner Umgebung hinwirkt.
Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig.
—5
Diterariſche Anzeigen.
Im Verlage des Unterzeichneten iſt erſchienen und durch alle Buchhandlungen
zu erhalten:
Physische Geographie.
Mary .
Aus dem Engliſchen
von
Dr. Adolph Barth.
Zwei Bände. — Preis 3 Thaler.
Inhaltsverzeichniß.
I. Band.
Erſtes KRapikel.
Begriff der phyſiſchen Geographie. Stellung der Erde im Sonnenſyſtem. Ent-
fernung von der Sonne. Bürgerliches Jahr. Neigung der Erdbahn. Maſſe
der Sonne. Entfernung vom Monde. Geſtalt und Dichtigkeit der Erde aus
den Bewegungen des Mondes abgeleitet. Geſtalt der Erde aus den Bogen
der Mittagskreiſe und aus den Pendelſchwingungen abgeleitet. Oertliche
Störungen. Mittlere Dichtigkeit der Erde. Erforſchte Tiefe unter ihrer
Oberfläche. Abriß der Geologie.
Iweites Kapitel.
Richtung der Kräfte, welche die Continente erhoben. Verhältniß zwiſchen Land
und Waſſer. Größe der Continente und Inſeln. Umriß des Landes. Aus—
dehnung der Küſten und ihr Verhältniß zu den Flächeninhalten der Eonti-
nente. Höhe der Continente. Formen der Gebirge. Formen der Felſen.
Zuſammenhang zwiſchen der phyſiſchen Geographie der Länder und ihrer geo—
logiſchen Beſchaffenheit. Gleichzeitige Erhebung paralleler Gebirgsketten.
Parallelismus der Erzgänge oder Zerklüftungen. Hopkins' Spaltentheorie.
Parallele Gebirgsketten einander in der Struktur ähnlich. Unterbrechungen
in Continenten und Gebirgsketten. Geſtalt des großen Continents. Die Hoch—
länder des großen Continents. Der Atlas, die ſpaniſchen, franzöſiſchen und
deutſchen Gebirge. Die Alpen, der Balkan und die Apenninen. Gletſcher.
Geognoſtiſche Ueberſicht.
Drittes Kapitel.
Die Hochländer des großen Continentes (Fortſetzung). Der Kaukaſus. Das
weſtaſiatiſche Plateau und ſeine Gebirge.
viertes Kapitel.
Die Hochländer des großen Continentes (Fortſetzung). Das oſtaſiatiſche Plateau
mit ſeinen Gebirgen.
Fünftes Kapitel.
Sekundäre Gebirgsſyſteme des großen Continentes. Skandinaviſches Syſtem.
Großbritannien und Irland. Das Uralgebirge. Die große ae Ebene.
Sechſtes Kapitel.
Die ſüdlichen Tiefländer des großen Continentes mit ihren ſekundären Pla⸗
teaux und Gebirgen.
Siebenfes Rapitel.
Afrika. Plateau Südafrika's. Vorgebirge der guten Hoffnung und Oſtküſte.
Weſtküſte. Abyſſinien. Senegambien. Tiefländer und Wüſten.
Achtes Kapitel.
Amerikaniſcher Continent. Die Gebirge Südamerika's. Die Andes. Der
Gebirgsſtock der Parime und die braſilianiſchen Höhenzüge.
Neuntes Kapitel.
Die Tiefländer von Südamerika. Die patagoniſche Wüſte. Die Pampas von
Buenos Ayres. Die Silvas des Amazonenſtroms. Die Llanos des Orinoco
und von Venezuela. Geognoſtiſche Ueberſicht.
N Zehntes Kapitel.
Mittelamerika. Weſtindiſche Inſeln. Geognoſtiſche Ueberſicht.
Elftes Kapitel.
Nordamerika. Plateau und Gebirge von Mexico. Das Felſengebirge. Die
Littoralkette und die Gebirge von ruſſiſch Amerika. N
Zwölftes Kapitel.
Nordamerika (Fortſetzung). Die großen Centralebenen oder das Miſſiſſippithal.
Das Alleghanygebirge. Der atlantiſche Abhang. Die atlantiſche Ebene.
Geognoſtiſche Ueberſicht. Mittlere Höhe der Continente.
Dreizehntes Rapitel.
Das Feſtland von Auſtralien. Tasmanien oder Van Diemens Land. Inſeln.
Continentale Inſeln. Pelagiſche Inſeln. Neuſeeland. Neu-Guinea. Borneo.
Atolls. Gürtelriffe. Korallenbänke. Dammriffe. Vulkaniſche Inſeln. Sen⸗
kungs⸗ und Erhebungsbezirke im Bette des ſtillen Oceans. Thätige Vul⸗
kane. Erdbeben. Säculäre Veränderungen im Niveau des Landes.
Dierzehntes Rapitel.
Arktiſche oder nördliche Polarländer. Grönland. Spitzbergen. Island. Deſſen
vulkaniſche Erſcheinungen und Geiſire. Jan Mayens Land. Neuſibiriſche
Inſeln. Antarktiſche oder Südpolarländer. Viktoria-Continent. f
Fünfzehntes Kapitel.
Natur und Charakter der Erzgänge. Erzlager. Bergwerke. Trockenlegung
und Ventilation derſelben. Ihre Tiefe. Verbreitung der Metalle. Gold.
Silber. Blei. Engliſche Bergwerke. Queckſilber. Kupfer. Zinn. Berg⸗
bau in Cornwallis. Steinkohlen. Eiſen. Häufigſtes Vorkommen deſſelben
in der gemäßigten Zone, namentlich in der nördlichen. Eiſen und Stein⸗
kohlen des europäiſchen Continentes und Englands. Amerikaniſches Eiſen
und Kohlen. Arſenik und andere Metalle. Salz. Schwefel. Verbreitung
der Edelſteine. N
Sechszehutes Rapitel.
Der Ocean. Seine Größe, Farbe, ſein Druck und Salzgehalt. Gezeiten. Wel—
len. Ihre Höhe und Kraft. Strömungen. Einfluß derſelben auf Seereiſen.
Temperatur. Die Schicht von conſtanter Temperatur. Linie des Temperatur-
maximums. Nördliches und ſüdliches Polareis. Binnenmeere.
Siebzehntes Rapitel.
Quellen. Baſſins des Oceans. Urſprung, Lauf und obere Partien der Flüſſe.
Waſſerſtraßenſyſteme Europa's. Afrikaniſche Flüſſe. Der Nil, Niger u. ſ. w.
Achtzehntes Rapitel.
Aſiatiſche Flüſſe. Euphrat und Tigris. Flußſyſteme ſüdlich vom Himalaya.
Chineſiſche Flüſſe. Sibiriſche Flüſſe.
Neunzehntes Kapitel.
Flußſyſteme Nordamerika's. Flüſſe in Mittelamerika. Flüſſe Südamerika's und
Auſtraliens.
Zwanzigſtes Kapitel.
Seen. Nördliches Syſtem des großen Continentes. Amerikaniſche Seen.
. II. Sam.
Einundzwanzigſtes Kapitel.
Temperatur der Erde. Temperatur der Luft. Wärmeausſtrahlung. Kältepole.
Wärmeäquator. Mittlere und abſolute Temperatur deſſelben. Iſothermiſche
Linien. Continentale und Inſelklimate. Extreme Klimate. Beſtändigkeit des
Klima's. Abnahme der Wärme mit der Höhe. Linie des ewigen Schnee's.
Dichtigkeit der Atmoſphäre. Barometer. Höhenmeſſung. Aenderungen der
Dichtigkeit und ihre Urſachen. Stündliche Variationen. Unabhängiger Ein—
fluß der trockenen und feuchten Atmoſphäre. Mittlere Höhe des Barometer—
ſtandes in verſchiedenen Breiten. Niedriger Stand im ſüdlichen Eismeere
und in Oſt⸗Sibirien. Barometriſche Stürme. Polar- und Aequatorialſtrö—
mungen der Luft. Paſſatwinde. Monſune (Mouſſons). Land- und Seewinde.
Drehungsgeſetz der Winde in den außertropiſchen Himmelsſtrichen. Winde in
den mittleren europäiſchen Breiten. Orkane. Geſetze ihrer Bewegung. Ihr
Einfluß auf das Barometer. Art des Steuerns, um ſich von ihnen unab—
hängig zu machen. Die Sturmwelle. Sturmſtrömungen. Stoßwinde oder
Böen. Tornados und Pamperos. Wirbelwinde. Waſſerhoſen.
Zweiundzwanzigſtes Kapitel.
Verdampfung. Vertheilung des Dampfes. Thau. Reif. Nebel. Region der
Wolken. Geſtalten der Wolken. Regen. Vertheilung des Regens. Menge
deſſelben. Anzahl der Regentage in verſchiedenen Breiten. Regenloſe Bezirke.
Schneekryſtalle. Linie des ewigen Schnee's. Grenze des Winterſchnee's auf
den Ebenen. Schloßen. Hagel. Kleinheit der letzten Theilchen der Materie.
Ihre Dichtigkeit und Geſtalten. Ihre Wirkung auf das Licht. Farbe der
Körper. Farbe der Atmoſphäre. Ihre Verſchluckung und Zurückwerfung des
Lichtes. Luftſpiegelung. Nebelbilder. Ringe und Höfe. Regenbogen. Regen—
bogenfarben in Thautropfen. Polariſation der Atmoſphäre. Luftelektricität.
Ihre Veränderungen. Elektricität der Nebel und des Regens. Inducirende
Wirkung der Erde. Blitz. Donner. Vertheilung der Gewitter. Rückſchlag.
St. Eim’s- Feuer. ’ Phosphorescenz. Polarlicht. Magnetismus. Erdmagne⸗
tismus. Inklination. Magnetiſche Pole und Aequator. Intenſität des Magne⸗
tismus. Dynamiſcher Aequator. Deklination. Magnetiſcher Meridian. Linien
gleicher Aenderungen. Stündliche Variationen. Linie der abwechſelnden ſtünd⸗
lichen Erſcheinungen. Magnetiſche Gewitter. Zuſammenfallen der Linien glei⸗
cher magnetiſcher Intenſität mit Gebirgsketten. Diamagnetismus.
Dreiundzwanzigſtes Kapitel.
Vegetation. Ernährung und Wachsthum der Pflanzen. Einwirkung der ver⸗
ſchiedenen Strahlen des Sonnenſpektrums. Klaſſen. Botaniſche Bezirke.
Vierundzwanzigſtes Kapitel.
Vegetation des großen Continentes, der arktiſchen Inſeln, der arktiſchen und
nördlichen gemäßigten Regionen Europa's und Aſiens.
Fünfundzwanzigſtes Kapitel.
Flora des tropiſchen Aſiens, des indiſchen Archipelagus, Indiens und Arabiens.
| Sechsundzwanzigſtes Rapitel.
Afrikaniſche Flora. Flora Auſtraliens, Neuſeelands, der Norfolkinſeln und
Polyneſiens.
Siebenundzwanzigſtes Rapikel.
Amerikaniſche Vegetation. Flora von Nord-, Mittel- und Südamerika. Ant⸗
arktiſche Flora. Heimath und Verbreitung der Cerealien. Alter der Bäume.
Meeresvegetation.
Achkundzwanzigſtes Kapitel.
Verbreitung der Inſekten und anderer niederer Thiere.
Neunundzwanzigſtes Kapitel.
Geographiſche Vertheilung der Seethiere im Allgemeinen. Fiſche. Seeſäuge—
thiere. Phoken. Delphine und Wale.
Dreißigſtes Kapitel.
Vertheilung der Amphibien. Fröſche und Kröten. Schlangen, Saurier und
Schildkröten.
Einunddreißigſtes Rapikel.
Vertheilung der Vögel in den arktiſchen Gegenden, in Europa, Aſien, Afrika,
Amerika und den antarktiſchen Regionen.
Zweijunddreißigſtes Kapitel.
Vertheilung der Säugethiere über die ganze Erde.
Dreinnddreißigfies Rapitel—
Vertheilung, gegenwärtiger Zuſtand und zukünftige Ausſichten des Menſchen—
geſchlechts.
Anhang (Höhentabelle).
Geologiſche Bilder.
Von
Bernhard Cotta.
Mit dem Porträt des Verfaſſers, einem Titelkupfer und 166 in den
Text gedruckten Abbildungen.
Dritte verbeſſerte und vermehrte Auflage.
Preis 1½ Thlr.
Inhaltsverzeichniß.
Erſter Abſchnitt: Entſtehung der Erdoberfläche.
Zweiter Abſchnitt: Vulkane.
Dritter Abſchnitt: Die geologiſchen Wirkungen des Waſſers.
Vierter Abſchnitt: Schnee und Eis in ihrer geologiſchen Bedeutung.
Fünfter Abſchnitt: Die Geſteine, woraus die feſte Erdkruſte beſteht.
Sechster Abſchuitt: Architektur der feſten Erdkruſte.
Siebenter Abſchnitt: Entſtehung und Bau der Gebirge.
Achter Abſchnitt: Die Erzlagerſtätten.
Neunter Abſchnitt: Die Kohlenlager.
Jehnter Abſchnitt: Die Entſtehung des organiſchen Lebens auf der Erde.
Anhang: Verwendung vorweltlicher Formen zu Kunſtzwecken.
„Zu dem wiſſenſchaftlich Intereſſanten hat ſich auch in der Geologie wie in
den übrigen Naturwiſſenſchaften das praktiſch Nützliche — die Anwendung ge—
ſellt. Es ſind nicht mehr bloße Goldkörner des Wiſſens, die durch ſie zu Tage
gefördert werden, ſondern auch wirkliche Metallkörner, Kohlen, Salz, und allerlei
nützliches Geſtein. Ja, ich habe anderwärts bereits behauptet, daß die Geo—
logie eine wichtige Grundlage der Nationalökonomie werden muß, denn die
Zuſtände unſeres Lebens und unſerer Geſittung ſind gar vielfach abhängig von
dem innern Bau des Bodens, den wir bewohnen.“ (Aus dem Vorwort.)
Quellenkunde.
Lehre von der
Bildung und Zuffindung der Quellen.
Aus dem Franzöſiſchen des
Abbe Paramelle.
Mit einem Vorwort von Pernhard Cotta.
Preis 2 Thlr.
Der Verfaſſer, welcher in Frankreich durch ſeine Erfolge in der Quellen—
auffindung großes Aufſehen gemacht hat, ſtützt ſich bei der Aufſtellung ſeiner
Theorie nicht blos auf eifrige wiſſenſchaftliche Studien, ſondern auch auf eine
fünfundzwanzigjährige, mit glücklichen Reſultaten gekrönte Praxis. 1
Nach einem kurzen Ueberblick über die Irrthümer, die in dieſer Richtung
=
geherrſcht haben, und einer Widerlegung derſelben, gibt der Verfaſſer eine
Definition der nothwendigſten techniſchen Benennungen und die wichtigſten Leh⸗
ren der Geognoſie und endlich ſein auf dieſe gegründetes Syſtem, womit er
ſeinen Zweck zu erreichen denkt.
haltsverzeichniß mit.
Wir theilen nachſtehend das ausführliche In⸗
Inhaltsverzeichniß.
Erſtes Kapitel.
Erhöhungen der Erde.
Zweites Kapitel.
Einſenkungen der Erde.
Drittes Kapitel.
Unterſuchung der Höhen.
Viertes Kapitel.
Unterſuchung der Abhänge.
Fünftes Kapitel.
Unterſuchung der Tiefebene.
Sechstes Kapitel.
Unterſuchung der Waſſerläufe.
Siebentes Kapitel.
Innerer Bau der Erde.
Achtes Kapitel.
Ungeſchichtetes Terrain.
Heuntes Kapitel.
Geſchichtetes Terrain.
Zehntes Kapitel.
Was man unter dem Worte Quelle
verſteht.
Elftes Kapitel.
Irrige Anſichten über den Urſprung
der Quellen.
Zwölftes Kapitel.
Widerlegung der irrigen Anſichten über
den Urſprung der Quellen.
Dreizehntes Kapitel.
Der wahre Urſprung der Quellen.
Vierzehntes Kapitel.
Quellenbildung.
Fünfzehntes Kapitel.
Linien, welche die Quellen unter der
Erde beſchreiben.
Sechszehntes Kapitel.
Punkte, wo man die Bohrlöcher ab—
ſenken muß.
Vulkaniſcher
Siebzehntes Kapitel.
Mittel, um die Tiefe einer Quelle ken⸗
nen zu lernen.
Achtzehntes Kapitel.
Mittel, um das Volumen einer Quelle
kennen zu lernen.
Ueunzehntes Kapitel.
Günſtiges Terrain für die Auffindung
der Quellen.
Zwanzigſtes Kapitel.
Ungünſtiges Terrain für die Entdeckung
von Quellen.
Einundzwanzigſtes Kapitel.
Boden ungünſtig für
Quellen.
Zweiundzwanzigſtes Kapitel.
Zerreiblicher Boden ungünſtig für
Quellen.
Dreiundzwanzigſtes Kapitel.
Waſſerarmes Terrain, in Folge ſeiner
Lagerung und Zerklüftung.
Vierundzwanzigſtes Kapitel.
Warme und intermittirende Mineral⸗
quellen.
Fünfundzwanzigſtes Kapitel.
Auszuführende Arbeiten, um die Quel⸗
len zu Tage zu legen.
SBWechsundzwanzigſtes Kapitel.
Quellen, die langſam oder gar nicht
zum Vorſchein kommen.
Siebenundzwanzigſtes Kapitel.
Mittel, um den Mangel an Quellen
zu erſetzen.
Achtundzwanzigſtes Kapitel.
Urſprung und Fortſchritte dieſer Theorie.
NUeunundzwanzigſtes Kapitel.
Quellen, die nach dieſer Theorie ge-
funden wurden.
Dreißigſtes Kapitel.
Aeltere und neuere Methoden,
Quellen aufzufinden.
um
Chemiſche Bilder
aus dem täglichen Jeben.
. Bon
James . W. Iohnfton.
Aus dem Engliſchen
von
Wilhelm Hamm.
Mit 112 in den Text gedruckten Abbildungen.
Zwei Bände. — Preis 2 Thlr.
Inhaltsverzeichniß.
1.
Die Luft, die wir athmen. — Das Waſſer, welches wir trinken.
II.
Der Boden, den wir anbauen. — Die Pflanzen, welche wir ziehen.
III.
Das Brod, das wir eſſen. — Das Fleiſch, welches wir kochen.
IV.
Die Getränke, die wir durch Aufguß bereiten: Der Thee. — Der Kaffee. —
Die Chocolade.
Wr
Die Zuderftoffe, welche wir gewinnen: Der Traubenzucker. — Der Rohrzucker. —
Das Manna. — Der Milchzucker.
vr.
Die Getränke, die wir durch Gährung erhalten: Das Bier. — Der Wein. —
Der Branntwein.
2
Die narkotiſchen Stoffe, deren wir uns l Tabak, Hopfen, und deſſen
Erſatzmittel.
VIII.
Die narkotiſchen Stoffe, deren wir uns bedienen: 9 Hanf, Betelnuß und
Pfefferarten.
IX.
Die narkotiſchen Stoffe, deren wir uns bedienen: Coca, Stechapfel, Fliegenpilz
und andere narkotiſche Stoffe. Allgemeine Betrachtungen. — Die Gifte, die
wir verwenden.
ö u.
Die Gerüche, die uns angenehm find. — Die Gerüche, die uns abſtoßen.
XI. b
Was und weshalb wir athmen. — Was, wie und warum wir verdauen.
XII.
Der Leib, den wir pflegen. — Der Kreislauf des Lebens; ein Rückblick.
. zn + 0 > IA + 8
Ilikroskopische Bilder.
Naturanſichten aus dem kleinſten Raume.
Ein Gemälde 8
des
Mikrokosmus in feinen geſtalten und geſetzen.
Von
Dr. 9. Rlende.
Mit 430 in den Text gedruckten Abbildungen.
Preis 2½ Thlr⸗
Inhalts verzeichniß.
Erſter Brief.
Der unbeſchränkte Raum. — Die Schranke. — Die Schranke des Maßloſen
iſt die erſte Erſcheinung des Geſetzes in der Natur. — Jeder Naturgedanke
hat eine beſtimmte Form. — Beſchränkung im Raume bedingt Geſtaltung. —
Begriff und Wirklichkeit des kleinſten Raumes. — Die Geſtaltung reicht bis
in die kleinſten Raumverhältniſſe. — Im kleinſten Raume tritt der erſte
Unterſchied zwiſchen unorganiſcher und organiſcher Natur in die Erſcheinung. —
Unterſchied der Körperzuſammenſetzung und Körperform. — Atome, chemiſche
Kraft und Lebenskraft. — Winkel und Kugel. — Krhyſtall, als erſte mathe⸗
matiſche Naturform. — Alle Körpergeſtalten ſind Fortbildungen von Linie,
Winkel und Kreis. — Der kleinſte Raum als eigentliche Werkſtatt des gött⸗
lichen Weltbaues. — Mikrokosmus. 5
Zweiter Brief.
Elemente. — Eigenſchaften derſelben. — Atome. — Cohäſionskraft. — Spe⸗
cifiſches Gewicht. — Wärme und ihre Einflüſſe auf die Atome. — Auf⸗
löſung feſter Körper. — Aggregatzuſtand der Körper. — Die Kryſtalliſation
und ihre Bedingungen. — Mikroſkopie der Kryſtalle. — Die ſechs Grund⸗
formen aller Kryſtalle. — Arten von Schwingungen der Atome. — Schall. —
Wärme. — Licht. — Farbe. — Eigenthümliche Vibrationen und Strömun⸗
gen in den feinſten Theilen. — Elektricität. — Galvanismus. — Magnetis⸗
mus. — Rückblick.
Dritter Brief.
Die Wunder der organiſchen Welt im kleinſten Raume. — Die organiſche
Materie. — Die Urzelle, als erſte Geſtaltung der organiſchen Natur in
Pflanzen und Thieren. — Lebenskraft und Organismus. — Verwandlung
organiſcher Materien in unorganiſche. — Verweſung, Verbrennung. — Die
Lebenskraft bildet immer nach einem beſtimmten Plane und erſtrebt ihr letz⸗
tes Ziel in periodiſchen Umläufen durch neue Darſtellung des Anfanges. —
Das Einzelweſen, als abgeſchloſſener Lebenskreis, gegenüber dem allgemei⸗
nen Naturleben. — Selbſtzweck des Einzelweſens. — Trieb der Selbſt⸗
erhaltung. — Wachsthum von Innen heraus. — Die pflanzliche und thie⸗
riſche Urzelle als Organismus. — Zellenmembran und Zelleninhalt. — Die
mikroſkopiſche Zelle, als wahrhaftes Objekt der Entwicklungsgeſchichte von
Pflanzen und Thieren. — Die Entſtehung einer Zelle. — Formverände⸗
rung der runden Zelle durch ungleiche Ernährung und mechaniſchen Druck. —
Die Lebensmannigfaltigkeit der geſammten organiſchen Welt erklärt ſich aus
den Lebenserſcheinungen der Urzelle, als Urphänomen des Pflanzen- und
Thierreichs. — Modificationen der Pflanzenzelle. — Gefäße, Baſt- und
Holzzellen, Spaltöffnungen. — Die Vegetation der Zelle. — Selbſtgefühl
der Zellen. — Die Zelle nimmt Nahrung und Bildungsſtoff auf. — Endos—
moſe und Exosmoſe. — Aſſimilation und Secretion der Zelle. — Contact—
wirkung. — Prädisponirende Verwandtſchaft. — Ausſcheidung und Aus—
dünſtung der Zelle. — Flimmerzellen. — Entſtehung der erſten Safteircu—
lation im Eie. — Samenzellen. — Fortbildung der Zellen im Thiereie. —
Mikroſkopiſche Darſtellung eines acht Tage alten Embryo-Menſchen. — Fort-
pflanzung der Zelle. — Ende und Tod der organiſchen Zelle. — Leben der
Zellen im Zuſammenhange. — Urzeugung und Entſtehung aus Samen oder
Eiern. — Schaffen und Zeugen. — Alles Wachſen und Fortentwickeln der
Pflanzen und Thiere geſchieht durch Zellenvermehrung und Zellenfortbil—
dung. — Unterſchied der pflanzlichen und thieriſchen Zelle. — Grenze zwi—
ſchen Pflanzen und Thieren im kleinſten Raume.
Vierter Brief.
Mikroſkopiſches Pflanzenleben. — Kryſtalle in Zellen. — Chlorophyll. — Stärk—
mehl. — Lagerung der Zellen zu Pflanzengeweben. — Splint, Holz, Jahres—
ringe. — Mark, Rinde, Markſtrahlen. — Markſcheide, Holzkörper und Cam—
bialzellen. — Gefäßbündel und ihre Anordnung in den verſchiedenen Pflan—
zenklaſſen. — Mikroſkopiſche Darſtellung der Fortpflanzung der Pflanzen. —
Der Anfang jeder Pflanze iſt immer eine einzelne Zelle. — Zellenabſchnü—
rung. — Sporenbildung. — Blüthen- und Samenbildung. — Der Blüthen—
ſtaub und ſein Verhalten bei der Befruchtung. — Samenknospe. — Neueſte
Theorie der Befruchtung, wobei der Blüthenſtaub eine weibliche Bedeutung
hat. — Zellen als Bildungsfactoren thieriſcher Gewebe. — Oberhautzellen. —
Nervenzelle und Nervenfaſer. — Innervation. — Muskelfaſer. — Bewe—
gung. — Lymphzellen. — Chyluskügelchen. — Blutzellen. — Verhalten der
Blutgefäße. — Lebensbedeutung der Blutzellen. — Formelle Anlage der
Abſonderungsorgane. — Knorpelzellen. — Knochenkörperchen. — Schmelz—
röhren. — Pigmentzellen. — Fettzellen. Elektriſche Zellen. — Milch—
kügelchen. — Geſunde und kranke Milch unter dem Mikroſkope. — Schleim—
oder Congeſtionszellen. — Eiterzellen. — Dotterzellen. — Zerklüftungs—
proceß des Dotters. — Geſchlechtliche und geſchlechtsloſe Fortpflanzung der
Thiere. — Zellenablöſung. — Selbſttheilung. — Knospenbildung. — Bil—
dung und Entwicklung des Thiereies. — Entwicklungsmetamorphoſen. —
Generationswechſel und Ammenbildung der Thiere. — Periodiſche Geſchlechts—
knospen bei den Polypen. — Entwicklung der Ohrenqualle. — Entwicklung
der Inſekten und Wirbelthiere.
Fünfter Brief.
Normale und abnorme Zellen. — Begriff von Krankheit. Krankhaftes Zellen—
leben. — Atrophie, als Urkrankheit der organiſchen Zelle. — Ueberbildung,
Hypertrophie. — Störung der Zellenfortbildung. Specifiſch abnorme Zel—
len. — Congeſtionszelle. — Eiterzelle. — Krebszelle. — Tuberkel- und
Melanoſezelle. — Contagiöſe Zellen. — Krankheiten, welche mit ſpecifiſchen
mikroſkopiſchen Thier- und Pflanzenbildungen verbunden ſind. — Contagiöſe
Pilze. — Gährungspilz. — Fadenpilze auf Schleimhäuten. — Muscardine. —
Pſoroſpermien. — Rotzconferve. — Pilze in den Luftſäcken der Vögel. —
Der Kopfgrindpilz. — Pilze auf Fröſchen und Waſſerſalamandern. — Schma—
rotzerthiere des Menſchen. — Krätzmilbe. — Haarbalgmilbe. Das Ein⸗
dringen der Schmarotzerthiere in die inneren Organe der Thiere und Men—
ſchen. — Oeſtrusfliege. — Floh. — Sandfloh. — Läuſe. — Holzböcke. —
Nigua. — Leptus. — Fadenwurm. — Neſtelwurm. — Peitſchenwurm. —
Palliſadenwurm. — Trichina spiralis. — Cercarien. — Leberegel. — Band—
würmer. — Blaſenwürmer.
e Sechster Brief.
Mikroſkopiſche Wanderungen durch die Welt des Waſſertropfens und die Pflan⸗
zenwälder des kleinſten Raumes. Die Infuſionsthierchen. — Infuſorien⸗
lager. — Der erſte mikroſkopiſche Blick in das Leben eines Waſſertropfens. —
Infuſorien als vollkommen organiſirte Thiere. — Eingeweide der Infuſo⸗
rien. — Räderthiere. — Magenthiere. — Die Pflanzen des kleinſten Rau⸗
mes. — Conferven und Pilze. — Das Mikroſkop.
Das
Thierleben der Alpenwelt.
Naturanſ ichten
Chierzeichnungen aus den ſchweizeriſchen gebirge.
Friedrich von Tſchudi.
Vierte verbheſſeyte Aufßfſes
Mit 24 Illuſtrationen nach Originalzeichnungen v. E. Rittmeyer und W. Georgy.
Preis 4 Thlr.
Gebunden 413 Thlr. — In Prachtband 5 Chlr.
Der Verfaſſer entwirft in dieſem Werke, welches das Verſtändniß der in natur⸗
hiſtoriſcher Beziehung ſo wichtigen ſchweizeriſchen Alpenwelt dem Gebildeten ebenſo
gründlich als anziehend vermittelt, mit großen Zügen das maleriſche Bild jenes
eigenthümlichen Naturgebietes in allen ſeinen Theilen; er zeichnet die Pflanzenwelt
mit ihren herrlichen Erſcheinungen und führt dann das geſammte Thierleben von
ſeiner unterſten Stufe bis zu den vollendetſten Vertretern auf, ſodaß ſich das Ganze
zu einem großartigen; künſtleriſch abgerundeten Naturgemälde geſtaltet.
Der Herr Verfaſſer ſagt in der Einleitung: „Die Gebirgswelt iſt eine ſo
außerordentlich mannigfaltige, ihre Erſcheinung ſo merkwürdig und eigenen
daß jeder Streifzug dahin ſchon ſeine Beute und ſeinen Lohn hat. Von dem
waldbeſäumten Fuße, von der freundlichen Hügelregion, mit der ſie im Thale
aufſteht, bis zu den Firnkronen ihres Hauptes nährt ſie nach feſten, durch kli⸗
matiſche Bedingungen modificirten Geſetzen ein wechſelndes, unendlich reiches
Leben und bietet ſo oft in einem aufſteigenden Flächenraume von wenigen Qua⸗
dratmeilen eine Stufenfolge animaliſcher Erſcheinungen, die wir im Tieflande
theils gar nicht, theils in Entfernungen von Hunderten von Meilen wiederfinden.
Wenige Wegſtunden führen uns von dem letzten Kaſtanienwalde, in deſſen Nach⸗
barſchaft noch der italieniſche Skorpion am Gemäuer klettert, zu den kleinen
Pflanzen- und Thierformen der Polargegenden. Die große Verſchiedenartigkeit
der Gebirgslocalitäten, ihre mittlere Stellung zwiſchen dem europäiſchen Süden
und Norden, ihre vielfach ſich abändernden klimatiſchen und meteorologiſchen Ver—
hältniſſe . und begünſtigen dieſen großartigen Reichthum organiſcher Er-
ſcheinungen, der auch in jenen eisumſtarrten Gebieten mit wunderbarem Haus⸗
halt und unglaublicher Zähigkeit noch ausdauert, welche man ſich gewöhnlich von
allem Leben entblößt und in ſtarrem Tode verfunken denkt. Welch ein Wechſel
thieriſcher Individualitäten von dem gewaltigen Geieradler, der ſich auf Morgen-
wolken wiegt und den verborgenen Raub in entlegener Schlucht wittert, bis zu dem
Gletſcherfloh, der in den Haarſpalten der öden Eismeere ſich regt, von der flüchtigen
und vorſichtigen Gemſe bis zu den mikroſkopiſchen Gebilden des rothen Schnee's!“
Leipzig: Verlagsbuchhandlung bon J. J. Meber.
32°
Geognostische Skizze der
SÄCHSISCH- -BÖHM: SCHWEIZ.
Zeichen- Erik ‚Erklärung,
= Wichtige Linien f:d.S.B.Schweiz: \ Sandstein .
. 5 Ar Längenabsonderung. Sn Kalkstein . 3
=» Onerabsonderung. Phonclth . » -:....Ph
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Erzgebirgische Richtung RR a Grand . Gr
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Druck von Eduard Kretzschinar in Leipzig.
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Literarische Anzeige.
Im Verlage des Takes chneken iſt erſchienen und Bund alle Buchhandlungen
zu erhalten:
Illuſtrirter
Dresden Führer
für
Dresden; die ſächſiſche Schweiz, Teplitz und Prag.
Mit 145 in den Tept gedruckten Abbildungen.
einer
Dresden und Prag.
Ingaltsurrzeichniss.
J. Dresden und ſeine Umgebungen. | III. Die Dresden-Prager Eifenbahn
Erſtes Kapitel. Allgemeines. Zwölftes Kapitel. Allgemeine Bemer⸗
Zweites Kapitel. Erſte Wanderung. Auf kungen über das Techniſch-Hiſtoriſche der
den Promenaden um die Altſtadt. Bahn.
Dreizehntes Kapitel. Die ſächſiſche
Drittes Kapitel. Zweite Wanderung.
Durch die Altſtadt.
Viertes Kapitel. Dritte Wanderung.
Durch die Vorſtädte und die Friedrichſtadt.
Fünftes Kapitel. Vierte Wanderung.
Die Neuſtadt und Antonſtadt.
Sechstes Kapitel.
Außerhalb der Stadt.
Siebentes Kapitel.
Durch Dresdens Umgegend:
II. Die fü ächſiſch- böhmiſche Schweiz.
Achtes Kapitel. Allgemeines.
Neuntes Kapitel. Rechtes Elbufer.
Zehntes Kapitel. Linkes Elbufer.
Elftes Kapitel. Ein Ausflug nach Tet⸗
ſchen, Außig, Schreckenſtein; Teplitz mit
Schönau.
Fünfte Wanderung.
Karte der Dresden-Prager Eiſenbahn und den Drientirungsplänen von
|
Vierzehntes Kapitel.
Sechste Wanderung.
Bahnſtrecke bis Bodenbach.
Die böhmiſche
Bahnſtrecke von Bodenbach bis Prag.
IV. Prag und ſeine Umgebungen.
Funfzehntes Kapitel.
Sech zehntes Kapitel.
Um die Altſtadt.
Siebzehntes Kapitel. Zweite Wan⸗
derung. Durch die Altſtadt und Judenſtadt.
Achtzehntes Kapitel. Dritte Wanderung.
Durch die Neuſtadt.
Neunzehntes Kapitel. Vierte Wande⸗
rung. Nach dem Wyſſehrad und durch die
Vorſtadt Karolinenthal.
Zwanzigſtes Kapitel. Fünfte Wanderung.
Auf der Kleinſeite.
Einundzwanzigſtes Kapitel. Sechste
Wanderung. Auf dem Hradſchin.
Zweiundzwanzigſtes Kapitel. Sie⸗
bente Wanderung. Durch Prags Umgegend.
Allgemeines.
Erſte Wanderung.
In Leinwand gebunden. — Preis 2 Thlr.
Leipzig, J.
II
J. Weber.
Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig.
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1
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